Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
erzählen ließen, ohne ihn ein einziges Mal zu unterbrechen, während die Gruppe flussabwärts watete. Außerdem hatten sie ja die Grotte mit dem Tor gesehen – und was sich darin befand. Und danach ... schien die Erklärung, die Trask lieferte, gar nicht so abwegig. Als er schließlich endete, meldete sich der Sprecher der Höhlentaucher zu Wort:
»Aber hat Miss English nicht gerade gesagt, dass diese CMI-Leute keine Zeugen brauchen können?« Seine Stimme hallte wie in einer Kathedrale, und im Schein starker Taschenlampen spiegelte sich in seinem Gesicht Angst wider. »Nun, wir sind ein bisschen mehr als nur Zeugen, Mister Trask. Die Leute, die da hinten gestorben sind, waren unsere Freunde und Kollegen. Und was ist mit uns? Können wir in diese andere Welt mitkommen? Oder wollen Sie uns hier zurücklassen, damit wir zusehen, wie wir mit was auch immer zurechtkommen?«
Trask blickte erst ihn, dann Nathan an und sagte: »Die Ereignisse überschlagen sich, und ich habe noch gar keine Zeit gehabt, mir Gedanken darüber zu machen. Ich vermag nicht zu sagen, was funktionieren wird und was nicht.«
»Sie können mit uns kommen«, erwiderte Nathan. »Immerhin bringen sie mich nach Hause und schleppen auch noch meine Waffen. Ich möchte nicht, dass einer von ihnen zu Schaden kommt. Außerdem wird Lardis eine gute Verwendung für sie haben. Irgendjemand muss seine Männer ja an den Waffen ausbilden.«
»Und wenn es dazu kommt, wieder nach Hause zurückzukehren?«, fragte ein anderer Höhlentaucher.
Doch Nathan schüttelte nur den Kopf und zuckte die Achseln. »Ich kann keinerlei Versprechungen machen. Würdet ihr die Wamphyri kennen so wie ich, würdet ihr das verstehen.«
»Aber gibt es eine Chance?«
»Mehr als das! Für jeden von euch gibt es einen Weg zurück, aber im Augenblick ist er versperrt. Außerdem können wir ohnehin nicht sicher sein, was für einen Empfang man euch an diesem Ende bereiten wird. Aber später, falls es ein Später gibt, kann ich euch immer noch zurück zum Portal auf der Sternseite bringen, ja.«
Die Höhlentaucher blickten einander an. »Nun, wie es aussieht, werden wir mitkommen«, sagte ihr Sprecher.
In diesem Moment erscholl weit hinter ihnen, auf dem Weg, den sie gekommen waren, ein gedämpfter Knall wie fernes Donnergrollen. »Das war das Schott«, stöhnte Chung.
Mittlerweile standen sie bis zur Hüfte in den schwärzlich wirbelnden Fluten und strebten einem trockenen Felsvorsprung neben dem Wasserlauf zu. Sie zogen zwei leichte Schlauchboote mit winzigen, dafür jedoch leistungsstarken Außenbord-Motoren hinter sich her und einen langen mit Luftkammern und mehreren Reißverschlusstaschen versehenen Gummischlauch. Im Notfall passten in jedes Boot drei Personen. Bei dem wurstförmigen Schlauch handelte es sich um ein Transportfloß, in dessen Taschen Nathans Waffen und andere nützliche Dinge verstaut waren.
»Wir sind zu siebt«, sagte der Sprecher der Höhlentaucher. »Je drei Mann in die Boote, und einer hält sich am Floß fest. Das werde ich sein!« Während sie auf den Vorsprung stiegen, fügte er hinzu: »Hier werden wir unsere Verfolger abhängen, vorerst zumindest. Das Heim verfügt zwar über weitere Boote und Sauerstoffflaschen, aber wenn sie uns über diese Stelle hinaus folgen wollen, müssen sie erst zurück, um sie zu holen.«
Auf dem Sims befanden sich auf kleinen Ständern sechs Tauchgeräte, und mit einem Mal stellte Trask fest, dass er schon Platzangst bekam, wenn er sie nur ansah. Doch indem der Wortführer der Höhlentaucher sich in das Oberteil seines Neoprenanzugs zwängte, beruhigte er Trask erneut: »Das ist nur für den letzten Teil der Strecke. Eine Aushöhlung, die von einem Ende zum andern gerade mal fünfzehn Meter lang ist, allerdings vollständig unter Wasser. Wir werden Ihnen natürlich durchhelfen. Und glauben Sie mir, wir haben Glück! Der Wasserstand war noch nie so niedrig. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten wir schon lange schwimmen müssen!«
Als sie vorsichtig in die Boote stiegen und die Motoren anließen, hörten sie hinter sich, aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, ein hallendes Platschen und heisere Rufe. Doch diese verklangen bald, als sie die Köpfe einzogen und auf einen lang gestreckten schwarz glänzenden See hinausfuhren, dessen Decke nur ein bis zwei Meter über ihnen hing.
Sie spürten das Gewicht der Ausläufer der Karpaten über sich, die wie durch ein Wunder über ihnen zu schweben schienen. Und während sie
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