Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
einer Kette phosphoreszierender auf und ab hüpfender Korken in eine scheinbar endlose Dunkelheit folgten, verfiel ein jeder von ihnen in Schweigen. Um ein Haar hätten sie sogar den Atem angehalten ...
Aber die Dunkelheit war keineswegs endlos.
Eine volle halbe Stunde lang kämpften sie mit langsamer Geschwindigkeit gegen die Strömung an. Hin und wieder vermochten sie die Wände zu sehen, dann wiederum verschwand selbst die Decke außer Sicht. Doch schließlich verengte sich die Höhle und bildete so etwas wie einen Flaschenhals, wo sich ein dunkler Kiesstrand wenige Zentimeter aus dem Wasser erhob. Auf einer Seite des Strandes verlief ein gewaltiger Riss durch die Wand. Dort lag ein leuchtender, milchiger Glanz auf dem Wasser, als würde es von einem unterseeischen Feuer erhellt.
Nathan erkannte das sanfte, zugleich jedoch wenig einladende Leuchten sofort. »Hinter dem Spalt in der Wand da drüben«, sagte er zu Trask, »befindet sich das Tor.« Und um es zu beweisen, wenn auch nur sich selbst, beschwor er ein Möbiustor herauf – das sich prompt verzerrte und in sich zusammensank. Hier, in den Eingeweiden der Erde, war es nicht anders als in Perchorsk: Die große Nähe des Tores störte die Raum-Zeit-Matrix und damit natürlich auch das Möbiuskontinuum.
Nachdem sie die Boote auf den Strand gezogen hatten, legten zwei der Höhlentaucher ihre Westen und Flossen an und ließen sich, ohne zu zögern, ins Wasser gleiten. Sie schwammen zu dem Spalt in der Wand, tauchten unter und verschwanden in der leuchtenden Tiefe. Sie zogen ein phosphoreszierendes Nylonseil hinter sich her, das an einer aus der Höhlenwand ragenden Felsnase festgemacht war. Nur ein, zwei Minuten später waren sie wieder zurück und bedeuteten Nathan, Trask und Chung, ins Wasser zu kommen. Mit Neoprenanzügen und Sauerstoffflaschen ausgestattet, nahmen die drei eine Position zwischen ihren beiden Führern ein und hangelten sich Stück für Stück an dem Seil entlang. Auf diese Art erreichten sie die Grotte, in der sich das Tor befand. Auf einem trockenen Vorsprung zogen sie sich aus, und einer der Höhlentaucher nahm den kleinsten Neoprenanzug und ein Sauerstoffgerät für Anna Marie wieder mit zurück durch die überflutete Höhlung. Mit Hilfe des Anführers der Höhlentaucher und seines Stellvertreters kam Anna Marie als Letzte hindurch.
Bevor sie mit ihr ins Wasser stiegen, ließen die beiden Taucher etwas Luft aus dem Transportfloß ab und befestigten es am Ende des Seils. Die Boote dagegen stießen sie einfach ins Wasser und ließen sie mit der Strömung treiben. Und zu guter Letzt standen alle sieben in der Grotte mit dem Tor.
Die Höhlentaucher waren zuvor schon hier gewesen. So eigenartig dies alles auch sein mochte, war es für sie doch keineswegs neu. Während sie an dem Seil zogen und das Transportfloß mit Nathans kleinem Waffenarsenal und diversen trockenen Kleidungsstücken einholten, standen die anderen vier nur da und blickten sich voller Ehrfurcht um. Vor allem betrachteten sie sich das Tor – das heißt, sie schirmten ihre Augen vor seinem Gleißen ab.
Das Tor. Es sah bei Weitem nicht wie ein Tor im eigentlichen Sinne dieses Wortes aus. Vielmehr war es das genaue Gegenstück der gigantischen fremdartigen Lichtkugel tief unten im Kern von Perchorsk. Nur schien hier der größte Teil in der niedrigen Decke festzustecken beziehungsweise wie eine gewaltige Blase kalten Feuers von dort herauszuwachsen.
»Der Weg nach Hause«, sagte Nathan, mehr nicht. Aber seine Worte klangen wie ein Seufzen, vielleicht sogar ein Gebet.
Trask sah ihn an und dachte: Und diesmal gibt es wirklich nur einen einzigen Ausweg.
Falls Nathan dies mitbekam, erwiderte er nichts darauf ...
TEIL ZWEI: SONNSEITE/STERNSEITE
ERSTES KAPITEL
Mit zusammengekniffenen Augen blickte sich Trask in der Höhle des Tores um und dachte: Eigentlich sieht es hier bereits aus wie in einer anderen Welt! Und dies – er wich vor ein paar abnorm geformten Tropfsteinen zurück – sind wohl ihre Bewohner.
»Einst waren sie es!«, erklärte Nathan ihm flüsternd, und dennoch hallte es von den Wänden wider. »Aber sie stammen nicht von hier, Ben, sondern aus Starside! Und, nein, wir sind noch nicht dort.«
Die Höhle war in etwa wie das Innere eines Rugby-Balles geformt. Sie war riesig wie eine Kathedrale und stand zur Hälfte unter Wasser. Die schwarzen nach innen gewölbten Wände waren gerippt wie ein gigantischer Schlund und voller Spalten und Risse, wo das Wasser
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