Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Gebieter Wratha der Auferstandenen eine gedankliche Warnung zukommen ließ:
Wratha, zurück! Nicht landen! Da unten ist jemand. Ein Feind – und was für einer! Aye, und er ist gefährlich!
Gefahr! Und die erste Pflicht eines Leutnants bestand darin, seinen Herrn und Gebieter zu schützen! Zahar trieb seinen Flugrochen an, bis er neben Nestor dahinglitt. Und sein Blick folgte demjenigen Nestors.
Links vor ihnen senkte sich der gewaltige prunkvoll gesattelte Flugrochen der Lady Wratha bereits auf die abgeflachte, plateauähnliche Kuppe des riesigen Findlings beziehungsweise des von gewaltigen Kräften abgerundeten Zufluchtsfelsen genannten Vorsprungs hinab. Direkt vor ihr setzte die Bestie ihres ersten Leutnants gerade zur Landung an. Etwas weiter zur Linken – parallel zu Nestor, allerdings ein Stück höher, sodass sie hinter Wratha eine ungefähre V-Formation bildeten – stand, eine Reihe äußerst anschaulicher Flüche bellend, Canker Canisohn in den Steigbügeln und zerrte an seinen Zügeln. Wie stets mit Feuereifer bei der Sache, zügelte der Hunde-Lord seinen Flieger in voller Absicht, damit er umso schneller an Höhe verlor. Er konnte es kaum noch erwarten, endlich zu landen. Dicht hinter diesen dreien folgten Wran der Rasende Todesblick in Nestors Windschatten und sein Bruder Spiro in demjenigen Cankers, und hinter diesen in einigem Abstand natürlich noch deren dienstälteste Leutnante, die die beiden Abschnitte des »V« bildeten.
Doch plötzlich tauchte wie aus dem Nichts aus einem ginsterüberwucherten Felsspalt direkt in der Flug- beziehungsweise Landebahn des vordersten Fliegers ein Mann auf. Er trug eine merkwürdige Maske mit hervortretenden reflektierenden Augen und über der Schulter eine einer länglichen Kiste nicht unähnliche Apparatur ... die er auf den Leitrochen auszurichten schien! Wratha nahm Nestors Warnung jedoch ernst und hatte bereits Kontakt zum Reiter jener Kreatur aufgenommen:
Wer auch immer dies sein mag, schnapp ihn dir mit der Bauchtasche deiner Bestie, befahl sie. Und dann schleudere ihn über den Rand des Felsens!
Der Mann an der Spitze machte Anstalten, den Befehl auszuführen, drängte sein Reittier mit zu riesigen Luftsegeln gewölbten Schwingen vorwärts und näherte sich seinem Opfer. Doch schon im nächsten Augenblick herrschte ein heilloses Durcheinander. Das Chaos brach los!
TEIL DREI: WAMPHIYRI!
ERSTES KAPITEL
Noch vor wenigen Minuten waren die Wamphyri hoch über dem Zufluchtsfelsen gekreist, ehe sie ihren spiralförmigen Sinkflug begannen. Während der Hunde-Lord Canker Canisohn hinabblickte, spiegelte sich in seinen nachtsichtigen tierhaft gelben Augen mit dem blutroten Kern die weite verwitterte Kuppe wie der Schädel eines in grauer Vorzeit gefallenen Riesen, und die Flecken aus Ginster- und Dorngestrüpp hie und da schienen die Überreste seines schütteren Haars zu sein. Doch abgesehen von dem kargen Bewuchs in den wie Nähten wirkenden Rissen und Spalten schien die flache Felsplatte ebenso kahl und bar jeden lebenden – oder auch toten – Wesens, wie sie bar jeder Gedankentätigkeit war; ein sicherer Aussichtspunkt, von dem aus sie das Kampfgeschehen beobachten konnten.
So jedenfalls hatte es noch Minuten zuvor auf dem Plateau ausgesehen, alles ganz ruhig und friedlich, obwohl weiter unten eine regelrechte Schlacht tobte und Männer starben. Nun dagegen ...
... brach das Chaos los!
Selbst wenn der Hunde-Lord es in seinen Träumen vorhergesehen hätte – was diesmal nicht der Fall war –, hätte er es kaum für bare Münze genommen. Doch wie er nun aufrecht in den Steigbügeln stand und seinem an die Kandare genommenen Flieger gut zuredete, während dieser die Rochenschwingen zu riesigen Luftsegeln formte und seine Tentakel ausfuhr, um die Erschütterung der erzwungenen Landung aufzufangen, sah er es mit eigenen Augen, und diesen musste er Glauben schenken.
Da unten, zwischen dem nachtdunklen Ginster, stand ein Mann auf dem Felsplateau. Er balancierte einen länglichen Kasten oder vielmehr ein röhrenartiges Ding auf der Schulter, trug über Kopf und Gesicht eine Maske mit hervortretenden Augen und ... stand zudem noch mitten im Weg von Wrathas Gefolgsmann Goban. Letzterer indes war völlig erpicht darauf, zu landen.
Dann ... wies Lord Nestor Leichenscheu mit dem Finger und fuchtelte wild mit den Armen, während der Mann im Ginster seinen länglichen Kasten auf Gobans Reittier richtete.
Auf der Felskuppe herrschte im Glanz der Sterne ein
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