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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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da«, erzählte der alte John. »Aber nicht hier draußen.« Nein, denn dies waren die Cairngorms, ein riesiges Naturschutzgebiet, über hundertsechzig Quadratkilometer nichts als Berge und Wildnis. Hier traf man Hirsche und Wildkatzen an, Füchse, Otter und andere wilde Kreaturen, aber so gut wie keine Menschen. Dies war Johns Reich. Hier war er Wanderführer; so fiel es leichter, sicherzustellen, dass die geheimen Pfade durch die Wälder auch wirklich geheim blieben. Oh, hin und wieder kam es schon vor, dass irgendein dämlicher Bergsteiger die Warnschilder ignorierte und sich mit seinem ganzen Team hierher verirrte ... und manchmal schafften sie es nicht mehr hinaus. Es hing ganz davon ab, welchen Weg sie einschlugen, insbesondere wo sie kletterten – und davon, wer sonst noch in dieser Gegend unterwegs war ...
    So langsam stieg das Terrain an. An einer Lücke zwischen den Bäumen blieben Bonnie Jean und der alte John stehen und blickten den Weg zurück, den sie gekommen waren, über Loch an Eilein mit seiner zerfallenen Burg hinweg. Bonnie Jean war die Ortssage, die sich darum rankte, wohl bekannt. Das alte Schloss im See wurde mit dem für vogelfrei erklärten Sohn Roberts II., genannt der Wolf von Badenoch, in Verbindung gebracht. Badenoch war die Region östlich des Spey, die sich an den Ausläufern der Cairngorms entlangzog. Aber B. J. wusste ebenfalls, dass »der Wolf« bereits seit hundert Jahren tot gewesen war, als das Schloss gebaut wurde. Das warf die Frage auf, das Gedächtnis welchen Wolfes man hier eigentlich bewahrte und wie gut – oder vielmehr schlecht – die unterschiedlichen Überlieferungen auseinandergehalten wurden.
    Allmählich trat zwischen den Bäumen das moosbewachsene, nackte Gestein zutage – »die Tränen der Titanen«, wie John es nannte. Schließlich hatten sie das Vorgebirge hinter sich und standen am Fuß einer nahezu lotrecht aufragenden Felswand. »Granit«, erklärte John unnötigerweise, »gut zwölfhundert Meter hoch, und zwar senkrecht!« Nun, nicht ganz.
    Bislang hatte er ihren Rucksack getragen. Nun half er ihr dabei, ihn anzulegen, band ihr das Haar mit seiner eigenen Klammer zurück und füllte einen kleinen Beutel an ihrem Gürtel mit Kreide, um ihre Finger zum Klettern trocken zu halten. Schließlich ermahnte er sie: »Wenn der Weg zu beschwerlich wird, nimm’ das Seil!« Es war keine Anweisung, denn das wagte er nicht.
    Sie machte sich an den Anstieg ...
    Zwölfhundert Meter nackter Fels, allerdings keineswegs senkrecht, jedenfalls nicht die ganze Strecke. Stellenweise kam sie beinahe ebenerdig voran, durch geröllgefüllte Mulden, über kuppelförmig gewölbte Plateaus, felsige Simse und kieferbestandene Bergsättel. Oh, ein, zwei Mal wurde es tatsächlich steil und einmal sogar ganz schlimm, als es hundertfünfzig Meter senkrecht bergauf und dann durch eine überhängende Traverse ging, vor der noch die besten Bergsteiger erst einmal zurückgeschreckt wären, ehe sie sie in Angriff genommen hätten. Doch ebendies war es, was Bonnie Jean am Klettern so sehr schätzte: die Herausforderung!
    Für sie hielt sich die Herausforderung jedoch in Grenzen, schließlich bestand ihre Aufgabe, ihre Pflicht darin, diesen Berg alle drei Monate, zu jeder Jahreszeit, mindestens einmal zu erklimmen, und dies seit einhundertsiebzig Jahren! Mittlerweile also schon ungefähr sechshundertachtzig Mal – mitunter verlor sie den Überblick – hatte B. J. den Berg bezwungen. Sie kannte jeden Spalt und jeden Stein auf dem Weg, jede Höhle, jedes Sims und jeden Kamin.
    Sie wusste, wo in der groben Granitwand zartrosa bis purpurn ganze Rosenquarzadern glitzerten, und kannte einen lotrechten Spalt, dessen Gestein so verwittert war, dass die ursprünglich darin eingeschlossenen Rauchkristalle oder auch »gorms« (Cairn gorms) fein säuberlich auf einem Haufen lagen, einem von der Natur geschaffenen Grabhügel (Cairn) nicht unähnlich. Sie mied die Horste der Steinadler, zumal jetzt, in der Brutzeit, und orientierte sich an den zerbeulten, verrosteten Haken, die sie vor Jahren, als es ihr noch an Erfahrung mangelte, zumeist selbst in den Fels geschlagen hatte.
    Auf einer Strecke von dreihundert Höhenmetern bewegte sie sich im Schnitt einen Kilometer oder auch mehr in der Horizontalen, immer tiefer hinein in das Labyrinth des Gebirges, in das sich bislang nur wenige Bergsteiger vorgewagt hatten. Doch während der vergangenen einhundertsiebzig Jahre – insbesondere während der letzten

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