Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
silbern glänzendes Rund! Sein Licht erhellte die Nacht, es schien auf den Nebelschwaden zu wogen und wies Radu den Weg zum Feuer. Wie eine Geistererscheinung glitt er zwischen dem inneren Kreis der Wagen und Karren hindurch und hatte es schon beinahe erreicht. Er konnte bereits die geröteten Gesichter der Männer erkennen, die sich ums Feuer scharten, sah ihre nachdenklichen Blicke und bekam mit, worüber sie sich unterhielten. Sie redeten über ... die Wachhunde, die Wölfe des Lagers!
Denn die Wölfe, diese zahmen Geschöpfe, hatten sich bei ihnen versammelt; die Schwänze zwischen die Hinterläufe geklemmt und die Ohren flach angelegt, strichen sie winselnd um die Beine ihrer Herren. Aye, und hätten sie sprechen können, hätten sie ihnen erzählt, dass Radu da war! Wahrscheinlich taten sie dies gerade, auf ihre Art, und die Menschen waren nur zu dumm, es zu verstehen.
Aber so wie Menschenblut hatte auch das Blut der Wamphyri – Radus Blut – einen eigenen Geruch! Und die um das Feuer streichenden Wölfe nahmen diesen Geruch wahr. Mehr noch, sie rochen, dass Radu erst vor Kurzem getötet hatte. Es waren drei; sie hielten mitten in der Bewegung inne und wandten sich wie auf Kommando Radu zu, der im Schatten eines Wagens stand. Ihre gespitzten Ohren verrieten ihn, und nun, da sie sich in der Gesellschaft von Menschen befanden, fühlten sie sich auch sicher genug, zu knurren und ein paar vorsichtige Beller loszulassen.
»Eh?«, sagte jemand. »Ist da was?« Und in der Tat war da etwas. Mit einem Satz sprang Radu in den Schein des Feuers, wo er stehen blieb und sich aufrichtete. Er ließ den Blick über die Gesichter der Männer schweifen und ... sah, dass Ion und Lexandru darunter waren! Die Ferenczys ebenfalls, und noch drei ihrer Gefährten. Ein wahrhaft übler Haufen, doch die vier Erstgenannten hasste er mehr als alle anderen.
Den Männern klappten die Kiefer nach unten. Aller Augen waren auf Radu gerichtet, der sie auf seine sonderbare Art angrinste. »Das geht nur mich und die Zirescus etwas an«, knurrte er, »die beiden da, Ion und Lexandru. Sie haben gemordet und vergewaltigt!« Er richtete die Armbrust auf die beiden. »Und die Ferenczys!« Damit richtete er die Armbrust auf sie. »Ich habe Giorgio getötet, und jetzt sind seine Söhne an der Reihe und deren Freunde. Was den Rest von euch angeht: Ihr müsst nicht unbedingt sterben, wenn ihr es nicht darauf anlegt. Aber genug geredet!« Radu legte an, nahm Lexandru ins Visier und zog den Abzug durch.
So schnell ging es, ohne weitere Vorwarnung. Lexandru war aufgesprungen, während Radu sprach, und als der Bolzen auf sein Ziel zuflog, hob er abwehrend die Hände. Der Bolzen ging zwischen ihnen hindurch, traf ihn in die linke Brust und drang bis zum Gefieder ein. »Oh?«, entfuhr es ihm ungläubig. »Du bist es ... Radu? Nicht tot? Nun, das ist ein D-Ding!« Damit spuckte er Blut, sank auf die Knie und fiel vornüber aufs Gesicht.
Einer der ums Feuer versammelten Männer besaß genug Geistesgegenwart, den Wölfen ein lautes »Fasst!« zuzurufen, und während Radu die abgefeuerte Armbrust an seinen Gürtel hängte und die andere Waffe in Anschlag brachte, sprangen die Wölfe ihn, ohne zu zögern, an. Knurrend verbiss sich der Leitwolf in seinen rechten Unterarm, der die Waffe hielt. Mit der freien Hand packte Radu den Wolf bei der Mähne, wirbelte einmal im Kreis herum und ließ das verwirrte Tier los, sodass es ins Feuer stürzte. Die Fangzähne rissen ihm die Haut mitsamt dem Fleisch vom Arm, doch dies spürte Radu kaum. Vorerst allerdings mussten Ion und die Ferenczys noch warten, denn da waren noch die beiden anderen Wölfe.
Einer von ihnen befand sich mitten im Sprung und kam mit lang gestreckten Pfoten geifernd direkt auf ihn zu. Radu konnte ihn gar nicht verfehlen. Er schoss seinen Bolzen ab und duckte sich. Der durchbohrte Wolf jaulte auf, flog über ihn hinweg, und schlug auf dem Boden auf. Er richtete sich wieder mit den Vorderpfoten auf, dann brach er zusammen und blieb reglos liegen. Der dritte Wolf kam schlitternd zum Stehen, als Radu seinen wütenden Blick auf ihn richtete und knurrend sagte: »Oh? Möchtest du gleichfalls sterben? Dann komm, bringen wir es hinter uns! Es ist noch genug Platz im Feuer.« Doch der graue Bruder hatte gesehen, wozu Radu imstande war, und wich winselnd zurück.
Radu ahnte den Gegenschlag eher, als dass er ihn kommen sah; er hatte zu viel Zeit mit diesen zahmen Wölfen verschwendet! Blitzschnell ließ er
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