Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
ihn kehrte wieder Leben ein. Die Zeit wird es zeigen, meine treue Gefährtin. Aye, die Zeit ...
B. J. schüttelte sich, als der Hunde-Lord sie unvermittelt fragte: Wo ... wo war ich stehen geblieben? Mir scheint, du hast recht und ich habe in der Tat wirr geredet. Zumindest bin ich wohl abgeschweift.
Es war, als habe auch er gedöst; träge und unsicher tasteten seine Gedanken in ihrem Geist umher.
In der Stätte war es um einiges dunkler geworden; B. J.s Feuer war niedergebrannt; ein noch grüner Zweig knackte, und prasselnd stoben die letzten Funken in die Luft. Durch eine Öffnung hoch oben im Felsgewölbe glitzerte ein einsamer Stern wie ein in einer steinernen Höhle erstarrtes Auge.
»Bei dem Geheimnisvollen«, rief B. J. ihrem Gebieter in Erinnerung. »Bist du zu einer Lösung gelangt?«
Ich entsinne mich. Mit einem Mal schien Radu wieder ganz bei der Sache. Aber du irrst; ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen und sie dir nur noch nicht mitgeteilt. Ich muss ihn sehen und selbst mit ihm »reden«. Ich brauche ihn hier, damit ich mir ein Urteil darüber bilden kann, ob er für uns von Nutzen sein könnte ... oder eine Bedrohung darstellt? Aber noch nicht. Vorerst noch nicht. Darum lautet meine Entscheidung:
Er hat noch einiges zu erledigen, sagst du. Dann soll er das ruhig tun. Geben wir ihm noch ein, meinetwegen auch zwei Jahre. Er will sich auf die Suche nach seiner vermissten Frau und seinem Kind begeben? Gut! Soll er suchen. Ah, aber er ist einfallsreich und verfügt über gewisse Talente. Großartig! Setzen wir sie zu unserem Nutzen ein. Wir stimmen darin überein, dass meine Feinde mir bereits auf der Spur sind. Schön und gut: Lassen wir diesen »geheimnisvollen« Harry Keogh sie aufspüren! Er soll sie für uns ausfindig machen. Und sollten sie dann keine Lust mehr haben, zu mir zu kommen, dann kann immer noch ich sie aufsuchen. Was hältst du von dieser Lösung?
»Und was, wenn er die Aufmerksamkeit auf dich lenkt?«
Hah! Aber ihre Aufmerksamkeit richtet sich doch seit jeher auf mich! Schon seit einer Ewigkeit sind sie auf der Suche nach mir! Und wie stets werde ich mich darauf verlassen, dass du sie mir vom Leib hältst.
»Und wenn er in Gefahr gerät, dabei womöglich sogar getötet wird?«
Was macht uns – oder sollte ich lieber sagen: mir – das schon aus? Denn offensichtlich bedeutet er dir ja eine ganze Menge! Aber ich verstehe, was du meinst. Deine eigentliche Frage lautet: Weshalb sollten wir einen wertvollen Verbündeten opfern? Das ist es, nicht wahr? Nun, zum einen muss er seinen Wert erst noch beweisen. Dies könnte die Gelegenheit dazu sein. Und zum andern: Ist er tatsächlich der Mann-mit-den-zwei-Gesichtern, jener geheimnisvolle Fremde meiner Träume, dann wird ihm schon nichts geschehen. Wie denn auch, wie könnte er sonst nach meiner Auferstehung zur Stelle sein?
»Aber ... wenn er sie aufspüren soll, die Drakuls und die Ferenczys, müsste er erst von ihnen erfahren. Aber du hast mir stets untersagt, über sie zu reden. So, wie du hier im Verborgenen liegst, sollten auch sie im Verborgenen bleiben, damit die Menschen nicht auf uns alle aufmerksam werden!«
Ein gutes Argument. Radu schien ehrlich zufrieden mit ihr. Doch leider zieht es hier nicht. Glaubst du im Ernst, ich würde jemanden mit diesem Wissen auf die Welt loslassen, ohne ihm vorher gewisse Beschränkungen aufzuerlegen? Natürlich nicht! Du hast mir erzählt, er sei deinem Bann erlegen. Stimmt das?
»Ich habe ihn betört«, nickte sie. »Und mittlerweile ist er auch deinem Wein verfallen. Er weiß nicht das Geringste von dir; und von mir ebenfalls nicht, nur dass ich eine harmlose junge Frau bin, eine Freundin und möglicherweise ...«
Seine Geliebte?
B. J.s Schweigen genügte als Antwort.
Das ist nur gut so. Denn ich sage dir, Bonnie Jean, wenn er nichts mit dir hätte oder nicht wenigstens danach trachten würde, dann wäre er in meinen Augen kein Mann. Dann bräuchte ich ihn auch nicht in meiner Gefolgschaft!
»Und falls er danach ... trachtet?«
Was? Schicke ich dich etwa los, um für mich die Hure zu spielen? Doch als er ihre Verwirrung bemerkte, fuhr er fort: Oh, ha-ha-ha! Jetzt wirst du mir gleich sagen, dass du keine eigenen Wünsche hast und dich in allem nur von dem Gedanken an mich leiten lässt. Er troff geradezu vor Sarkasmus, während sein Gelächter allmählich verstummte. Ha! Dabei weißt du ganz genau, dass ich Lügner nicht ausstehen kann!
»Du ... du spielst mit mir«,
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