Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
stotterte sie. »Das ... das muss ein Wortspiel sein!«
In der Tat! , knurrte Radu. Wenn du es nicht gewinnen kannst, solltest du es nicht spielen! Schon gar nicht mit mir ...
B. J. wartete ab und versuchte dabei, nicht zu zittern. Schließlich meinte er: Nun gut. Habe ich denn nicht angedeutet – und mehr als nur angedeutet –, dass du die Waffen einer Frau gegen ihn einsetzen sollst? Es gibt bessere Wege, sich einen Mann gefügig zu machen, als vergifteten Wein! Aye, also setze sie ein, Bonnie Jean, aber bei ihm , nicht bei mir!
»Ja, mein Gebieter«, erwiderte sie mit gesenktem Haupt.
Dann tu es auch, und wenn du das nächste Mal kommst, erstattest du mir Bericht!
»Jawohl, mein Gebieter.« Damit rollte sie sich zusammen.
Bonnie Jean, sieh zu, dass du ohne den Wein auskommst. Wenn du ihn daran gewöhnt hast, dann entwöhnst du ihn jetzt wieder. Der Wein hat bestimmt seinen Zweck erfüllt, aber damit ist nun Schluss. Ich brauche einen Mann, keinen Säufer. Und noch ein Letztes: Falls du ihn verführen solltest oder er dich, was auch immer, dann musst du sichergehen, und zwar absolut sichergehen , dass nichts von dir – oder vielmehr uns – in ihn gelangt. Das hat Vorrang vor allem anderen. Denn er muss als Mensch zu mir kommen – als Mensch durch und durch.
»Ich verstehe.«
So sei es. Und nun schlafe gut, meine Bonnie.
»Du auch, mein ... mein ... mein Gebieter.« Seine letzten Worte waren ein Befehl und sie seine Sklavin. Bonnie Jean gähnte, und ihr fielen bereits die Augen zu.
Als er merkte, dass der Schlaf sie übermannte, und sicher war, dass sie ihn nicht mehr hörte, fügte er hinzu: Aye, schlafe gut, Bonnie Jean. Denn bin ich erst einmal wiedererwacht, wird es für dich keinen Schlaf mehr geben, nur eine endlose Nacht, wie du sie dir niemals hättest träumen lassen. Eine Nacht, für die man sterben könnte! Zumindest einer von uns ...
B. J. erwachte im Morgengrauen. Sie wechselte ihren Verband und stellte fest, dass die Wunde bereits heilte und nicht mehr geblutet hatte. Der Alte John hatte ihr eine Scheibe kalten Rehbraten eingepackt. Diese aß sie zum Frühstück und spülte sie mit einem Schluck Tee hinunter. Anschließend machte sie sich daran, Radus Trichter zu reinigen, und verstaute ihn wieder. Eigentlich hätte sie dies schon gestern Abend tun sollen, doch sie war zu erschöpft dazu gewesen. Zu guter Letzt brach sie auf. Als sie den Bau verließ, war im psychischen Äther nichts von der Ausstrahlung ihres Gebieters zu spüren. Er schlief seinen bereits Jahrhunderte währenden Schlaf weiter.
Beim Aufstieg war sie bester Laune gewesen und hatte sich aufs Klettern gefreut. Für den Abstieg wählte sie jedoch die einfachste Route. Ihre Hochstimmung war von ihr gewichen, und sie musste über einiges nachdenken ... zum Beispiel über die Anweisungen ihres Gebieters. (Oh, ja, denn sie befand sich immer noch viel zu nah bei ihm, um sich irgendwelche ... anderen Gedanken zu erlauben.) Sie war verwirrt und völlig durcheinander. Zu guter Letzt verzichtete sie ganz aufs Denken und konzentrierte sich allein aufs Klettern.
Bonnie Jean war nicht im Geringsten naiv – wie auch, angesichts der Jahre, die sie bereits zählte? Doch sie stand unter Radus Bann und war ihm hörig, so wie Harry Keogh ihrem Zauber erlegen war. Und als Radus Sklavin zollte sie ihm stets Gehorsam. Aber als eine Lady der Wamphyri ...?
So etwas durfte sie auf gar keinen Fall denken, also ließ sie es bleiben ...
... bis zum Mittag, als sie zurück beim Alten John war und dieser einen Blutfleck auf ihrem Verband entdeckte und ihr einen neuen anlegte. Was er dabei sagte, erinnerte sie aufs Neue daran.
»Hey, Bonnie Jean!«, rief er aus. »Das is bloß ’n winziger Kratzer. Du hast wohl ’n bisschen übertrieben. Ich ... hab noch nie ’ne Wunde gesehen, die so schnell heilt! Diesmal hast du wohl nich so tief geschnitten?«
»So tief wie immer, John«, entgegnete sie, um im nächsten Atemzug hinzuzufügen: »Das geht doch bei uns allen so schnell. Es liegt in unserer Natur – in deiner doch auch.«
»Aye, trotzdem, so was hab ich noch nie gesehen!« Voller Ehrfurcht stand er da und starrte sie mit offenem Mund an. Dann wich er einen Schritt zurück und fragte erwartungsvoll: »Hat er es dir endlich versprochen? Wir haben doch immer gewusst, dass du früher oder später ...«
»Später, John, später!«, zischte sie, mit einem Mal wütend, allerdings eher auf sich selbst als auf ihn. »Wenn er wiederauferstanden ist
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