Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
entziehen.«
Harry nickte grimmig. »R. L. Stevenson! Das macht ihm zu schaffen: die Obeah-Kräfte seines Bruders! Fast spüre ich, wie sie mich durchströmen!«
Jordan hatte keine Ahnung, was Harry meinte; schließlich gab er sich die allergrößte Mühe, sich aus dem Geist des Necroscopen fernzuhalten.
Doch in ebendiesem Augenblick entschloss sich der Eindringling dazu, wiederzukehren, und er las Harrys Gedanken:
Was ...!? Es war nicht mehr als ein ungläubiges Krächzen. R. L.? Aber ... er ist tot! Hör’ mir zu, Weißarsch, was auch immer du sein magst: Mein Bruder ist tot! Kapierst du das? Tot! Ich muss es ja wissen, schließlich habe ich ihn umgebracht! Und wo wir gerade dabei sind: Dich werde ich auch gleich erledigen ... und die beiden anderen, die du mitgebracht hast, ebenfalls!
Die beiden anderen?, fragte Harry sich. Kann er R. L. etwa auch spüren? Nicht nur seine Obeah-Kräfte, sondern ... R. L. selbst?
Wen versuchst du hier zu verarschen, du Fuckscope? Von wegen »R. L. spüren«, das läuft nicht, R. L. ist nämlich tot! Ich meine deine beiden Freunde da draußen! Gleich drei Gegner – oder besser: nur drei! Na los, kommt und holt mich, wenn ihr den Mut dazu habt. Ich meine, drei gegen einen ... worauf wartet ihr noch? Aber vergesst nicht: Ich habe den Mond auf meiner Seite! Sein verhallendes Gelächter klang wie das Bellen eines tollwütigen Hundes.
»Er hat keine Angst mehr«, zischte Jordan. »Dafür kocht er vor Wut; außerdem ist er verrückt wie eine Scheißhausratte!«
»Er hat drei Gegner ausgemacht, wir sind aber nur zu zweit«, meinte Harry verwirrt. »Wenn er in der Lage ist, auch noch R. L.s Talent zu erkennen, heißt das, dass er selber so etwas wie ein Necroscope ist!«
»Was immer er ist, er will Blut sehen ... und zwar deins!«, entgegnete Jordan. »Und meins ebenfalls, wenn ich seine Gedanken richtig gelesen habe! Wir sollten die Finger von der Sache lassen und auf der Stelle die Polizei rufen.«
Ihr feigen Bastarde!, brüllte das Wesen in Harrys Kopf. Scheiß auf euch! Dann kämpfen wir eben ein anderes Mal! Vor seinem geistigen Auge sah Harry klar und deutlich den Eindringling, wie er in der Werkstatt zu seinem Wagen hastete. Doch er hatte den Necroscopen herausgefordert; schlimmer noch, er hatte sich über ihn lustig gemacht, ihn einen Feigling genannt. Und tief im Innern hatte Harry immer noch das unbestimmte Gefühl, dass er sich nicht in Gefahr befand. Jedenfalls nicht der Harry Keogh, der er früher einmal gewesen war.
In der Zwischenzeit hatte Jordan sich wieder eingeschaltet, diesmal allerdings absichtlich. »Er ist nicht allein dort drin, da ist noch jemand. Er hat einen Freund dabei. Vielleicht auch ... mehrere?«
»Skippy«, erwiderte Harry, etwas vorschnell; zumindest lag er damit nur zur Hälfte richtig. »Sie sind beide da drin. Und sollten sie diesmal davonkommen, wer weiß, wann wir es dann schaffen werden, die beiden zur Rechenschaft zu ziehen.«
Jordan wusste, was als Nächstes kommen würde, und sagte: »Harry, ich ...«
»Kommst du mit?« Der Necroscope streckte ihm die Arme entgegen.
Jordan wich zurück. »Auf deine Art? Lieber nicht! Ich habe einen Blick in deinen Kopf geworfen, Harry, und kann mir vorstellen, wie es in deinem Möbius-Kontinuum aussieht! Ich klettere über die Mauer.« Bevor Harry etwas erwidern konnte, trat er aus dem Schutz der Gasse und machte Anstalten, über die Straße zu laufen, hielt jedoch noch einmal inne und wandte sich um, um Harry einen stählern glänzenden Gegenstand zuzuwerfen. Harry fing ihn auf: eine 9-mm-Browning. »Du wirst wohl zuerst da sein«, rief Jordan mit gedämpfter Stimme. »Vielleicht kannst du sie brauchen.«
Als er an der Mauer ankam, blickte er zurück ... und sah, dass er recht hatte. Harry war nicht mehr da ...
... er befand sich im Innern der Autowerkstatt. Und A. C. Doyle Jamieson wusste es! Die Verblüffung des Irrsinnigen stand wie drei riesige Ausrufungszeichen im Geist des Necroscopen, darauf folgte ein Anflug von Entsetzen und ein Schwall von Fragen: Wer? Was? Wo? Wie? ..., ehe seine Wut erneut aufflammte. Sein Kopf war voller Mordgedanken; und für heute Nacht war Harry sein Ziel.
Mit einem Mal wurde es still ...
Jemand schaltete das Licht aus. Harry hörte die Schalter klicken. Nun herrschte völlige Dunkelheit. Nur eine einzige Glühbirne an der riesigen Betondecke, gut fünfzehn Meter entfernt, brannte noch. Sie gab mehr Schatten als Licht.
Dann eine Bewegung inmitten der
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