Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
zunutze machen wollen. Jemand könnte sich diese außergewöhnlichen Kräfte zunutze machen. Er könnte sie sogar
gegen uns einsetzen, um dir und mir und allen, die du liebst, zu schaden. Verstehst du das?« Harry nickte.
»Hör zu!« Anderson beugte sich tiefer über den Mann im Bett. Seine Stimme wurde ebenfalls tiefer und volltönender.
»Wir sind nur sicher, solange niemand etwas von unseren Kräften weiß. Wir sind sicher, solange wir unsere Kräfte abschirmen. Niemand darf je davon erfahren, was wir alles tun können. Wir dürfen niemals über unsere Kräfte sprechen. Du darfst noch nicht einmal eine Andeutung darüber machen, zu niemandem. Du darfst sie niemandem gegenüber preisgeben . Hast du verstanden?« (Ein zögerndes, unsicheres Nicken.)
»Du darfst deine Kräfte einsetzen, Harry, das ist dein gutes Recht, aber du darfst niemals darüber sprechen oder sie irgendjemandem offenbaren oder sonst wie preisgeben. Du darfst nie, niemals darüber sprechen oder sie irgendjemandem offenbaren oder sonst irgendwie preisgeben, ganz gleich, was man dir androht, auch nicht bei extremem Schmerz oder wenn man dich foltert. Hast du das verstanden?« Harry nickte, entschlossener diesmal.
»Hör zu, Harry! Du bist immer noch du, aber ich nicht mehr! Jetzt spricht ein Fremder zu dir – jemand, den du nicht kennst. Du weißt nicht, wer ich bin, aber du kannst mich hören. Wenn du mich hören kannst, sage ja.« Automatisch senkte Harry den Kopf zu einem roboterhaften Nicken, doch dann stockte er und verharrte reglos mitten in der Bewegung. Sein Mund klappte auf und seine Zunge zuckte hin und her, ehe er stotterte:
»J... j... ja. «
»Gut! Hör zu, mein Freund, mein guter Freund! Ich habe gehört, du sollst über erstaunliche Kräfte verfügen? Ist das wahr? Antworte mir!«
Der Necroscope sagte nichts – aber er wurde blass, seine Augenlider fingen an zu flattern, und seine Zunge zuckte wild hin und her. Dies war der Punkt, an dem Darcy sich zum ersten Mal wünschte, er hätte das Ganze nie ins Rollen gebracht. Allerdings wollte er an die einzig mögliche Alternative gar nicht denken.
»Seien wir doch vernünftig«, fuhr Andersons ach so einschmeichelnde Stimme in monotonem Tonfall fort. »Unterhalten wir uns ganz normal, Harry! Dein Hals ist nicht länger trocken; du spürst den Speichel in deinem Mund, deine Zunge ist befreit und du kannst ganz normal sprechen. Unterhalten wir uns ganz normal, Harry, ja? Dann sag’ mir doch bitte, was ist das denn für ein Gerede über deine sonderbaren Kräfte? Du kannst mir vertrauen, Harry! Erzähl’ mir davon ...«
Darauf schien die Anspannung des Necroscopen etwas nachzulassen. Seine Lider hörten auf zu flattern; er schloss den Mund und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als er schluckte, um seine Kehle anzufeuchten.
»Kräfte?«, fragte er überrascht. »Was denn für Kräfte? Leider verstehe ich nicht ganz, wovon Sie reden. Ich fürchte, ich weiß weder, wer Sie sind, noch wovon Sie überhaupt sprechen.« (Darcy musste grinsen. So kannte er Harry schon eher. Er wirkte nicht länger nervös, ja, er unterhielt sich tatsächlich »ganz normal«, indem er log wie gedruckt.)
Anderson warf Darcy einen Blick zu und nickte. »Das ist vielleicht ein harter Brocken! Ich weiß, es ist kaum zu glauben, weil es kinderleicht aussah; aber ich gebe Ihnen mein Wort darauf: Es war wirklich schwer, in ihn einzudringen, und ich habe gespürt, wie er gegen mich ankämpfte. Ich spüre es immer, wenn sie sich wehren, dann kriege ich nämlich jedes Mal diese furchtbaren Kopfschmerzen ...« Mit einem Taschentuch tupfte er sich die Schweißperlen von der Stirn. »Und, glauben Sie mir, im Moment bringen sie mich beinahe um! Aber machen wir doch einmal die Probe aufs Exempel! Er kennt Sie, richtig? Er kennt Sie als guten und vertrauenswürdigen Freund? Warum fragen Sie ihn nicht einfach mal nach seinen wundersamen Kräften?«
»Was?« Darcy war überrascht. »Einfach so? Ich kann ... mit ihm reden, während er unter Ihrem Einfluss steht?«
»Warten Sie«, entgegnete Anderson und wandte sich wieder dem Necroscopen zu.
»Harry, hier ist ein Freund von dir, Darcy Clarke. Darcy möchte mit dir reden, Harry, und du kannst ganz normal mit ihm sprechen, genau wie mit mir! Hast du verstanden?«
»Natürlich«, antwortete Harry, während sich im Schlaf ein Lächeln auf seine Züge stahl. Ohne zu zögern, fuhr er fort: »Wie geht’s, Darcy?«
Im ersten
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