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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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eine alte Gewohnheit ausführen.
    Darcy hatte die Pillen von Anderson erhalten, der sie bei der Behandlung psychisch Kranker einsetzte. Nicht dass Harry psychisch krank war; aber dies bot die leichteste Möglichkeit, ihn unter Andersons Kontrolle zu bringen, ohne dass der Necroscope merkte, was los war. Da er kein Patient im eigentlichen Sinne war, durfte er auf keinen Fall wissen, was mit ihm geschah. Denn hier ging es nun mal nicht darum, jemanden zu heilen, sondern um eine Vorbeugungsmaßnahme.
    Darcy war die ganze Zeit über dabei gewesen und erinnerte sich an jede Einzelheit. Vor allem entsann er sich, wie er Anderson nur schlecht verhohlen, beinahe misstrauisch auf die Finger geschaut hatte. Wenn man bedachte, was und insbesondere an wem er es vornahm, war ihm der Hypnotiseur viel zu lässig, viel zu entspannt vorgekommen. Wusste er denn nicht, wen er da vor sich hatte? Aber natürlich, musste Darcy sich ins Gedächtnis rufen, konnte Anderson nicht ahnen, wer beziehungsweise was Harry war. Er führte nur einen Auftrag aus.
    Anderson war noch jung, vielleicht fünfunddreißig oder sechsunddreißig, hochgewachsen und auf eine humorlos düstere Art gut aussehend; oder viel mehr attraktiv als gut aussehend. Vielleicht war dies aber auch ein Überbleibsel aus der Zeit, als er noch auf der Bühne gestanden und den unergründlichen Halbgott des Unterbewusstseins gemimt hatte. Falls ja, hatte er damit wohl unzweifelhaft Erfolg gehabt. Mit den geschwungenen Augenbrauen, den vollen, sinnlichen Lippen – die in seinem blassen Gesicht etwas zu voll und sinnlich wirkten – und den tief liegenden Augen mit den dunklen Ringen, wie von zahllosen durchwachten Nächten, fehlten Anderson nur noch zwei Hörner, damit er aussah wie der personifizierte Leibhaftige!
    Das glänzend schwarze Haar trug er zurückgekämmt, wahrscheinlich hielt er es, wie Darcy vermutete, mit Haarspray in Form. Er hatte ein schmales, fast spitzes Kinn und einen kurzen, fein säuberlich gestutzten Geißbart. Seine Koteletten liefen genau in der Mitte zwischen Ohrläppchen und Mundwinkel spitz zu. Und wie um sein Erscheinungsbild zu unterstreichen, trug er auch noch einen langen Mantel. Theatralischer geht es wohl nicht mehr, dachte Darcy. Andersons Augen waren selbstverständlich riesengroß, dunkel, hypnotisch, und seine Stimme klang einschmeichelnd, sanft wie Samt.
    In Harrys Zimmer verlor der Doktor keine Zeit. Darcy hatte alles genau mitbekommen: Zunächst hatte Anderson sich ans Bett gesetzt und nacheinander die Augenlider des Necroscopen angehoben, um nachzusehen, ob die Pupillen erweitert waren. Danach, als Harrys Augen mit glasigem Blick offen blieben, wandte er die klassische Methode an. Der Doktor ließ ein Kristallpendel an einer Kette hin- und herschwingen und befahl Harry mit leiser, eindringlicher Stimme:
    »Sieh auf das Licht, wie es funkelt, das Herz aus Kristall. Fühle den Herzschlag, während der Kristall hin- und herschwingt, und versuche, auf deinen eigenen Herzschlag zu lauschen ...« Darcy erinnerte sich, wie Andersons Finger das Handgelenk des Necroscopen gesucht hatten, um dessen Puls zu fühlen, und an das beifällige Nicken des Doktors, während das Pendel allmählich ausschwang und seine grandiose Stimme fortfuhr:
    »Harry, du kannst jetzt die Augen schließen und schlafen. Du schläfst ... du schläfst tief und fest, aber du hörst mich weiterhin. Ich bin dein Herzschlag, dein Innerstes, dein Leben und deine Seele. Du stehst unter meiner Kontrolle; ich bin du, und weil wir beide eins sind, wirst du meinen Befehlen folgen. Du wirst deinen Befehlen folgen, denn ich bin du. Wir sind eins, wir schlafen; aber wir hören, wie unser Innerstes zu uns spricht, und wir folgen seinen Befehlen. Kannst du mich hören, Harry? Wenn du mich hören kannst, dann nicke bitte ...«
    Auf Andersons Befehl hin hatte der Necroscope die Augen geschlossen. Er neigte den Kopf langsam zu einem Nicken und Darcy ertappte sich dabei, wie er den Atem anhielt.
    »Harry Keogh, du bist ein außergewöhnlicher Mensch mit außergewöhnlichen Kräften ... du bist ein Mensch mit außergewöhnlichen Kräften ... außergewöhnlichen Kräften. Weißt du das? Du bist ein Mensch mit außergewöhnlichen, wunderbaren Kräften.« Anderson hatte keine Ahnung, worin Harrys »außergewöhnliche Kräfte« bestanden; er befolgte lediglich Darcy Clarkes Anweisungen. Und abermals nickte der Necroscope.
    »Wenn jemand von deinen Kräften erfahren würde, würde er sie sich

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