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Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Neferets Fluch ( House of Night Novelle )

Titel: Neferets Fluch ( House of Night Novelle ) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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hatten.
    Als wir das Tor in der dicken, hohen Mauer durchquerten, erwartete mich auf der Freitreppe bereits eine Frau. Auch auf ihrer Stirn prangte eine saphirne Mondsichel, umgeben von verschlungenen Zeichen. Sie winkte uns freudig zu, doch als die Kutsche hielt und der Späher der Vampyre mich herausheben musste, eilte sie zu uns. Nach einem langen stummen Austausch mit dem Späher richtete sie ihren hypnotisierenden Blick auf mich. Sanft strich sie mir über die Wange. »Ich bin Cordelia, deine Mentorin, Emily. Du bist hier in Sicherheit. Kein Mensch wird dir jemals wieder Schaden zufügen können.«
    Sie brachte mich in einen luxuriösen privaten Krankentrakt, badete und verband mich und gab mir Wein zu trinken, der einen warmen, metallischen Beigeschmack hatte. Während ich dies schreibe, trinke ich noch immer von jenem dunklen Trank. Noch schmerzt mein Körper, doch mein Geist gehört wieder mir. Und ich erkenne, dass ich wieder einmal etwas gelernt habe …

8. Mai 1893
    – Neferets Aufzeichnungen –
Erster und letzter Eintrag
    Ich habe mich entschieden. Meine Wahl ist getroffen. Dies wird mein letzter Eintrag sein. Das Ende der Geschichte von Emily Wheiler und der Beginn von Neferets wundersamem neuem Leben sollen den Abschluss dessen bilden, was ich vor sechs Monaten hier auf diesen Seiten begann.
    Ich bin nicht verrückt.
    Die schrecklichen Ereignisse, die mir zustießen und auf diesen Seiten beschrieben sind, entstammen nicht der Hysterie oder Paranoia.
    Diese schrecklichen Ereignisse stießen mir zu, weil ich als junges menschliches Mädchen keine Kontrolle über mein Leben hatte. Ich wurde von neidischen Frauen verurteilt. Von einem schwachen Mann zurückgewiesen. Von einem Ungeheuer missbraucht. Und all das nur, weil ich nicht die Macht hatte, selbst über mein Schicksal zu bestimmen.
    Egal was dieses neue Leben als Jungvampyr und, wie ich nur hoffen kann, als voll gewandelter Vampyr mir bringen wird, eines schwöre ich: Ich werde es niemals wieder dazu kommen lassen, dass jemand anders über mich bestimmt. Ich werde mein Schicksal selbst wählen – um jeden Preis.
    Darum habe ich ihn vergangene Nacht getötet. Er hat mich unterdrückt und missbraucht. Als er das tat, hatte er absolute Kontrolle über mich. Um diese Kontrolle wiederzugewinnen, musste ich ihn töten. Niemand wird mir je wieder weh tun, ohne dafür gleich viel oder mehr leiden zu müssen. Cordelia und dem Schulrat gegenüber habe ich behauptet, ich hätte es nicht vorgehabt – er hätte mich gezwungen, es zu tun – aber das ist nicht die Wahrheit. Hier, auf den letzten Seiten meiner Aufzeichnungen, will ich nichts als die Wahrheit berichten.
    Und dann werde ich die Wahrheit mit diesem Büchlein begraben und mit ihm meine Vergangenheit.
    Selbst meine Mentorin Cordelia, eine so schöne wie mächtige Hohepriesterin, die Nyx, der Göttin der Nacht, schon seit fast zwei Jahrhunderten dient, kann nicht verstehen, wie sehr es mich drängt, die Waagschalen meines Lebens in die Balance zu bringen. In der Nacht nachdem ich Gezeichnet worden und ins House of Night eingetreten war, durfte ich die Krankenstation verlassen, und sie zeigte mir mein neues Zimmer – einen wunderschönen großen Raum, den ich aufgrund meiner noch nicht verheilten Wunden für mich selbst haben durfte. Dort versuchte sie, mit mir über ihn zu reden.
    »Was dieser Mann dir antat, war abscheulich, Emily. Und nun hör mir gut zu. Dich trifft nicht die geringste Schuld an seinem grausamen Benehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass er oder seine Freunde das so sehen würden«, sagte ich.
    »Die Gesetze der Menschen sind nicht die der Vampyre. Über uns haben die Menschen keine Gewalt.«
    »Warum nicht?«, fragte ich.
    »Weil Vampyre sich nun einmal von Menschen unterscheiden. Gewiss, von ihnen gibt es viel mehr als von uns, doch jeder einzelne von uns besitzt mehr Macht und Reichtum, als sie sich je erhoffen könnten. Wir sind stärker, klüger, talentierter und schöner. Ohne die Vampyre wäre ihre Welt wie eine Kerze, deren Flamme erstickt ist.«
    »Aber wenn er mir nun nachstellt?«
    »Man wird ihn aufhalten. Dieser Mann wird dir niemals wieder ein Leid antun. Das schwöre ich dir.« Cordelia hatte nicht die Stimme erhoben, doch der Zorn in ihren Worten überrieselte mich auf machtvolle Weise, und ich glaubte ihr.
    »Und wenn ich ihm nachstelle?«
    »Wozu das?«
    »Damit er dafür zahlt, was er mir antat.«
    Cordelia hatte geseufzt. »Emily, wir können ihn ebenso

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