Nefilim KI 8 - Punabbhava
sich nun anhängte. Die Fernsicht zeigte uns, dass er eine Kabelverbindung zwischen Korpus und Modul herstellte und einige Minuten reglos verharrte.
Tomasi rief uns. »Die Nefilim KI konnte die Verbindung etablieren. Der Systemtest war erfolgreich. Es kann losgehen.«
Truktock bestätigte und der Prototyp sandte uns ein Signal über die Taktikschirme, worauf sein beabsichtigter Anflugvektor sichtbar wurde.
Das einfache Antriebssystem dieses ersten Nefilim war jedoch recht langsam und wir mussten einige Minuten warten, bis er die Entfernung zum Wurmloch überbrückt hatte.
»Lade GME-Modul«, ertönte seine schlecht modulierte Stimme über Funk, sobald er in Position war. »Inversimpuls wird generiert.«
»Wir kommen in Bewegung!«, sagte jemand von der Brückencrew.
Da die Koron Ji der Kontrolle des Prototyps unterstand, konnten wir nur zusehen und mussten abwarten, was geschah.
»Da bewegt sich etwas!«, rief der Offizier an der Sensorstation.
»Man sieht es jetzt auf dem Bildschirm«, sagte ich und deutete auf den großen Monitor, der im Sichtbereich aller Anwesenden montiert worden war.
Ein kugelförmiges Gebilde wie eine gewaltige optische Verzerrung entstand mitten im Nichts. Der Nefilim-Prototyp und das GME-Modul schienen es fast zu berühren, als es seine größte Ausdehnung erreicht hatte. Sie wirkten winzig und unscheinbar, doch eine zweite, noch kleinere Form blinkte innerhalb des Gebildes auf.
»Ich habe Sichtkontakt«, meldete Musashi.
Jemand stellte die Fernsichtanlage ein und nun erkannten wir Musashis Gestalt im Wurmloch. Er stand seinem früheren Ich gegenüber, wie ein seltsames Spiegelbild.
Mit einem Mal wurde mir bewusst, welche Veränderungen Dr. Otsukas Bewusstsein durchgemacht hatte und ungewohnte Überlegungen angesichts dieses Sinnbilds gingen mir durch den Kopf, während wir uns allmählich der temporalen Anomalie näherten. Hier war der Nefilim-Prototyp, der später einmal das Schlachtschiff Musashi steuern würde. Und dann, Jahrhunderte später würden Susannah und Sargon ihn in einen anderen, höher entwickelten Prototyp-Korpus transferieren - doch das war noch nicht das Ende seiner Reise. Odin hatte kürzlich einen gänzlich neuen Körper konstruiert und Musashis Bewusstsein in diesen übertragen. War es Musashis Schicksal, ewig weiterzuwandern? Es mutete wie eine Form von Unsterblichkeit an, doch wie viel hatte Dr. Otsuka noch mit dem Bewusstsein gemein, das jenen Musashi beseelte, der sich in diesem Augenblick innerhalb des Wurmlochs befand? Oder auch nur mit dem, der sich direkt davor aufhielt und sein Gegenüber, seine zukünftige Gestalt erkennen musste?
Ich schüttelte den Kopf und verwarf die Gedanken. Es musste Sieraas Tod sein, der meinen Gedankenimpuls in solche Richtungen gelenkt hatte, denn in diesem Moment fühlte ich mich, als würden wir endgültig Abschied von ihr nehmen müssen.
Ein grimmiger Knoten schnürte mir die Kehle zu.
Aristea, die dicht neben mir stand, schien sich ähnlich zu fühlen, denn sie ergriff schweigend meine Hand und wischte sich über das Gesicht.
Die Koron Ji mit der angedockten Temborg hielt unaufhaltsam auf das Wurmloch zu, ohne jedoch zu beschleunigen. Der langsame Vorgang hatte etwas von einem Totenzug, doch meine Erinnerung mag mir einen Streich spielen, jetzt, wo ich an diese schwere Zeit zurückdenken muss.
Während wir, gelenkt von den beiden Nefilim, unsere Reise durch die Zeit antraten, gingen mir Bilder durch den Kopf, Erinnerungen und Gefühle an meine schwierige Zeit mit Sieraa. Uns hatte etwas zusammengeschweißt, das nicht einfach zu benennen war. Weder war es nur eine simple erotische Anziehung gewesen, noch ausschließlich die Vertrautheit von Partnern einer Zweckgemeinschaft, doch Elemente von beidem gehörten dazu. Was sich daraus entwickelt hatte, war jedoch etwas anderes gewesen und es verband mich in diesem Augenblick mit Aristea und hatte sie und Sieraa ebenfalls verbunden.
Ich weiß nicht, ob es unsere schwierigen Erfahrungen, unsere Reisen und Erlebnisse waren, oder wie wir mit diesen umgegangen sind. Doch ich konnte nicht anders, als den Verlust zu sehen, den Sieraas Tod an jedem kommenden Tag für uns bedeuten würde.
Mit einem Mal fühlte ich mich so energielos und entkräftet, wie es nicht einmal der Fall gewesen war, als ich aus Aureols Gefangenschaft zurückgekehrt war.
Ich konnte mir nicht vorstellen, noch einen weiteren Schritt zu tun, doch gleichzeitig wusste ich, dass wir weitergehen würden und
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