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Nefilim KI 9 - Refugium

Nefilim KI 9 - Refugium

Titel: Nefilim KI 9 - Refugium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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bloßen Augen, die sich noch an die Lichtverhältnisse gewöhnen mussten, den Bereich der Decke ab, wo wir Ipsoors Nest finden sollten.
    Mein Blick glitt an dicken Rohrleitungen und zerfaserten Kabelsträngen entlang, die unter einer massiven Decke verliefen, die im Laufe der Zeit eine einheitlich grau-schwarze Färbung angenommen hatte. Kleine Vögel und anderes Getier flatterten hin und her, ihren Ballast ungehemmt auf alles verteilend, was nicht ausweichen konnte.
    »Dort zwischen den Stützstreben!«, rief ich und deutete auf eine schwer zu erkennende Form in der Dunkelheit.
    Aristea sah hin und kratzte sich am Kopf. »Wenn ich uns hineinteleportiere, ist das eventuell sehr unhöflich.«
    »Haltet euch an mir fest, ich bringe uns mit meinem Feldantrieb hin«, sagte Musashi.
    Wir klammerten uns an ihn, stellten je einen Fuß auf seine Metallfüße und er ließ uns hinaufschweben.
    Oben angekommen sah ich, dass das Nest genauso aussah, wie ich es in Erinnerung hatte. Der Kinuu hatte eine Reihe leichter Baumaterialien, die er hier und da im Abfall und verlassenen Gebäuden aufgesammelt hatte, mit erstaunlicher Geschicklichkeit zu einer Art hängenden Behausung zusammengefügt. Er hatte dabei die spinnwebartige Substanz benutzt, die Kinuu absondern konnten, um die Metallplatten, Rohre, Gehäuseverkleidungen und tausend Dinge mehr zusammenzuhalten, die das Äußere vom Inneren trennten.
    »Ich klopf mal«, sagte ich und ließ meine Metallfaust scheppernd auf ein Stück Blech hämmern.
    Im Inneren regte sich etwas und ich beeilte mich, Ipsoor zu rufen und mich anzukündigen.
    »Iason Spyridon?«, kam seine Stimme leise aus dem Inneren.
    »Ja. Ich dachte, wir kommen dich mal besuchen. Ich habe einen Vorschlag, den ich dir unterbreiten möchte. Willst du ihn hören?«
    »Komm herein und lass deine Begleiter draußen!«
    Ich zuckte entschuldigend mit den Schultern und kletterte auf ein Gitter, das ins Innere des Nestes führte. Drinnen empfing mich ein muffiger Geruch, an den ich mich von meinem letzten Besuch nicht erinnern konnte. Gleich geblieben war die eigenartige Ordnung und Ästhetik der Kinuu. Trotz der Armseligkeit der Behausung war es Ipsoor gelungen, eine gewisse Würde in sein Nest zu bringen. Die wenigen Dinge, die ich für ihn hatte finden können - Überbleibsel seiner Kultur - waren an verschiedenen Stellen ausgestellt wie Exponate in einem Museum. Ich freute mich darüber, denn ich erkannte alles wieder, was ich ihm mitgebracht hatte.
    Ich drang in den Bau vor, wobei ich mich ein paar Mal ducken musste. Das spärliche Licht aus chemischen Leuchtkörpern und kleinen Lampen warf Schatten in die Ecken und ich erblickte Ipsoor erst spät. Er hockte auf einem bequemen, wenn auch etwas schmuddelig aussehenden Kissen, seine langen Arme/Beine um sich gewunden.
    Sein Zustand erschreckte mich.
    War er krank? Oder wurde er allmählich alt?
    »Ipsoor, du hast schon mal besser ausgesehen.«
    Sein Rezeptorkranz zuckte müde. »Ich gehe nicht mehr allzu oft hinaus. Was bringt dich hierher?«
    »Du.«
    »Was willst du von mir?«
    Seine Stimme, so eigenartig sie auch moduliert war, ließ dennoch eine gehörige Portion Bitterkeit erkennen.
    »Eigentlich bin ich gekommen, um dir einen Vorschlag zu unterbreiten.«
    »Spinne deinen Faden schneller, sonst reißt er ab!«
    »Du hast eine bescheidene Laune heute, mein Freund.«
    Ipsoor machte eine zuckende Bewegung mit einer seiner Klauen. »Die Tage werden lang. Ich verliere die Lust. Warum weitermachen?«
    »Ich glaube, ich verstehe dich.«
    »Ah. Da ist es wieder. Das Verständnis von euch Terranern.« Er richtete sich etwas auf. »Schnell seid ihr mit Worten, schnell mit Beteuerungen. Doch selten sind sie von Dauer.«
    »Ich finde, ich habe ein bisschen mehr Freundlichkeit verdient, oder etwa nicht?«
    Ipsoor setzte sich anders hin. »Verzeih einem alten Kinuu seine Bitterkeit. Es ist alles, was mir bleibt.«
    »Bist du so alt?«
    »Was spielt es für eine Rolle? Ich bin der letzte meiner Art, ich bin also stets der Älteste.«
    »Oder der Jüngste. Je nachdem, wie man es sieht.«
    Ipsoor musterte mich aus seinem Rezeptorkranz.
    »Dein Optimismus kommt unerwartet. Ich habe dich anders in Erinnerung. Was willst du von mir?«
    »Ich will, dass du deinen jämmerlichen Kinuu-Hintern emporschwingst und aus deinem Selbstmitleid erwachst! Das ist ja unerträglich! Wie hältst du es bloß mit dir selbst aus?«
    Ipsoor schwieg einen Moment, dann machte er ein klackerndes Geräusch,

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