Nefilim KI 9 - Refugium
gewohnte Verlängerung meines Körpers an. Wie ein Teil von mir, der meinen Willen in die Welt hinausschickte, mit tödlicher Gewissheit und unerbittlicher Gnadenlosigkeit.
Ich sah Sieraas feine Gesichtszüge vor mir, in jenem letzten Augenblick, bevor das Licht in ihren Augen erlosch. Noch einmal hörte ich ihre letzten Worte, die ich nicht verstanden hatte und deren Sinn mir doch klar gewesen war.
Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und ging zur Luftschleuse, den Schmerz der Erinnerungen im Bauch, das Gewicht der verhassten Waffe in meiner Hand.
Als ich bei der Schleuse angekommen war, legte ich die TQ, schwarz verschrammt und schwer wie ein Leichnam in den Druckausgleichsbereich. Der Lauf klickte laut auf dem Metallboden und ich verließ die Schleuse rückwärtsgehend, meinen Blick auf ihn gerichtet.
Ich schloss die Luke, ließ die Luft entweichen und schaltete das Schwerkraftfeld aus. Die TQ schwebte in der Schleusenkammer, rotierte vor dem Sternenhintergrund und schien das Schiff nicht verlassen zu wollen.
Es war mir offenbar nicht möglich, mich von diesem Teil meines Wesens zu trennen. Die TQ gehörte zu mir, ob ich wollte, oder nicht.
Nach einigen Minuten verschloss ich die Schleuse wieder und sah, wie die Waffe zu Boden fiel, als das Schwerefeld reaktiviert wurde.
Ich ließ meine Stirn gegen die Sichtscheibe sacken.
Einige Zeit später öffnete ich die Tür, hob die TQ auf und brachte sie zurück in den Waffenschrank. Der Tag mochte kommen, wo ich sie noch ein Mal brauchen würde.
Und davor hatte ich wirklich Angst.
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11 - Der Kinuu
Wir besprachen noch einmal unser Vorgehen und kamen schließlich darin überein, dass wir die Cheiron per Autopilot nach Katara II schickten. Ich programmierte den Bordrechner so, dass er das Schiff in den Orbit schwenken ließ, damit ich in der Lage war, einen Landebefehl per Funk über das Steuermodul in dem hässlichen Stirnreif auszusenden, den Odin mir übergeben hatte. Der Bordrechner der Cheiron war dank seiner sorgfältigen Programmierung problemlos dazu fähig, ein Landemanöver selbst durch den Atmosphärenschild durchzuführen, was ich anhand einer Simulation feststellen konnte.
Musashi stimmte mit mir darin überein, dass dieses Vorgehen unsere Sicherheit erhöhte, sollte Aristea etwas geschehen. Gleichzeitig konnten wir zunächst auf eine Landung verzichten und unsere Suche nach Ipsoor schon in Kürze beginnen. Dadurch gewannen wir Zeit und mussten die Cheiron nicht im Raumhafen 4-5-1 landen, wo jegliche Sicherheit überwiegend von der eigenen Feuerkraft abhing.
Schließlich waren wir gut vorbereitet. Aristea und ich waren in praktische und unauffällige Kleidung geschlüpft, Musashi hatte seine Mimese aktiviert und sah nun aus, wie eine Lustpuppe von Zeux. Wir versteckten jedoch genug von ihm, dass er kaum noch zu erkennen war, womit er beinahe als Mensch oder zumindest als eine menschenähnliche Spezies durchging.
Aristea würde uns direkt zu Ipsoors Unterkunft teleportieren, dem Nest, dass er in den Tiefen von Unten zwischen Rohrleitungen und Kanälen unter einer dunklen Decke eingerichtet hatte, wie es die Kinuu zu tun pflegten.
»Wenn wir so weit sind, kann ich uns hinbringen«, sagte Aristea und lächelte.
Ich wusste genau, was sie empfand. Wir unternahmen etwas, dass sich richtig und gut anfühlte und es war ein angenehmer Ausgleich zu dem, was wir in den letzten Monaten hatten tun müssen.
Was sollte schon schief gehen?
Doch bevor ich diesen Gedanken auch nur zu Ende gedacht hatte, meldete sich eine leise Stimme in meinem Hinterkopf. Sie sagte zwar kein Wort, aber ich hörte das mentale Seufzen.
Da kein Grund zur Eile herrschte, versetzte uns Ari in einem allmählichen Übergang nach Katara II. Die hellen Bordwände der Cheiron, ihre saubere Luft und die klare Ordnung ihrer Decks und Korridore verwandelten sich in stinkende Dunkelheit. Dreck und Abfall einer verkommenen Gesellschaft, wie man sie nur Unten vorfinden konnte, häufte sich meterhoch neben uns. Als der Eindruck von trostloser Düsternis, Verfall und Hoffnungslosigkeit perfekt war, wusste ich, dass wir angekommen waren.
Ari hielt sich den Handrücken an die Nase und ich wedelte ein paar Mal mit der Hand, einen Haufen Müll neben mir skeptisch betrachtet.
»Da ist sicher was Totes drin. Und nicht erst seit gestern«, murmelte ich.
Wir befanden uns in einer schmalen Gasse tief unterhalb des Raumhafens 4-5-1, in einem der finstersten Reviere von Unten . Ich suchte mit den
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