Nefilim KI 9 - Refugium
gleichen Technologien im Spiel.«
»Das ist wildes Rätselraten, Aristea«, sagte Musashi und schüttelte den Kopf. »Die Qunoi sind vor langer Zeit vernichtet worden.«
»Ja, aber von wem und warum? Taan hat uns darüber im Unklaren gelassen, er sprach nur von einem Krieg, vielleicht mit den Feinden der Qunoi, die sie so sehr verehrt haben. Aber aus welchen Gründen gab es den Krieg?«
Musashi verschränkte die Arme. »Es könnte sich um territoriale Auseinandersetzungen gehandelt haben. Es mag Verknüpfungen zwischen den unterschiedlichen Ereignissen geben, die du nennst, aber es hilft nicht, wenn wir uns in bloßen Spekulationen ergehen, statt bei den Fakten zu bleiben. Ich bin bereit, diese Fakten zu sammeln, allein auf die Möglichkeit hin, dass deine Vermutung richtig ist, Iason. Aber wir müssen sachlich bleiben und dürfen uns nicht von einer fixen Idee blenden lassen.«
»Du hast recht. Es beginnt jedoch damit, dass wir offen gegenüber der Möglichkeit sind, dass ich recht habe. Widerlegen lasse ich meine Vermutungen liebend gern.«
»Ich würde gern den Rest des Schiffes untersuchen«, sagte Ipsoor.
Wir stimmten ihm zu und verließen den Raum, nachdem Musashi eine Kopie der Daten gespeichert hatte.
»Kannst du eigentlich mit Hilfe deiner Sensoren etwas im Wrack orten, Musashi?«, fragte ich.
»Ich stelle die Existenz verschiedener lokaler Energiespeicher fest, die Bestandteil des Notbeleuchtungssystems sind. Es gibt verschiedene Zonen, die wir aufgrund von dort vorhandener Strahlungsintensität meiden sollten.«
»Sicher eine Folge des Absturzes«, mutmaßte ich.
»Vielleicht sollten wir dorthin gehen, wo meine Sensoren nichts feststellen können.«
»Was meinst du damit?«
»Es gibt einen massiv abgeschirmten Würfel, der nicht von meinen Sensoren durchdrungen werden kann.«
»Im Maschinenraum wäre das nichts Ungewöhnliches.«
»Der Würfel befindet sich in einer gepanzerten Kugel im vorderen Bugteil. Sie ist kaum größer als einen halben Meter im Durchmesser.«
Ich winkte ab. »Das ist ein Bestandteil des SDS. Jedes Schiff mit Metaraumantrieb hat ihn.«
»Ich schlage vor, dass wir die Kugel dennoch untersuchen.«
»Warum?«
»Weil ein Energiespeicher von mir aktiviert wurde, der den Weg von hier bis zur Kugel ausleuchtet - sonst nichts.«
»Der SDS-Phasensequenzer ist ein kritisches System für den Metaraumantrieb. Eine Notbeleuchtung macht Sinn.«
Musashi projizierte eine schematische Darstellung der Kinatain mit einer leuchtenden Spur, die von einem Bereich nahe beim Riss im Rumpf, vorbei an unserer Position damit direkt zur Kugel des SDS-Phasensequenzers führte.
»Warum besteht dann eine dedizierte Notbeleuchtung aus der Mitte des Schiffes bis hin zum SDS-Phasensequenzer?«
»Wir sollten uns diese Kugel tatsächlich mal anschauen«, sagte ich.
»Ich führe uns hin«, antwortete Musashi.
Der Weg war sehr weit und während unseres Marsches durch die Korridore, Räume und Hallen des Wracks erfuhren wir mehr über die Kinuu. Ipsoor erklärte uns zum Beispiel, dass es komplexe familiäre Verbindungen gab, die für jemanden, der kein Kinuu war, allein schon aufgrund der Sprache kaum verständlich waren. Die Kammern und Wege in der Kinatain folgten einem eigenartigen Muster, das mich an die Struktur von Spinnennetzen erinnerte. Statt langer Gänge, gab es Korridore, die an zentrale Orte führten. Statt streng horizontal geordneter Decks existierten räumliche Ausdehnungen, die Häufung in die Höhe führten. Umso mehr ich durch Ipsoors Erklärungen die Logik hinter der Konstruktion begriff, umso mehr verstand ich, warum Gsuk Tar und ich das Wrack kaum erfolgreich erforscht hatten. Es war nicht für Lebewesen gebaut, die sich vorwiegend am Erdboden aufhielten und aufgrund ihrer Lebensweise übereinanderliegende Decks in geraden Ebenen bevorzugten. Die Kinatain war erheblich komplexer konstruiert. Ich fragte mich, welche Auswirkungen die Lebensweise der Kinuu auf ihre Denkweise haben mochte.
Nach einem erhellenden, aber auch anstrengenden Marsch (zumindest für mich), erreichten wir aufgrund der Umwege, die wir im beschädigten Wrack gehen mussten, erst eine knappe Stunde später die Kugel, die von Musashis Sensoren nicht durchdrungen werden konnte.
Wir betraten den Wartungskorridor, in dem die Notbeleuchtung noch immer schwach glühte. Es war jedoch offensichtlich, dass der alte Energiespeicher fast erschöpft war. Vor uns hing die Kugel in einer gitterartigen Aufhängung, wie
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