Nefilim KI 9 - Refugium

prüfte die Haltbarkeit der behelfsmäßigen Rampe, indem ich vorsichtig darauf trat.
    »Haben sich die Spuren so lange gehalten?«
    »Ja, das passiert schon mal. Kommt! Wir gehen hinein. Vielleicht erinnere ich mich an den Rest des Weges.«
    »Im Inneren erwarteten uns Finsternis und Verwüstung. Doch als wir einige Decks hinauf und hineingelangt waren, wurden die Zerstörungen geringer. Musashi bedeutete uns, einen Moment zu warten und öffnete eine Verkleidungsplatte in einer Nische des Korridors, durch den wir gingen.
    »Ich kann Energie messen. Es sind noch Speicher vorhanden, die für eine Beleuchtung ausreichend sein könnten.«
    »Vergiss es! Das haben wir damals ver- ...«, ich verstummte, als der Korridor in das schwache Licht einer Art von Notbeleuchtung getaucht wurde. »Musashi, hast du je daran gedacht, in die Schatzsucherbranche einzusteigen? Jemand mit deinen Fähigkeiten ...«
    »Ich denke eher über die Unterhaltungsindustrie nach. Ich wollte immer singen.«
    Aristea lachte schallend.
    »Was ist so komisch daran?«, fragte er todernst.
    »Keiner von uns macht irgendetwas, das man auch nur im Entferntesten als normal bezeichnen kann«, sagte sie und beruhigte sich wieder. »Du kannst uns ja mal eine Privatvorstellung auf dem Aussichtsdeck geben.«
    Er schien nachdenklich. »Ich werde es in Erwägung ziehen.«
    Ich kicherte in meinen Helm hinein und er warf mir einen bösen Blick zu.
    Ich hielt eine Hand hoch. »Schon gut. Ich werde nicht lachen, versprochen.«
    »Ich denke an Nessun Dorma .«
    »Nie gehört«, sagte ich und Aristea zuckte mit den Schultern.
    »Lasst uns die Erkundung fortsetzen, die Energiespeicher halten womöglich nicht mehr lang.«
    Wir taten es und Ipsoor konnte viele Dinge erklären, die Gsuk Tar und mir Rätsel aufgegeben hatten, sich aber beinahe von selbst erklärten, wenn er deren Gebrauch vorführte. Nischen mit Stangen darin, wie man sie überall an Bord finden konnte, ergaben keinen Sinn, bis er hineinkletterte und zu zeigen versuchte, wie bequem sich Kinuu dort fühlen konnten, was ihm angesichts des Raumanzugs jedoch schwer fiel. Solche Nischen, rätselhaft beim ersten Anblick, hatten die Qualität einer Sitzecke, in der man sich zurückziehen und unterhalten konnte, lediglich an die Bedürfnisse der Kinuu-Anatomie und Kultur angepasst.
    »Weite Teile des Schiffes sind schwer zugänglich, wenn man nicht gut klettern kann. Da Gsuk Tar ein miserabler Kletterer war, und die Raumanzüge die Herausforderung auch nicht gerade einfacher machten, hatten wir nicht viel gesehen.«
    Ipsoor kletterte mit Leichtigkeit ein Stück weit in einen senkrechten Schacht über uns und blickte herunter. »Es gibt Gänge und Bereiche, die so gestaltet sind, dass verschiedene Spezies sich darin aufhalten und bewegen können. Andere Teilbereiche sind lediglich auf unsere Bedürfnisse hin entwickelt worden.«
    Ich stützte die Hände in die Hüften. »Wir wissen, dass dieses Schiff hierherkam, um eine angeblich aufgefundene antike Station im Inneren der Mine zu untersuchen. Doch warum? Die bloße Existenz einer alten Mondbasis ist nicht gerade sensationell. Es gibt unzählige Hinterlassenschaften, weil mehr Spezies gelebt haben , als noch leben.«
    »Wieso das denn?«, fragte Ari skeptisch.
    Musashi projizierte ein Schaubild in den Gang hinein. »Dies ist eine grafische Repräsentation der Vergangenheit.« Er deutete auf einen winzigen Punkt fast am Ende des meterlangen Zeitstrahls. »Das ist der vermutliche Beginn der Claifex vor mehreren Jahrtausenden.«
    Aristea legte den Kopf schief. »Du meinst, es ist so verdammt viel Zeit vergangen, dass mehr Völker ausgestorben sind, als zurzeit existieren?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sehr viel mehr. Eine unweigerliche Konsequenz der langen Zeit, die das uns bekannte Universum existiert. Und eine unerschöpfliche Quelle des Einkommens für jeden fähigen Schatzsucher. War meine erste Lektion bei Gsuk Tar.«
    Ari grinste. »Aha. Verstehe. Der Weltraum ist voller alter Sachen.«
    »So in der Art. Leider ist er auch verdammt groß und man findet selten etwas, wenn man nicht weiß, wo man suchen muss.«
    Sie schürzte die Lippen. »Ich könnte versuchen, solche Orte zu finden.«
    Ich nickte. »Nimm mich mit, wenn du es jemals versuchen solltest.«
    Sie lächelte. »Mach ich.«
    Dann hörten wir Ipsoor über Funk.
    »Ich denke, ich habe hier etwas gefunden. Ihr solltet euch das ansehen.«
    Wir folgten ihm durch den engen Schacht hinauf und gelangten in