Nefilim KI 9 - Refugium
werde, euer Einverständnis vorausgesetzt, Zekkoniu um Rat fragen.«
Ari nickte und ich hatte nicht das Gefühl, in dieser Angelegenheit ein Stimmrecht zu haben. Das waren schließlich nicht meine Erbanlagen.
Demi rief über ein Funkgerät Zek und bat sie, in ihr Labor zu kommen.
»Wollt ihr euch setzen, bis sie kommt? Ich könnte eine Tasse von diesem Kaffee gebrauchen, den ihr mitgebracht habt. Danke auch für die Medikamente und sonstigen Dinge, die ihr besorgen konntet. Ich lasse sie nachher verteilen.«
Demi bereitete drei Tassen Kaffee zu und stellte sie auf den Tisch. Ipsoor mochte keinen Kaffee.
Ich nahm einen Schluck. »Wir hatten allerdings Probleme mit meinem Gesicht. Es scheint, dass man auf Terraner nicht gut zu sprechen ist, seit Musashi das Zeitportal zerstört hat.«
»Die Sache ist inzwischen auch bis zu uns durchgedrungen. Das nächste Mal besorgt jemand anderes die benötigten Dinge. Es könnte sein, dass sie wieder Hetzjagden starten, wie damals.«
Ipsoor schüttelte sich. »Es wäre nicht verkehrt, Iason, wenn du deine Landsleute bald hierher holst.«
»So einfach ist das nicht.«
Demi verzog das Gesicht. »Sitanikuni Ipsoor hat recht. Wenn wir nicht in nächster Zeit handeln, könnte es ein größeres Problem geben.«
»Was meinen Sie?«
»Unterschreitet die Anzahl der Individuen einer Art eine bestimmte kritische Schwelle, ist eine Degeneration des Erbgutes sehr wahrscheinlich, wenn auch nicht völlig unvermeidbar. Es kommt dadurch möglicherweise zum langfristigen Aussterben der ganzen Art. Wir Menschen haben bei der Veränderung unseres Erbgutes die Möglichkeit der Reduktion unserer Gesamtpopulationsgröße mit maßloser Arroganz unterschätzt. Vor dem Terrakrieg gab es mehr als zehn Milliarden Menschen. Heute können es kaum mehr als 50.000 in der Claifex und Raronea sein, mit Einzelpopulationen, die seit vierhundert Jahren sehr viel kleiner sind. Nach meinen Berechnungen kommt es aufgrund der Beeinflussung unseres Genoms bereits bei Populationen unter 30.000 Individuen langfristig zu nachteiligen Effekten, da wir zu viele unserer Erbanlagen vereinheitlicht haben. Unsere Anpassungsfähigkeit wird dadurch auf lange Sicht hin negativ beeinträchtigt. Ich arbeite an der Lösung des Problems, aber ich befürchte, ich habe weniger Jahre zur Verfügung, als ich bräuchte.«
»Wir sterben also endgültig aus?«, fragte ich, ohne dabei die geringste Unruhe zu verspüren.
Es war fast, als hätte ich es seit langer Zeit geahnt. Oder war ich außerstande, diese Möglichkeit auch nur annäherungsweise zu erfassen?
Demi, trank einen Schluck Kaffee, schaufelte noch etwas Zucker hinein und fuhr dann fort. »Es könnte unter Umständen passieren, wenn es zu einer weiteren Reduktion der Population kommt.«
»Sind es wirklich nicht mehr als 50.000 Menschen? Ich hatte immer den Eindruck, dass es mehr wären.«
»Wollen wir hoffen, dass Sie recht haben, Iason. Es gäbe eine Lösung des Problems, aber es ist eine philosophische Frage, ob es eine Lösung oder das Problem selbst ist.«
»Ich kann nicht ganz folgen«, sagte ich.
»Menschen sind mit vielen anderen Spezies genetisch kompatibel - auch eine Folge der Manipulation unseres Erbgutes. Eine Vermischung mit anderen Spezies könnte dafür sorgen, dass das menschliche Erbgut zumindest teilweise erhalten bleibt. Doch, wie ich schon sagte, für manch einen wäre das gleichbedeutend mit dem Untergang der Menschheit.«
»Ich sehe da kein Problem«, sagte ich und ergriff lächelnd Aris Hand.
Demi seufzte. »Als unsere Vorfahren den Weg der natürlichen Evolution verlassen haben, entstand eine neue Art Mensch. Der Wunsch nach besserer Überlebensfähigkeit des Individuums stand dabei im Vordergrund. Der Art an sich hat es nur genutzt, weil wir zufällig gut an das Leben unter den jetzt gegebenen Umständen angepasst sind. Im Sinne der natürlichen Evolution gedacht, sind allerdings fragwürdige Anpassungen des menschlichen Genoms vorgenommen worden. Aber fast noch schlimmer sind die kulturellen Auswirkungen der dieser Handlung zugrundeliegenden ... Überheblichkeit unserer Spezies. Sie resultierten im Krieg mit der Claifex. Vielleicht wäre er ohnehin gekommen, doch die Frage am Ende bleibt: Was ist noch übrig von dem, was den Menschen einst ausgemacht hat? Unsere Heimatwelt ist zerstört, die meisten unserer Traditionen und unsere Kultur fast vergessen, ja, selbst unsere Erbanlagen sind nicht mehr das Resultat der ursprünglichen Entwicklung.
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