Nehmen Sie doch Gift darauf!
einem Herzanfall nahe. Seine Augäpfel quollen hervor, und sein
Mund arbeitete krampfhaft, ohne ein Wort herauszubringen.
»Der Schrank !« keuchte er schließlich. »Dort sitzt sie !«
Johnny und ich blickten uns an
und zuckten hilflos die Achseln.
»Verstehen Sie nicht ?« stieß Hatchik hervor. »Wir haben sie schon gefunden — in
Ihrem Wandschrank !«
»In meinem Wandschrank ?« wiederholte Johnny etwas nervös.
»Sie sagten, Sie wollten Ihren
Mantel in den Schrank hängen«, sprach Hatchik hastig weiter. »Und als Sie die
Schranktür öffneten — war sie da !«
Plötzlich leuchteten Johnnys
Augen auf. »Sie meinen — Mavis?«
»Natürlich meine ich Mavis, wen
denn sonst ?«
»Einen Moment mal, Freunde !« warf ich ein. »Das ist doch lächerlich! Völlig verrückt!
Seid ihr übergeschnappt? Ich habe noch nie in meinem Leben einen Striptease
gemacht, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit, und ich möchte auch nicht...«
Aber ich merkte, daß ich meine
Worte verschwendete. Beide musterten mich mit jenem gewissen Glitzern in den
Augen, an dem jegliche Form von Protest abgeprallt wäre.
»Das ist eine glänzende Lösung
unseres Problems«, sagte Johnny beinahe ehrfurchtsvoll. »Sie ist genau die
richtige Person dafür .«
»Ja, wirklich«, der törichte
kleine Mr. Hatchik strahlte mich geradezu liebevoll an, »das ist sie ganz ohne
Zweifel .«
»Das mache ich nicht«, jammerte
ich. »Ich bin nicht willens, mich vor allen Leuten auszuziehen,
weder für euch noch für Irma, noch...«
»Still !« unterbrach mich Johnny. »Ich muß überlegen .«
»Womit denn ?« fauchte ich. »Du Spatzenhirn! Wenn du einen Moment überlegst...«
Aber der Widerling Rio hörte
überhaupt nicht hin. Er musterte mich mit gerunzelter Stirn so intensiv, als
hätte ich meine erste Striptease-Nummer bereits absolviert. »Mavis...« sagte er
grübelnd.
»...der Busen.« Der kleine Mr.
Hatchik errötete bis zu den Haarwurzeln. »Der Name wäre äußerst passend, wenn
Irma nicht bereits ein Recht darauf hätte .«
Natürlich mußte er noch einmal
auf den Schrank anspielen.
»O bitte«, sagte ich eiskalt,
»Sie brauchen sich wirklich nicht zu bemühen, einen Namen für mich zu finden.
Denn ich kann Ihnen versichern, daß ich nicht...«
»Ich hab’s !« Johnny schnalzte erfreut mit den Fingern. »Mavis — der Zirkus!«
»Zirkus ?« fragte ich verständnislos.
»Kindchen«, entgegnete er,
wobei er mich niederträchtig angrinste, »du hast so viel zu bieten, daß du
eigentlich eine ganze Manege brauchst. Die Herren an den vorderen Tischen
werden mir zustimmen, wenn sie dich erst...«
»Niemals !« schrie ich.
Ich wußte noch nicht, daß man
nie niemals sagen soll.
2
Ich war die ganze Zeit nervös
gewesen, seit mich die beiden Halunken in diese Geschichte hineingeritten
hatten, aber als ich dann tatsächlich in dem Büro des Geschäftsführers saß, war
ich mit den Nerven restlos am Ende. Der Geschäftsführer selbst war auch nicht
gerade der Typ, der einer Frau Vertrauen einflößt, sondern ließ eher den Wunsch
aufkommen, loszuschreien und aus dem Fenster zu springen. Er war ein großer
schwerer Mann mit überlangem schwarzem Haar, das von Pomade glänzend an seinem
Affenschädel klebte, und mit einem Gesicht wie aus einem Alptraum. Er musterte
mich finster, wobei seine schwarzen Knopfaugen meine weiße Nylonbluse
durchdrangen, blieb jedoch völlig uninteressiert. Er heiße Adler, gab er mir
grunzend zu verstehen und erkundigte sich dann, was ich denn wolle.
»Ich suche Arbeit, Mr. Adler«,
entgegnete ich mit gezwungenem Lächeln und schlug lässig die Beine
übereinander, um zu beweisen, daß ich das Leben kannte. Dann schenkte ich ihm
einen geheimnisvollen Blick, was übrigens gar nicht so schwer ist. Ich brauche
nur die Augen halb zu schließen und so zu tun, als lutsche ich an einer
Zitrone. Aber es war vergebliche Liebesmüh. Seine Augen wurden um keinen Grad
wärmer.
»Okay, Blondie«, sagte er rauh . »Ich denke, du bist gar nicht schlecht gebaut. Was
ist denn deine Spezialität? Ich habe nämlich schon vier andere Stripper hier .«
»Ich...« ich schluckte trocken,
»...ich bin — mein Künstlername ist >Mavis der Zirkus< !«
»Du willst mich wohl auf den
Arm nehmen !« Er lachte wiehernd. »Auf mich wirkst du
eher wie >Mavis die irre Geige< .«
»Tatsächlich?« Ich bedachte ihn
mit einem zuckersüßen Lächeln. »Wie komisch. Und Sie wirken auf mich wie
>Adler der Affe< .«
»Na
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