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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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kleinen dreieckigen Park in Bewegung. Er bog in die Bergsunds strand und hoffte, dass der U-Bahnhof oben beim ICA-Supermarkt weiterhin in Betrieb war. Auf Höhe der neu eröffneten Filiale des Fitnesscenters SATS sah er intuitiv über die Schulter.
    Er ging auf der anderen Straßenseite, weiter unten, jetzt passierte er das Restaurant Moldau. Das war er, definitiv. Hatte er bemerkt, dass er sich umgedreht hatte?
    Schnell wandte er sich wieder um und setzte seinen Weg zur viel befahrenen Långholmsgatan fort. Er seufzte. War der Mann hinter ihm, der ihn schon den zweiten Tag die Bergsunds strand hinunter verfolgte, wirklich dieser aufdringliche Wissenschaftsjournalist aus Chicago?
    Plötzlich verlor er die Lust, es herauszubekommen. Dennoch bereute er es, nicht direkt die Straßenseite gewechselt zu haben. Dann hätte er an der nächsten Ecke unbemerkt nach links abbiegen und zu dem Taxistand rennen können. Natürlich könnte er das auch jetzt jederzeit tun, aber dann würde ihm sofort klar werden, dass er nicht vorhatte, die U-Bahn zu nehmen, und er würde hinter ihm herlaufen. Und zwar deutlich schneller als so ein schwabbeliger Professor mittleren Alters.
    Auf dieser Seite der Straße konnte er immerhin so tun, als würde er die Unterführung unter der Långholmsgatan nehmen, die zum U-Bahnhof führte. Mit ein bisschen Glück würde er ihn in die Unterführung locken und sich selbst ein Taxi schnappen können, ehe er seinen Fehler bemerkte.
    Die Straße war voller Menschen, Stoßzeit, offenbar hatten die Sommerferien noch nicht richtig begonnen. Er näherte sich der Treppe, wagte es aber nicht, sich erneut umzudrehen. Jetzt oder nie.
    Er nahm die ersten Treppenstufen, bückte sich dann, kletterte durch das Geländer und zwängte sich durch eine kleine Menschengruppe hindurch. Wieder oben auf der Långholmsgatan rannte er los, um rechts in die Verlängerung der Hornsgatan zu biegen. In seinem ganzen Leben war er noch nie so schnell gerannt. Ohne sich umzudrehen, jagte er zur Kreuzung und warf sich förmlich um die Häuserecke. Dort angekommen hielt er kurz an, um zu verschnaufen. Hier herrschte keine morgendliche Hektik mehr. Nur wenige Menschen befanden sich auf dieser kleinen vergessenen Stichstraße, die hinunter zur Hornstulls strand führte. Er drehte sich um. Ihm war niemand gefolgt. Er joggte zur nächsten Straßenkreuzung, womit er absurderweise fast an seinen ursprünglichen Ausgangspunkt gelangte. Erfüllt von dem unguten Gefühl, dass auch seine Wohnung kein sicherer Aufenthaltsort war, warf er einen weiteren Blick über die Schulter. Es waren nur noch wenige Meter zur nächsten Straßenecke. Ein junges Mädchen trat aus dem Hauseingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sonst war niemand zu sehen, nur weiter hinten Passanten auf der Långholmsgatan. Es war geradezu gespenstisch leer im Verhältnis zu dem Gewimmel an der Unterführung. Sollte es ihm wirklich gelungen sein, ihn auf eine falsche Fährte zu locken? Ein Gefühl der Erleichterung stellte sich ein, als er um die nächste Ecke in die Hornstulls strand bog – zu Hause, ja, es fühlte sich fast wie Hoffnung an. Ein Hauch von Hoffnung.
    Er stand zwischen seinem Lieblingsfrühstückslokal Copacabana und Bio Rio, dem kleinen Kiezkino, das nur ein Jahr später anlässlich der EM zum Hauptstadtstudio des Staatsfernsehens umfunktioniert werden sollte.
    Aber das würde er niemals erfahren.
    Die Ruhe in seinem Blick, die Entschlossenheit. Er kam auf ihn zu, beschleunigte seinen Schritt. Ein kleines Lächeln im Mundwinkel des Wissenschaftsjournalisten. Und ein formvollendeter Laufstil.
    Wenn er es nur zurück bis zum Hornstull schaffte und in dem Menschengewimmel auf der Långholmsgatan untertauchen könnte. Dort würde er es nicht wagen. Dort wäre er sicher. Er würde in ein Taxi springen und zur Bank brausen, um das Handy dort im Schließfach zu deponieren. Dann hätte er eine solide Versicherung gegen das, was gerade zu geschehen drohte, hier in dieser gottverlassenen Stichstraße. Kein Blick über die Schulter mehr, nur Fliehen, mit wilden, ungestümen, grotesken Schritten, die einen starken Gegner in Form eines fest sitzenden gigantischen Gummibandes um seine Brust hatten, das seinen Lauf drosselte. Er wurde immer langsamer, bis er das Gefühl hatte, stillzustehen, als wäre die Warteschlange an der Busstation dort oben nur eine Fata Morgana in seiner Seelenwüste.
    Die Abwesenheit von Geräuschen war fast beängstigender, als es das

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