Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
dass Kollegen von einer anderen Wache dazugekommen waren, ohne dass er davon unterrichtet worden war. Etwas irritiert stürmte er die Treppe hoch in den nächsten Stock. Vermutlich befand sich dort der zweite Brandherd.
Der große und der kleine Feuerwehrmann arbeiteten sich vorsichtig durch die Wohnung. Der Rauch war dicht, die Sicht schlecht. Allerdings bewegten sie sich sehr sicher, so als würden sie die Wohnung bereits kennen. Sie kamen in die Küche und gingen direkt auf den Küchenschrank zu. Und rissen die Tür auf.
Eine Gestalt kauerte in dem Schrank. Sie hustete heftig, der eine Feuerwehrmann holte eine weitere Gasmaske aus seiner Tasche und zog sie der Gestalt über den Kopf. Sie warteten, bis sich ihre Atmung wieder normalisiert hatte. Dann holten sie eine Feuerwehruniform aus einem Rucksack, und die Gestalt – unverkennbar handelte es sich dabei um eine Frau – schlüpfte hinein.
Als die Gruppe die Wohnung verließ, bestand sie aus drei Feuerwehrleuten.
Sie kamen aus dem Haus und sahen die drei Bewohner des Apartments, das sie soeben verlassen hatten, auf der Lauriergracht stehen, nach wie vor in Begleitung eines Feuerwehrmannes und mit Taschentüchern in den Händen, die sie auf Mund und Nase pressten. Die Männer beachteten die drei Feuerwehrleute nicht, die um die nächste Ecke bogen und nach wenigen Metern hinter einer weiteren Hausecke verschwanden. Dort erst blieben sie stehen.
Der kleinere Feuerwehrmann nahm seine Gasmaske ab und war eine Frau. Eine dunkelhäutige Frau mit scharfen Gesichtszügen.
»Du kannst deine jetzt auch abnehmen, Jutta«, sagte sie.
Jutta Beyer folgte der Aufforderung und zog sich die Gasmaske vom Kopf. Sie war kreidebleich und zitterte stark. »Miriam«, stöhnte sie. »Verdammte Scheiße, tausend Dank!«
»Das war das Beste, was uns auf die Schnelle eingefallen ist«, antwortete Miriam Hershey.
Da nahm auch der große Feuerwehrmann die Maske ab. Er war sehr blond.
»Kein Schnickschnack«, sagte Arto Söderstedt. »Es ging ausschließlich darum, dich da rauszuholen, Jutta. Das ist alles meine Schuld.«
»Besteht keine Gefahr, dass die davon Wind bekommen haben?«, stöhnte Beyer und stützte sich auf ihre Oberschenkel.
»Unwahrscheinlich«, sagte Hershey. »Die Feuerwehrleute werden den Bewohnern nichts über den Hergang sagen, und wenn sie es doch tun sollten, hoffen wir darauf, dass es aufgrund der Sprachverwirrung nicht verstanden wird.«
»Der Rauch verschwindet rasch«, erklärte Söderstedt. »In zehn Minuten wird es davon keine Spur mehr geben. Wir können in unser Loch zurückkehren und die Rumänen in ihres.«
Jutta Beyer richtete sich langsam wieder auf, ihr Atem hatte sich beruhigt. Dann streckte sie die Arme aus, umarmte Arto Söderstedt und zischte ihm ins Ohr: »Wie in aller Welt konntest du den Bohrstaub übersehen?«
Söderstedt erwiderte ihre Umarmung und entgegnete, alles andere als unberührt: »Ich werde langsam alt, Jutta.«
Währenddessen kam auch Edwin van Tienen aus dem Haus, in der Hand zwei sorgfältig verschlossene Plastiktüten, die er zu den Kollegen auf der Jan van der Heye III brachte. Vor den skeptischen Blicken der Besatzung des Feuerlöschbootes öffnete er die eine Tüte und holte einen merkwürdigen, verbrannten und qualmenden Gegenstand hervor.
»Rauchgranaten«, sagte er. »Eine im Erdgeschoss und eine im zweiten Stock. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Dummejungenstreich.«
Die Männer auf dem Löschboot wechselten bedeutsame Blicke. Sie waren voller Geringschätzung.
Edwin van Tienen fuhr unbeirrt fort: »Was für ein Glück, dass ihr die Kanonen nicht in Betrieb genommen habt.«
»Wir hatten keinerlei Absichten, das zu tun«, entgegnete einer der Seeleute.
»Selbstverständlich nicht«, erwiderte Edwin van Tienen und machte auf dem Absatz kehrt.
Er hatte seinen Einsatzwagen fast erreicht, als ein anderes Besatzungsmitglied ihm hinterherrief: »Dir hängt Toilettenpapier aus der Hose.«
Die Luke
Stockholm, 30. Juni
Leider gab es keinen guten Ort, wo man in Ruhe hätte warten können, während der Tatort abgesperrt, die Leiche abtransportiert, die Dichte der weiß gekleideten Kriminaltechniker geringer wurde, man die Absperrungen wieder abnahm, der Bürgersteig gereinigt wurde und sich das blau-weiße Absperrband im nächsten Baucontainer in ein widerspenstiges Vogelnest verwandelte. In Hornstull herrschte totales Chaos, und weil sie sich auf eine ausgedehnte Wartezeit einrichteten, hatte es sich das
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