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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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wird ein sauberes Hemd anziehen, bevor er sich bei ihr blicken lässt. Ein älterer Mann wird entsetzt sein, wenn seine Begleiterin im Restaurant ihre Kreditkarte auf den Tisch knallt und darauf beharrt, ihre Rechnung selbst zu bezahlen. Und weil ältere Männer gewöhnlich eine eigene W ohnung haben, besteht eher keine Gefahr– wie bei leckeren jüngeren Exemplaren–, dass sie gleich nach dem ersten Mal bei einem einziehen wollen. (Kennen Sie den? » Was ist ein Musiker ohne Freundin? Obdachlos.«)
    Eine Bekannte von mir heiratete nach einer heißen A ffäre mit einem attraktiven Zweiundzwanzigjährigen plötzlich einen Mann, der alt genug war, um ihr V ater sein zu können. A ls sie bemerkte, dass ich mich fragte, was sie mit dem kahlköpfigen alten Knacker denn wolle, erklärte sie: » Weißt du, er gibt mir das Gefühl, jung zu sein. Und nicht nur das: Er ist unglaublich dankbar, dass ich es der Mühe wert finde, mich mit ihm abzugeben. In seiner Gesellschaft fühle ich mich also nicht nur unglaublich attraktiv, sondern auch hilfsbereit und großzügig. W as will man mehr?«
    Ach ja– die Liebe
    Sex ist nicht gleich Liebe– Gott sei Dank. Einmal wurden alten Paaren in einer Fernsehsendung Ratschläge gegeben, wie sie » den Funken in ihrer Beziehung neu entzünden« könnten. Ich schüttelte den Kopf und dachte:Mein Gott, wie krass. Funken, das war doch früher einmal. In unserer Jugend sind genug Funken geflogen, das reicht doch für ein ganzes Leben. Jetzt reicht es doch eigentlich vollkommen aus, sich an den Resten des Feuers und der kuscheligen W ärme der Glutasche zu erfreuen.
    Rupert Brooke hat – erst siebenundzwanzigjährig – ein wundervolles Gedicht verfasst, das es meiner Meinung nach nicht besser ausdrücken könnte:
    And blood lies quiet, for all your’re near,
    And it’s but spoken words we hear,
    When trumpets sang; when the mere skies
    Are stranger and nobler than your eyes
    And flesh is flesh, was flame before;
    And infinite hungers leap no more
    In the chance swaying of your dress;
    And love has changed to kindliness.
    Und das Blut liegt still, obschon du bist nah
    Und nur das gesproch’ne Wort ist noch da
    Wo einstmals Trompeten sangen; der Himmel ist schlicht
    Viel fremder und edler noch als dein Blick
    Und Fleisch ist Fleisch, wo Flamme einst war
    Und endloses Begehren ist nimmerdar
    Nur ein flücht’ger Hauch an deinem Kleid
    Und Liebe ward zu Freundlichkeit.*
    Leider wahr.

7. Rezession
    Eine Tugend besaß er in hoher Vollkommenheit, die Klugheit, leider nur zu oft die einzige, die uns noch übrig bleibt, wenn wir zweiundsiebzig geworden sind.
    Der Landprediger von Wakefield – Oliver Goldsmith
    Auch ich habe mir, wie jeder, große Sorgen wegen der Rezession gemacht. In einem fort habe ich mich gefragt, was wohl aus mir im Besonderen und aus der W elt im Allgemeinen werden soll. Ich überlegte, dass ich– falls es hart auf hart kommen sollte– mein Haus verkaufen könnte, dass ich mir einen Job als Regaleinräumerin bei B and Q suchen, bei reichen Freunden auf dem Boden schlafen und schließlich, arbeitslos, obdachlos und rentenlos, kleinen Kindern die Brotkruste vom Munde stehlen, unter meinen Fetzen verbergen und unter irgendeiner Themsebrücke in meinem Umzugskarton unbeobachtet verschlingen könnte.
    Aber eines Tages bin ich um neun Uhr morgens aufgewacht– das passiert, wenn man um halb fünf Uhr in der Früh eine v iertel Temazepam (übrigens gebührenfrei! Ohne einen Cent dafür berappen zu müssen!) mit einer Tasse heißem Kakao runterspült, weil man vor lauter Sorgen nicht einschlafen kann– und war plötzlich ganz ruhig. Ich erkannte, dass ich mir wirklich keine Sorgen zu machen brauche. Ich befinde mich in einer hervorragenden A usgangslage. Ich bin, wie die meisten Oldies, in » schweren Zeiten« aufgewachsen. Rezessionen und Notzeiten sind für mich das tägliche Brot meiner Kindheit gewesen.
    Mit anderen W orten, ein großer V orteil, den wir Oldies haben, ist, dass wir wissen, wie man mit nichts auskommt.
    Wir wissen, was es heißt, in harten Zeiten zu leben. Nun ja, in einigermaßen harten zumindest. W ir wissen, wie man gebackene Bohnen aus der Dose isst– mit einem Kamm. Ich, die 1944 geboren wurde, kann mich noch an Lebensmittelkarten erinnern. Ich erinnere mich an meine erste Banane. A n meine erste A vocado (damals noch A vocadobirne genannt). A ls ich in den Siebzigerjahren als Kummerkastentante bei der Zeitschrift W oman anfing, stieß ich in einem A

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