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Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues

Titel: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - Ironside, V: Nein! Ich geh nicht zum Seniorentreff! - The Virginia Monologues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Ironside
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befriedigen.
    (Ich war ziemlich erleichtert, als ich las, dass selbst die große Diana Rigg anlässlich ihres sechzigsten Geburtstages sagte, dass sie zwar keine Probleme damit habe, wenn andere Leute in ihrem A lter weiterhin sexuell aktiv seien, sie für ihren Teil sei jedoch froh, » das nicht mehr mitmachen zu müssen«– obwohl sie ein wundervolles, erfülltes Sexualleben gehabt habe.)
    Auch ich bin vor einer Überbewertung von Sex nicht gänzlich gefeit. Selbst nachdem ich mit meinen nächtlichen A erobicübungen Schluss gemacht und in den Siebzigerjahren zu einer A rt sexueller Normalität gefunden hatte, spielte der Sex wenigstens theoretisch in meinem Leben als Kummerkastentante immer noch eine große Rolle. Bis vor ein paar Jahren (insgesamt waren es über vierzig) habe ich Tausende von Leserbriefen beantwortet, in denen es meist um Sex ging. In den Siebzigern wurde man geradezu mit Sexualwissenschaft und obskuren Ratschlägen von noch obskureren » Experten« bombardiert. Selbige versuchten sogar, uns weiszumachen, dass wir verschrumpeln würden, wenn wir nicht jede Nacht Sex hätten, und dass wir, ganz überhaupt und wo wir schon einmal beim Thema wären, total verklemmt seien. Ein Gutes habe das offene Sprechen über Sex jedoch: denn wer ein tolles Sexualleben habe, der brauche sich nicht um andere Dinge in seiner Beziehung Sorgen zu machen. W enn ich mich recht erinnere, wurde sogar eine Zeitlang der simultane Orgasmus von Mann und Frau– welcher meines W issens übrigens eine Unmöglichkeit ist– als das einzige wirklich erfüllende Sexualerlebnis hingestellt. Männer sollten lernen, mehrere Orgasmen pro Nacht zu haben, ohne zu ejakulieren (was die Selbstbeherrschung, die Konzentration und die übermenschlichen Fähigkeiten eines Sadhus erfordert haben muss, der diese Technik jahrelang einhändig auf einem einsamen Berg geübt hat), es wurden Bücher über G-Punkte und H-Punkte und wie man sie findet, verfasst. Man diskutierte darüber, ob es so etwas wie eine weibliche Ejakulation gebe und ob A nalsex das eheliche Sexleben wieder in Schwung bringen könne. Spiegel, Rollenspiele, V ideos, Dreierpaarungen, V iererpaarungen, Multipaarungen, das alles wurde einem damals wie sauer Bier angetragen.
    Ich selbst habe zu meiner Zeit, ob Sie’s glauben oder nicht, nicht weniger als drei Sexualratgeber verfasst, die alle einschlägigen Stichworte behandelten– angefangen bei A für A nalsex über M für Masturbation, O für Orgasmus bis zu Z für das Zzzz, das der Mann macht, wenn er sich nach dem Sex auf die Seite rollt. Ich muss sagen, ich kann vor allem die Zs jetzt gut verstehen. Ich hatte selbst oft das Gefühl, dass ich nach dem V erfassen solcher Ratgeber ein gutes Mittagsschläfchen nötig hätte.
    In meiner Eigenschaft als Kummerkastentante habe ich einmal ganz behutsam versucht, die W ogen in einer Beziehung ein wenig zu glätten: Eine Frau hatte mir geschrieben, sie liebe Sex, komme aber nie zum Orgasmus. W as stimme nicht mit ihr?, wollte sie wissen. Ich antwortete, dass mit ihr alles in Ordnung sei. W enn sie Gefühle der Nähe, der Entspannung, der Sinnlichkeit, der Zufriedenheit und Erfüllung verspüre, spiele es keine Rolle, ob sie einen Orgasmus habe oder nicht. A ber nachdem die Zeitschrift in Druck gegangen war, erhielt ich prompt einen Leserbrief von einer anderen Frau, die schrieb: » Liebe V irginia, ich habe jede Nacht drei Orgasmen, aber diese schönen Gefühle, die Sie schildern, hatte ich noch nie. W as stimmt nicht mit mir?«
    Kein W under, dass ich mich heute, im reiferen, abgeklärteren A lter, in meinem Single-Bett räkle und Gott danke, dass ich das alles hinter mir habe. Ich habe mir das sexy T-Shirt gekauft, es viel zu oft getragen und jetzt der Seniorenhilfe gespendet.
    Ich kann es nur mit Kingsley A mis halten, der siebzigjährig auf die Frage, ob er noch Sex habe, antwortete, er sei entzückt darüber, dass sich seine Libido verabschiedet habe, denn nun habe er herausgefunden, dass er » sechzig Jahre lang an einen Idioten gekettet gewesen sei«.
    Mit wem soll man überhaupt noch Sex haben?
    In Kleidern macht es mir nichts aus, mich im Spiegel zu betrachten, aber im Evaskostüm? (Ist das nicht ein netter, altmodischer A usdruck? Das sagte man in den Fünfzigern, als das W ort » nackt« noch als vulgär galt.) Schließlich sieht ab sechzig keiner mehr als Nackedei berauschend aus. Ich möchte mit keinem Mann ins Bett gehen, dessen Bauch beim Liebesspiel ein Eigenleben

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