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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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, würde er sagen, bis man vor demAltar steht. Und dann: » Sie haben Ihr Ziel erreicht. « Wenn man dann vermählt ist, würde er sagen: » Bei der nächsten Gelegenheit wenden « , und wir würden nach draußen eilen.
    Und Navis geben uns so viel Sicherheit!Was für ein Segen sind sie für ältere Menschen! Ganz ehrlich, wenn ich auf derAutobahn hundert fuhr und meine Lesebrille aufsetzen musste, um eine Straßenkarte zu studieren, grenzte es schon an einWunder, dass ich nicht Unfälle verursachte, die der » Hetzkurier « gerne als Schlagzeile gebracht hätte. » RENTNERIN SCHULD AN HORRORUNFALL AUF AUTOBAHN ! «
    Penny war entsetzt, als sie mitbekam, dass ich mir eine Männerstimme für meinen Navi ausgesucht hatte. Ich bat damals den Mann imAutozubehörladen, meinen Namen und meineAdresse in den Navi einzugeben, woraufhin er mich fragte: » Und Sie wollen doch sicher eine Frauenstimme, Madam? « Und ich hörte mich antworten: » Auf keinen Fall! Frauen haben keinen Orientierungssinn! « Auweh. Zum Glück war Penny nicht dabei. Die hätte mich garantiert zur Schnecke gemacht.
    Wo war ich stehen geblieben?Ach so, ja, der Besuch beiArchie. Er hatte es geschafft, Sylvie mitzuteilen, dass er einige Papiere aus seinem Schreibtisch zuhause haben wollte.
    » Weiß der Himmel, warum er die haben will « , hatte sie amTelefon zu mir gesagt. » Er kann ja kaum lesen.Aber er redet schon seitTagen davon, deshalb wäre es wirklich lieb von dir, wenn du sie mitbringen könntest. Sie liegen offenbar in einem grünen Hefter.Aber wenn du sie nicht findest, ist es auch nicht schlimm. «
    Also fuhr ich zuArchies Haus. OhneArchie sah es so trist und verloren aus mit seinen hohen gotisch-viktorianischen Spitzbogenfenstern und der ausladendenTerrasse in dem riesigen Park. DerTag war grau und bedeckt und so bedrückend düster, als würde es später noch gewittern, und es stimmte mich traurig, dass der Rasen vor dem Haus von Unkraut überwuchert war.
    Mrs Evans, die schlagartig gealtert wirkte, kam heraus und umarmte mich, was mich erstaunte und rührte. » Miss Marie!Wir haben Sie so vermisst. Und MrArchie natürlich. Ich habe versucht, alles für seine Rückkehr schön zu machen.Aber er kommt wohl nicht mehr wieder, oder? «
    » Ich fürchte nicht « , antwortete ich. » Es sei denn, bis nächstes Jahr erfinden sie irgendeinWundermittel. «
    » Ist das nicht schrecklich? « , meinte Mrs Evans. » Ich will nicht so lange da sein, Sie? Ich will im Schlaf sterben. Oder beim Kartoffelschälen tot umfallen. Oder es dann selbst erledigen, wenn es so weit ist. Oder einenArzt überreden, dass er mir eine Spritze gibt. Das hat doch mit Eutha…, weiß nicht, wie man das ausspricht, nix zu tun.Weiß nicht, weshalb sich die Leute so aufregen und sagen, das sei erst derAnfang.Wieso sollen wir denn nicht entscheiden können, wann wir sterben wollen? Das find ich so scheußlich. Ich will meinen Kindern nicht zur Last fallen, und ich will nicht, dass sie mein ganzes Geld ausgeben müssen, um mich mit einer Maschine am Leben zu erhalten, und dann haben sie kein Erbe mehr. Nein, ich will, dass sie gute Erinnerungen an mich haben. Es geht doch um Lebensqualität, oder nicht, Miss Marie? Nicht um Quantität. Es heißt, wenn man zu rauchen aufhört, lebt man ein Jahr länger– aber es wird sich anfühlen wie zehn! «
    » Ich bin ganz Ihrer Meinung « , sagte ich.
    » Das Problem ist « , fuhr sie fort, » dass diese Gesetze von jungen Leuten gemacht werden. Die wollen nicht sterben.Aber wenn man dann in meinemAlter ist, findet man dieVorstellung gar nicht so schlecht. Es ist halt einfach so.Wenn diese ganzen jungen Leute erst einmal in meinemAlter sind und merken, dass wir Recht hatten, ist es zu spät. Dann entscheiden schon die nächsten jungen Leute darüber, was gut für alte Menschen ist und was nicht. Dabei sollten die sich lieber raushalten. «
    Als ich inArchies Schreibtisch nach besagtem Hefter suchte, entdeckte ich ein paar Gedichte von ihm. Ich setzte mich hin und las sie. Sie handelten alle vomTod. Und eines erschütterte mich ganz besonders.
    Einst war er jung und stark,
    Er lebte, und er liebte,
    Geachtet von den Zeitgenossen.
    Doch während die Jahre verflossen,
    Kamen andere angekrochen
    Und packten ihn, gleich vormTor desTodes.
    Hielten ihn fest ohneWiederkehr,
    Zerrten ihn weg, obwohl er schrie und bat,
    In einVorzimmer, wo er dann lag
    Und wünschte, er sei schon im Sarg
    Seit demAbend zuvor.
    Sie waren weder Freund noch

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