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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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    Wir schütteten uns aus vor Lachen und machten eine FlascheWein auf.
    17. August
    Das war einer der anstrengendstenTage meines ganzen Lebens.
    Morgens sind wir zuArchie gefahren.Während er in der Dusche war, haben Sylvie, Harry und ich in seinem Schlafzimmer Sachen eingepackt, von denen wir annahmen, dass er sie gerne bei sich hätte.All seine Lieblingssachen wie seinen Sessel (den aus dem Pflegeheim würden wir ausrangieren), die Lexika, die gesammeltenWerke vonAnthonyTrollope und ein paar Fotoalben. Harry hatte vorher schon heimlich die Schubladen durchgesehen und einiges ausgesucht.Wir können natürlich auch jederzeit Dinge holen, dieArchie noch bei sich haben möchte.
    Als er angezogen war, sagte Sylvie: » Gut, Dad, wir bringen dich jetzt in dieses spezielle Hotel, in dem du eineWeile wohnen wirst. «
    Archie sah erfreut aus und half uns beim Packen.Wir hielten es für am besten, ihn in dem Glauben zu lassen, dass er nur zeitweilig dort bleiben würde. Und zu hoffen, dass er sein einstiges Zuhause im Lauf der Zeit vergessen würde. Über den Lodenmantel waren wir uns im Unklaren, aber Sylvie meinte, er würde ihn bestimmt sowieso anziehen wollen, wir hätten also ohnehin keine Chance, das Ding hierzulassen, so verlockend das auch sein mochte.
    Alles lief problemlos, bis wir vors Haus traten.
    » Ich gehe nicht weg « , sagteArchie entschieden. » Ich habe es mir anders überlegt. «
    Wie Sylvie vorhergesehen hatte, bestand er trotz derWärme darauf, diesen absonderlichen Lodenmantel zu tragen. Und da stand er nun am Eingang seines Hauses, eine Hand auf einer der Löwenstatuen, und sah so aufrecht und würdevoll aus wie der alteArchie. Mir brach fast das Herz. Zu allem Übel winselte Hardy, schaute uns anklagend an und bellte immer wieder ängstlich. Er schien zu spüren, dass etwas Beunruhigendes geschah.
    » Unsinn « , sagte Harry fest und nahmArchie amArm. » Kein Zurück mehr, alter Freund.Alles geplant und gebucht und in trockenenTüchern, fertig, aus. «
    Archie blickte unsicher.Wille stand gegenWille, und es sah nach einem regelrechten Zweikampf aus. Doch dann schienArchie plötzlich förmlich zu zerfallen. In Sekundenschnelle verwandelte er sich von einem stattlichen Hausherrn zu einem gebrechlichen, fast kindhaften alten Mann. Er schien regelrecht zu schrumpfen. Seine Unterlippe zitterte, und er ließ sich willenlos von Harry dieTreppe hinunterführen. » Ich will nicht weg von hier « , murmelte er dabei vor sich hin. » Aber wenn ihr meint, ich müsste… Ich will aber nicht… Bitte bringt mich nicht weg…Wo ist Philippa? «
    So ging es weiter, bis wir am Heim ankamen undArchie sich rundweg weigerte auszusteigen.
    » Wo sind wir? «, fragte er. » Hier war ich noch nie! Ich will nach Hause! «
    Harry gelang es,Archie zumAussteigen zu überreden, und dann trank ich mit ihm im SpeisesaalTee und plapperte ohne Unterlass, während Sylvie und Harry den Papierkram erledigten undArchies Zimmer so herrichteten, dass es halbwegs behaglich wirkte.
    Als sie kurz vor demAbendessen wieder auftauchten, war es noch hell, und ein freundlicher Pfleger, sichtlich vertraut mit der Situation, geleiteteArchie zu seinem Zimmer.Als wir später reingingen, um uns zu verabschieden, saßArchie in Schlafanzug und Morgenmantel im Sessel, einen BecherTee in Händen, obwohl es erst sechs Uhr war.
    Er sah völlig verwirrt aus. » Wann werde ich operiert? « , fragte er. » Wo ist derArzt? «
    » Keine Sorge, du wirst nicht operiert « , antwortete Harry.
    » Wir kommen morgen wieder « , sagte Sylvie. » Ich wünsche dir einen schönenAbend. «
    » Wo geht ihr hin? « , riefArchie. » Lasst mich hier nicht allein! Ich will mitkommen! Bitte geht nicht! «
    Doch der Pfleger geleitete uns hinaus und zwinkerte uns zu– was irgendwie entsetzlich war, obwohl das sicher tröstlich wirken sollte. » Er wird sich beruhigen. Sie werden sehen– wenn Sie in ein paar Stunden anrufen, hat er sich schon eingewöhnt.Andere sind da viel schlimmer dran. Machen Sie sich keine Sorgen. «
    Als wir losfuhren, kamen wir uns wie Mörder vor.
    O Gott, ich hoffe nur, dass mir das nicht passiert! Ich möchte nicht, dass Jack das erleben muss, was ich heute durchgemacht habe. Muss unbedingt mal nachsehen, ob ich noch genügend Schlaftabletten habe. Die nehme ich dann sofort, wenn ich das Gefühl habe, dass mit meinem Kopf was nicht stimmt.
    Ich empfinde so ein wirres Durcheinander aus Erleichterung und Schuldgefühlen und Zufriedenheit. Es ist

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