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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf den Allerletzten ausgelöscht, zumindest die Gruppe, die ihnen so gefährlich nahe gekommen war, denn aus allen Richtungen strömten immer nur noch mehr und mehr Seelenlose herbei. Doch sie hatten einige Augenblicke gewonnen, und mit ein wenig Glück war das alles, was sie brauchten.
    Nichts wollte er in diesem Moment mehr, als Ayla in die Arme zu schließen und sich davon zu überzeugen, dass sie auch wirklich unversehrt war, doch er beließ es dabei, sich mit einem kurzen Blick davon zu überzeugen, und wandte sich sofort wieder an Abu Dun. »Das Tor.«
    »Nur noch einen Moment«, antwortete Abu Dun frustriert. »Diese verdammte Kette ist stabil.« Er wollte sich umwenden und sich erneut dem widerspenstigen Tor widmen, doch Ali hielt ihn mit einer herrischen Geste zurück.
    »Warte!«
    »Worauf?«, knurrte Abu Dun. »Dass noch mehr von diesen Dingern kommen?«
    Sein Einwand war nicht ganz unberechtigt, fand Andrej. Mittlerweile hatte er auch Kasim und Hasan ausgemacht, die sich als Einzige nicht an dem Gemetzel beteiligt hatten – der eine aus naheliegenden Gründen, der andere, weil er nicht nur den Arm in der Schlinge trug, sondern sich auch kaum noch von den wandelnden Leichnamen unterschied, durch deren Überreste sie stapften. Neben Ali zählte er noch weitere fünf Assassinen. Waren es vorhin nicht sechs oder sieben gewesen?
    Das halbe Dutzend Krieger reihte sich rechts und links des Eingangs auf, nachdem sie zwischen den Toten umhergegangen waren und ihre Wurfsterne und Dolche eingesammelt hatten. Auch Kasim ging mit schleppenden Schritten an Abu Dun vorbei und legte den Kopf schräg, um Kette und Schloss eingehend zu mustern. Beides war mit Schrammen und tiefen Kerben übersät, sah aber nicht so aus, als würde es in absehbarer Zeit kapitulieren.
    »Geh zur Seite, kleiner Mann«, knurrte Abu Dun. »Ich brauche nur noch einen Moment.«
    »Ich auch.« Kasim griff mit der gesunden Hand in seine Schlinge und zog ein gebogenes Metallstück hervor, mit dem er sich kurz an dem schweren Schloss zu schaffen machte, bis schließlich ein helles Klicken erklang und der Bügel aufsprang. Abu Dun starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen zuerst ihn und dann das Schloss an. Kasim versuchte ein schadenfrohes Feixen, das ihm aber schrecklich misslang. Jemand kicherte und verstummte dann sofort wieder.
    »Darüber reden wir noch, Knirps«, grollte Abu Dun. Jetzt schaffte Kasim wenigstens ein müdes Lächeln.
    Abu Dun streckte den Arm aus, um die Kette vollends zu entfernen, doch Ali tippte mit der Schwertspitze auf seine eiserne Hand. Abu Dun warf ihm einen halb zornigen, halb fragenden Blick zu.
    »Noch nicht«, sagte Ali.
    »Und worauf möchtest du warten, wenn ich fragen darf?« Andrej fand, dass Abu Dun sich ganz erstaunlich in der Gewalt hatte, aber er wagte nicht, zu prophezeien, wie lange noch. »Dass der Rest unserer Freunde herkommt?«
    Sein Einwand entbehrte nicht einer gewissen Berechtigung, fand Andrej. Die ersten wandelnden Toten waren schon wieder heran, und obwohl es Hasans Männern keine Mühe zu bereiten schien, sie auszuschalten, würde das nicht lange so bleiben. Dazu waren es einfach zu viele.
    »Wir warten hier, bis es dunkel geworden ist«, bestimmte Hasan. »Vermutlich suchen sie bereits nach uns, aber bei Dunkelheit haben wir wenigstens noch eine kleine Chance.«
    »Wozu?«, fragte Abu Dun, doch niemand antwortete ihm.
    Hasan hob leicht die Hand, woraufhin sich Ali vor dem geschlossenen Gittertor aufstellte und das Schwert an Heft und Spitze ergriff. Dann wandte er sich zu Ayla um. »Komm, mein Kind.«
    Ayla wich fast entsetzt vor ihm zurück, sah sich wild um und war dann mit einem raschen Sprung neben Andrej. »Hilf mir! Du hast versprochen, mich zu beschützen!«
    Selbstverständlich hatte er das.
Aber doch wohl nicht vor ihrem …
    Dann begriff er. »Wir warten nicht auf die Dämmerung, habe ich recht?«, fragte er. Er postierte sich neben dem Mädchen und legte ihm demonstrativ die freie Hand auf die Schulter. »Wir warten auf diese Ungeheuer.«
    »Sie sind keine Ungeheuer«, antwortete Hasan traurig. »Nur unglückliche Kreaturen, deren einziges Verbrechen darin bestand, im falschen Augenblick am falschen Ort zu sein. Die mindeste Pflicht, die uns obliegt, ist es, sie für immer von ihren Qualen zu erlösen.«
    »Du benutzt sie als
Köder?«
, ächzte Abu Dun.
    »Wenn auch nur ein Einziger von ihnen entkommt, dann könnte dies das Ende für diese ganze Stadt bedeuten«, sagte Hasan. »Uns

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