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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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krächzte Altieri. »Das ist Ketzerei!«
    »Es … es passiert nichts«, stammelte Ayla. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich spüre nichts!«
    »Das kannst du auch noch gar nicht«, sagte Clemens rasch. »Es braucht seine Zeit, bis alles wieder in Ordnung kommt. Aber wenn du …«
    Da wehte ein gellender Schrei zu ihnen herein.

Kapitel 28
    Ali und er kamen nahezu gleichzeitig beim Tor an.
    Alis Assassinen stemmten sich zu dritt von innen mit aller Kraft dagegen, um den nubischen Riesen zurückzuhalten, der von der anderen Seite aus dasselbe tat, um es zu öffnen. Dabei ließ er einen wahren Schwall der fantasievollsten Flüche in seiner Muttersprache auf die Männer herabprasseln, die nur von den lauten panischen Stimmen der Gardisten von draußen übertönt wurden. Waffen klirrten, und es kam ihm so vor, als schrien ein Dutzend Stimmen in mindestens ebenso vielen unterschiedlichen Sprachen durcheinander.
    Aber da war noch mehr. Etwas bewegte sich in der Dunkelheit hinter ihnen, das kein Mensch war und nicht hier sein sollte. Stahl schlug auf Fleisch, und ein Geräusch erklang, als zerplatzte etwas sehr Großes und Weiches. Der Leichengestank wurde so intensiv, dass ihm erneut übel zu werden drohte.
    »Was ist hier los?«, brüllte Ali so laut, dass es vermutlich noch in der Sixtinischen Kapelle zu hören war. »Lasst ihn herein! Sofort!«
    Die Assassinen verdoppelten nicht nur ihre Anstrengungen, das Tor zuzuhalten, auch ein weiterer Mann sprang ihnen bei und addierte seine Kräfte zu den ihren – was nichts daran änderte, dass Abu Dun das Gittertor Zoll für Zoll weiter aufschob.
    »Lasst uns durch, ihr Narren!«, schrie er, nun allerdings in einer Sprache, die jedermann hier verstand. »Wollt ihr, dass sie alle sterben?
Ali!«
    Der vermeintliche Assassinen-Hauptmann fuhr nicht nur ob der selbst für einen Mann von Abu Duns Erscheinung erstaunlichen Lautstärke zusammen, sondern auch, weil er die Lage nur einen Herzschlag nach Andrej ebenfalls erfasst hatte. Die Gardesoldaten draußen waren nicht mehr allein. Die immerwährende Nacht war hinter ihnen zu schrecklichem Nicht-Leben erwacht, aus dem Krallenhände nach ihnen griffen und bleiche Gesichter mit faulenden Zähnen nach ihrem Fleisch schnappten.
    Es waren viele. Entsetzlich viele. Noch gaben das pure Entsetzen und ihr jahrelanges diszipliniertes Training den Soldaten die Kraft, sie nahezu ebenso schnell niederzustrecken, wie die Dunkelheit sie gebar, aber Andrejs scharfe Augen sahen auch, wie hinter jedem Angreifer, der stürzte (und in den allermeisten Fällen
nicht
liegenblieb), sofort eine neue untote Kreatur auftauchte, Dutzende, wenn nicht mehr, als wäre ganz Rom hier heruntergekommen, um sie ins Verderben zu reißen.
    »Zurück!«, befahl Ali scharf. »Lasst sie ein! Alle!«
    »Aber Herr!«, protestierte einer der Assassinen. »Sie dürfen nicht …«
    Ali wiederholte seine Aufforderung nicht, sondern zerrte den Mann einfach zurück und stieß ihn so grob gegen die Wand, dass er benommen in die Knie brach. Kurz darauf folgten ihm seine Kameraden kaum weniger heftig, als Abu Dun die Gelegenheit nutzte, um das Tor endgültig aufzustoßen. Wie eine lebende Flutwelle stolperten hinter ihnen die ersten Gardisten herein, mit gezogenen Waffen und verstörten Gesichtern.
    Als spürten sie irgendwie, dass ihnen ihre Opfer zu entkommen drohten, stürmten die unheimlichen Angreifer nun nur noch schneller und in noch größerer Zahl heran, und Andrej sah seine verzweifelte Hoffnung auf schreckliche Weise enttäuscht: Erst einer, dann in rascher Folge zwei weitere Soldaten wurden von gierig ausgestreckten Händen ergriffen und einfach in die Mauer aus vorrückenden Leichen hineingezogen, ungeachtet ihres erbitterten Widerstands. Für einen einzelnen, schrecklichen Moment mischten sich gellende Schmerzens- und Todesschreie in die angsterfüllten Rufe der Männer.
    »Schneller!«, brüllte Abu Dun. Zugleich pflügte er gegen den Strom flüchtender Männer wieder nach draußen, stürmte der Armee aus wandelnden Toten entgegen und schwang sein gewaltiges Schwert, um eine regelrechte Schneise aus spritzendem Blut und abgeschlagenen Körperteilen zu schaffen, durch die sich die letzten Soldaten in Sicherheit bringen konnten. Nicht allen gelang es.
    Rückwärtsgehend und mit seiner eisernen Hand und dem gewaltigen Schwert gleichzeitig um sich schlagend, um die entsetzlichen Kreaturen auf Abstand zu halten, stolperte der Nubier wieder durch das Tor herein,

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