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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entnommen, dass sie die Mörder ihrer Kameraden sogar noch gesehen und nur auf eindeutigen Befehl ihres Herren darauf verzichtet hatten, sie zu verfolgen – was bei den Männern nicht gerade gut angekommen war.
    Andrejs verspannte Wadenmuskeln begannen zu schmerzen, und auch sein verletzter Fuß meldete sich wieder. Vorsichtig änderte er seine Haltung, erstarrte dann aber wieder zur Reglosigkeit, als ein helles Knacken erklang. Andrej wusste nicht, ob der Laut von der uralten hölzernen Konstruktion stammte, in der er saß, oder seinen eigenen Knochen, aber das hinderte seine angespannten Nerven nicht daran, ihm vorzugaukeln, dass jeder einzelne Mann im Raum erschrocken den Kopf drehte und den großen Schrank anstarrte, in dem er saß.
    Andrej nahm sich fest vor, niemandem zu erzählen, dass er sich wie ein heimlicher Liebhaber im Schrank eines Schlafzimmers versteckt hatte, vor allem nicht Abu Dun. Den Spaß, ihn damit aufzuziehen, würde sich der Nubier für die nächsten fünfzig Jahre nicht entgehen lassen. Oder auch hundert.
    Falls er die nächsten fünfzig Minuten überlebte.
    »Ihr habt alles abgesucht?«
    Die Stimme des Mannes in Kardinalsrot riss Andrej aus seinen Überlegungen, und er verlagerte abermals sein Gewicht, um durch den schmalen Spalt zwischen den verzogenen Brettern der Schranktür einen besseren Blick auf sein Gesicht zu erhaschen, doch er drehte ihm weiter nur die Seite zu.
    »Sie sind nicht mehr da, Eminenz«, antwortete einer der Gardisten, ohne den Rotgekleideten direkt anzusehen, wie Andrej bemerkte. Er scharrte unbehaglich mit den Füßen. »Aber wir haben … noch drei weitere Männer gefunden. Unten bei den Zellen.«
    »Tot?«
    »Sie haben ihnen die Kehlen durchgeschnitten.« Der Mann nickte betrübt.
    »Das ist schlimm«, antwortete der Kardinal mit unbewegtem Gesicht und einer Stimme, wie sie desinteressierter nicht mehr sein konnte. »Wir werden die feigen Mörder ausfindig machen und für diese ruchlose Tat zur Rechenschaft ziehen, das verspreche ich dir, mein Sohn. Irgendeine Spur von dem Gefangenen?«
    »Nein, Eminenz.« Der Soldat nahm hastig Habachtstellung ein, als ihn ein ärgerlicher Blick des Rotgekleideten traf. »Sie haben ihn mitgenommen.«
    »Sie haben ihn
befreit
, willst du sagen, und dabei zehn deiner Kameraden getötet.«
    Er wartete und schien leicht verstimmt, als er keine Antwort bekam. »Ich wünsche, dass die Verantwortlichen ermittelt und vor Gericht gestellt werden. Du und deine Kameraden seid die Leibgarde des Papstes. Ein Angriff auf euch kommt einem Angriff auf den Heiligen Stuhl gleich, und ich wünsche, dass die Schuldigen genauso hart bestraft werden, als hätten sie die Hand gegen seine Heiligkeit selbst erhoben, hast du das verstanden?«
    »Selbstverständlich, Eminenz«, antwortete der Gardist schnell. »Aber niemand weiß, wer diese Männer waren und was sie wirklich hier wollten.«
    »Dann findet es heraus! Wenn euch das Leben eurer erschlagenen Kameraden schon nichts gilt, dann ehrt wenigstens diesen Ort! Die Füße seiner Heiligkeit haben ihn berührt, als er noch unter uns weilte, und es werden diese Mauern sein, deren Schutz der nächste Papst sein Leben anvertrauen soll! Wollt ihr ihm erklären, dass jeder hier nach Belieben hereinspazieren und die komplette Wachmannschaft erschlagen kann?«
    »Natürlich nicht, Eminenz, aber …«
    »Dann findet diese gemeinen Verbrecher! Es müssen viele gewesen sein, mindestens zwei Dutzend, wenn nicht mehr! Eine so große Gruppe kann nicht unbemerkt bleiben, nicht einmal in einer Stadt wie dieser! Jemand muss etwas wissen! Durchkämmt die ganze Stadt, wenn es sein muss! Verhört jeden Tagedieb, verhaftet jeden Fremden, sollte es nötig sein!«
    »Aber das Konklave …«
    »Wird nicht als das Erste in die Geschichte eingehen, währenddessen es den Feinden der Christenheit gestattet wurde, ungestraft hier einzudringen!« Der Blick des Mannes in Rot wanderte herausfordernd über jedes einzelne Gesicht der drei Männer, die ihn hereinbegleitet hatten, doch es folgte kein weiterer Zornesausbruch.
    Stattdessen tat er etwas, das Andrej heftig zusammenfahren ließ: Er löste sich von seinem Platz an der Tür und begann nachdenklich im Raum umherzugehen, strich mit den Fingerspitzen über Möbel und Stoffe, öffnete Schubladen und Türen und ließ sich sogar neben dem Bett in die Hocke sinken, um darunterzuspähen. Schließlich streckte er sogar die Hand aus, als wollte er über den Boden tasten, tat es dann aber

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