Nekropole (German Edition)
hätte sie es getan, und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Er schlug die Hand vor den Mund, die Augen schwarz vor Entsetzen, und schlug mit der anderen Hand das Kreuzzeichen vor Brust und Stirn. »Heilige Mutter Gottes!«, keuchte er. »Was ist das für ein Teufelswerk?«
»Ich sagte ja, es ist kein …«
»Das ist Hexerei!«, stieß der Kardinal hervor. Hastig machte er einen weiteren Schritt zurück, dann noch einen. »Tötet sie! Auf der Stelle! Erschlagt dieses Ungeheuer!«
Andrej zog die Tür auf, trat hinter den Mann, der Ayla gepackt hatte, und riss seinen Kopf so schnell und heftig in den Nacken, dass sein Genick brach, alles in einer einzigen, so lautlosen Bewegung, dass er den Männern wie ein Gespenst vorkommen musste, das aus dem Nichts auftauchte und mit blutigem Gesicht und Händen über sie kam.
»Ich fürchte, das kann ich nicht zulassen«, sagte er.
Für einen endlosen Moment schien die Zeit den Atem anzuhalten. Niemand sprach. Niemand bewegte sich. Alle starrten ihn an, auch der Mann in Rot, in dessen Augen langsam Entsetzen heraufdämmerte, so groß, als stünde er dem Leibhaftigen selbst gegenüber. Niemand atmete, und Andrej spürte die Woge der Furcht, die durch den Gang schwappte wie eine Welle durch einen Teich, in den ein großer Stein geworfen worden war. Dann ließ er den Mann los, dessen Genick er gebrochen hatte, und das seidige Rascheln, mit dem er zu Boden sank, brach den Bann.
Alles geschah gleichzeitig und so schnell, dass er nur noch reagieren konnte, nicht mehr darüber nachdenken, was er da tat, geschweige denn, ob es richtig war: Noch bevor der Tote auf dem Boden aufgetroffen war, zog der ihm am nächsten stehende Mann sein Schwert und bezahlte diesen Reflex mit einer üblen Stichwunde in der Seite, als Andrej mit dem
Saif
zustieß. Gleichzeitig riss er Ayla zurück und herum und drückte sie schützend an sich. Da war etwas, das er aus den Augenwinkeln wahrnahm, als ihr Schleier ein Stück zur Seite flatterte, etwas mit Aylas Gesicht, doch bevor er den Gedanken festhalten konnte, stürzten sich zwei weitere Soldaten mit gezogenen Waffen auf ihn, und ein Dritter versuchte, ihm von hinten den Arm um den Hals zu schlingen.
Andrej empfing den Ersten mit einem Fußtritt, der ihn zu Boden schleuderte, stieß dem Zweiten die Klinge in den Oberschenkel und nutzte die Bewegung, mit der er den
Saif
zurückriss, um dem Mann hinter sich den Ellbogen in die Rippen zu rammen. Etwas knackte, und der Druck auf seine Kehle verschwand. Andrej stolperte einen Schritt zurück, nahm das Mädchen auf den Arm und schwang den
Saif
in einer weit ausholenden Bewegung, die nichts traf, ihm aber die Luft verschaffte, herumzufahren und loszustürmen.
Genau wie er es befürchtet hatte, befanden sich auch hinter ihm Soldaten, die ihre Überraschung genauso schnell überwanden, wie man es von Männern wie ihnen erwarten konnte.
Aber nicht schnell genug. Den Ersten rannte Andrej einfach über den Haufen, noch bevor er seine Waffe ziehen konnte, kappte mit dem
Saif
die instinktiv gesenkte Hellebarde eines Zweiten, was den Mann aus der Balance brachte und ungeschickt auf die Knie fallen ließ, und stürmte brüllend und die Waffe schwingend weiter und auf die drei verbliebenen Gardisten zu. Die Männer fuhren erschrocken zurück – und was sollten sie auch anderes tun, sahen sie sich doch einer dämonengleichen Gestalt gegenüber, deren Gesicht mit geronnenem Blut besudelt war und in deren Augen die Hölle loderte?
Hinter ihm wurde ein Chor gellender Schreie laut, zwar mit einem Moment Verzögerung, dafür aber umso lauter, und einer der drei Männer vor ihm nahm all seinen Mut zusammen und versuchte, ihm den Weg zu vertreten.
Andrej überzeugte ihn mit einem Hieb mit dem Schwertknauf davon, dass das keine gute Idee war, und schwang dann die Klinge heraus in Richtung der beiden anderen Männer, um sie zurückzutreiben. Dann war er hindurch und stürmte mit weit ausgreifenden Schritten den Gang hinab.
Er warf einen hastigen Blick über die Schulter zurück. Hinter ihm hatten zwei Männer den sich heftig sträubenden Kardinal zwischen sich genommen und schleiften ihn davon, während die anderen geschlossen zu seiner Verfolgung ansetzten – wenn auch zögernd und mit nicht annähernd so viel Entschlossenheit, wie Andrej es erwartet hätte. Er griff nur noch rascher aus, und als er die nächste Gangbiegung erreicht hatte, wusste er auch, warum.
Der Korridor endete nach zwanzig oder dreißig Schritten
Weitere Kostenlose Bücher