Nele geht auf Klassenfahrt
erst mal putzmunter.
Zwar war der Leuchtturm kein Leuchtturm mehr, aber mitten im Meer gab es noch einen, der in Funktion war. Sein heller Scheinwerfer kreiste über das dunkle Wasser und warf gespenstische Schatten in ihr kleines Zimmer.
Draußen kam ziemlich Wind auf und ein Fensterhaken knallte immer wieder gegen die Mauer.
Gerade als Nele wieder die Augen zufielen, kreischten ein paar Möwen aus Leibeskräften. Ihre Stimmen waren lauter als die von Plemplem. Nele schoss hoch und stieß sich den Kopf an Tannes Bett über ihr. »Autsch!«
Das gab bestimmt eine dicke Beule. Sie rieb sich die schmerzende Stelle.
»Nele? Kann ich kurz zu dir ins Bett kommen? Ich kann gar nicht mehr einschlafen«, vernahm sie Tannes Stimme.
»Klar«, antwortete Nele erleichtert. Anscheinend war sie nicht die Einzige, der unheimlich war. Sie rutschte so gut es ging an die Wand, denn mit Tanne und Sammy in einem schmalen Bett wurde es ganz schön eng.
So aneinandergekuschelt schliefen sie im Nu ein, bis sie am nächsten Morgen die helle Schiffsglocke aus dem Schlaf riss.
Nach Zähneputzen und Katzenwäsche stürmten Nele und Tanne in die Küche und holten Teller, Besteck und die Körbe mit den duftenden Brötchen, die Frau Schäfer für sie gebacken hatte, und stellten sie auf die langen Tische. Das restliche Essen konnte man sich an einem Büfett holen, wie in einem richtigen Hotel.
Josefine ließen sie links liegen. Während Nele und Tanne eifrig zwischen Küche und Frühstücksraum hin- und herliefen und aufdeckten, schlich Josefine in Zeitlupentempo hinterher und bequemte sich schließlich noch, einen kleinen Brotkorb mit zwei Händen zum Lehrertisch hinzutragen.
»Bitte schön, Frau Kussmund, bitte schön, Frau Birnbaum«, sagte sie. »Guten Appetit. Soll ich Ihnen sonst noch etwas bringen?«
Frau Kussmund runzelte die Stirn. »Willst du mich veralbern?«, fragte sie streng. »Ich habe genau beobachtet, dass du Nele und Tanne alleine schuften hast lassen. Dafür räumst du die Tische alleine ab. Prinzessinnen auf der Erbse haben in meiner Klasse nichts verloren.«
Wortlos drehte sich Josefine um und stampfte mit bitterbösem Blick an ihren Platz zurück. »Kann mir jemand einen Becher Kakao bringen?«, bettelte sie Basti an. »Frau Kussmund behandelt mich wie Aschenputtel. Ich glaube, sie kann mich nicht leiden.«
»Ich glaube, Josie kann sich selber nicht leiden«, sagte Lukas schlau in Tannes Richtung. »Deshalb ist sie zu allen immer so fies.«
Josefine zog ein Gesicht, als ob sie diese Bemerkung nicht auf sich sitzen lassen wollte, aber da machte ihr Frau Kussmund einen Strich durch die Rechnung. »Wer fertig ist, kann schon mal seine Drahtesel unten im Hof begutachten. Basti und Florian haben eifrig beim Aufpumpen geholfen. Josefine, du räumst jetzt das Geschirr ab und wischst die Tische mit dem Lappen ab.«
Im Freien stürmte es ganz schön. Aber die Fahrräder waren echte Inselräder, in knalligen Farben und mit besonders dicken Reifen, damit man nicht gleich beim ersten Windstoß umkippte.
»Ich nehm das Rote«, schrie Nele begeistert und schnappte sich einen feuerroten Gaul. Tanne sicherte sich ein kanariengelbes, während Lukas sich ein pechschwarzes aussuchte, das sogar eine Hupe hatte.
»Zieht euch warm an und vergesst die Mützen nicht«, ermahnte Frau Kussmund ihre Schüler. »Es soll Regen geben.«
Basti und Florian pumpten noch Luft in die letzten Reifen und dann ging der gemeinsame Inselritt los. Für Sammy hieß es heute zu Hause bleiben. Auf der Fahrradstrecke gab es zu viele Kaninchen und Schafe. Aber er durfte in der Küche bleiben und Frau Schäfer beim Kochen zugucken.
»Ich glaube nicht, dass Sammy traurig ist«, sagte Frau Schäfer verschmitzt. »Ich habe noch ein paar Leckerli für ihn in petto.«
Als alle schon auf ihren Satteln saßen, kam Josefine angetrödelt. Für sie war nur noch ein quietschrosa Fahrrad übrig geblieben.
»Schön, dass du auch da bist, Josefine!«, sagte Frau Kussmund. »Können wir jetzt endlich losfahren?« Sie hatte ein silberfarbenes Fahrrad, das etwas größer war und sehr schick aussah.
»Na klar. Ab die Post!«, brüllte Nele und trat begeistert in die Pedale.
Mit einem ohrenbetäubenden »Juhuhhhhhhh!« setzte sie sich an die Spitze.
Das elfte Kapitel
startet mit Windstärke sechslässt Haare und Möwen munter durch die Luft fliegengeht mit Waffeln in einer richtigen Muschel weiterbringt Moritz ins Spielund endet mit
Schiff ahoi!
Nele düste als
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