Nele geht auf Klassenfahrt

herstellen konnte, und Sammy hatte seine Nase in die Schüssel gesteckt, in der Nele gerade den Pfeffer zerkleinert hatte.
    »Na und?«, antwortete Frau Kussmund aufgeregt. »Es kann doch hier nicht jeder machen, was er will. Neles Hund muss sofort abgeholt werden. Ob Nele hierbleiben darf, nachdem sie mich so hintergangen hat, überlege ich mir noch.«
    Schummeln bei Klassenarbeiten und Schwindeln überhaupt. Das waren die zwei Dinge, die Frau Kussmund wirklich rasend machten.
    Nele heulte ihren Kummer laut heraus. »Es t-u-u-t m-m-m-ir ja so lei-ei-ei-d«, jammerte sie unter Tränen. »Ich wo-wo-wo-llte Sie doch nicht ä-ä-rgern. Bitte bitte bitte schicken Sie mich nicht nach Hau-au-ause. Ich hab mich doch schon sooo gefreut. Und Sammy auch.«
    Jetzt mischte sich Lukas einfach ein. »Ach ja, bitte, bitte, Frau Kussmund«, bettelte auch er. »Nele muss einfach auf die Insel mitkommen. Sonst macht die Klassenfahrt keinen Spaß.«
    Selbst Florian gab seinen Senf dazu. »Stimmt, Frau Kussmund. Sonst haben Basti und ich keinen, den wir ärgern können.«

    Überraschend meldete sich Frau Birnbaum zu Wort. »Entschuldigung, ich will wirklich kein Durcheinander anrichten und Frau Kussmund hat natürlich total recht. Aber ist es nicht so, dass wir einen Wachhund in unserem Leuchtturm gut gebrauchen können bei so vielen quirligen Kindern? Das scheint hier ja wirklich ein besonders freundlicher Zeitgenosse zu sein.« Sie streichelte Sammy liebevoll über den Kopf und steckte ihm heimlich einen Ingwerkeks zu.
    Frau Kussmund sah ihre Kollegin verblüfft an. »Meinen Sie wirklich, Frau Birnbaum?«, sagte sie. »Wäre uns ein Hund nützlich?«
    Als ob Sammy kapierte, um was es ging, fing er an, aus tiefster Kehle zu winseln. Gleichzeitig legte er den Kopf schief, schaute Frau Kussmund mit dem treuherzigsten Blick der Welt an und wedelte mit seinem Schwanz.
    Frau Kussmunds Herz hätte schon aus Stahl sein müssen, wenn es nicht auf der Stelle weich wie Butter geworden wäre. Sie sah Sammy nachdenklich an.
    »Nele Winter«, sagte sie. »So viel Gnade hast du gar nicht verdient. Es kann nicht jeder Schüler machen, was er will. Das endet doch in totalem Chaos. Es ist zwar ungewöhnlich, aber ich lasse mich auf Frau Birnbaums Vorschlag ein. Aber deine Eltern anrufen müssen wir schon. Ich nehme mal an, dass du sie nicht in deinen verwegenen Plan eingeweiht hast.« Sie zog ihr Handy aus der Tasche.
    »Juchuh«, brüllten Lukas und Tanne im Chor und rissen die Arme in die Luft.
    »Sammy darf mit, Sammy darf mit!«, jubilierten sie laut.
    Nele gab keinen Pieps von sich, aus Sorge, dass es sich Frau Kussmund im letzten Moment noch anders überlegen könnte. Aber ihr Gesicht glühte vor Freude wie ein Glühwürmchen.
    Zum Glück hatte Frau Kussmund Großtante Adelheid am Ohr, als sie anrief. Sie hatte Sammy schon überall gesucht.
    »Es tut mir echt leid, Tante«, flüsterte Nele zerknirscht ins Telefon.

    »Ich gehe auch zwei Wochen lang mit Plemplem spazieren oder so.« Im Hintergrund hörte sie Plemplem kreischen.
    »Schon gut, Nele«, sagte Großtante Adelheid großzügig. »Aber das nächste Mal, bevor du wieder so einen Unsinn anstellst und gegen meinen Rat deinen Dickkopf durchsetzt, knipst du deine Denkmaschine an, versprochen? Es ist für eine Abenteurerin besonders wichtig, einen kühlen Kopf zu behalten.«
    Nele nickte. »Versprochen. Ich hab dich doll lieb, Tante.« Sie schmatzte einen Luftkuss in das Telefon und gab es Frau Kussmund zurück.
    »Prima!«, sagte Frau Kussmund zufrieden. »Dann können wir ja hoffentlich ohne weitere Störungen auf unsere Insel reisen.« Sie kraulte Sammy zwischen den Ohren. »Willkommen«, begrüßte sie ihn. »Ich hoffe, du bist braver als dein Frauchen.«
    Nele plumpste erleichtert neben Tanne auf ihren Sitz. »Boah, ich bin total fertig«, stöhnte sie.
    »Wieso hast du mir denn nichts verraten? Wusste Tanne von deinem Plan?«, fragte Lukas eifersüchtig und schmuste mit Sammy.
    Nele schüttelte den Kopf. »Nee, alles auf meinem Mist gewachsen. Tanne ist nur zufällig dahintergekommen.«
    Sie schaute aus dem Busfenster. Gerade tauchte der Hafen vor ihnen auf.
    Die Fähre wartete bereits am Anleger auf sie.
    »Es kann losgehen!«, rief Nele und war fast wieder so unternehmungslustig wie sonst. »Zieht euch warm an, ihr Piraten. Wir kommen!«

Das neunte Kapitel
    schaukelt gemütlich über das weite Meerlässt Nele vor Freude beinahe platzenzeigt, dass Frau Birnbaum ganz verliebt