Nele im Zeltlager
wieherten laut. »Brrrr. Brrrrr. Tina, Lina, ruhig«, beruhigte Draco die nervösen Ponys.
»Saß da nicht die Schnarchnase drinnen?«, fragte Lukas stirnrunzelnd.
Nele nickte grimmig. »Allerdings. Die scheinen es ja schwer eilig zu haben. Voll blöd, die Typen.«
Nach ein paar hundert Metern bog die Kutsche in einen dunklen Waldweg ab.
»Das ist der Eulenwald«, rief Draco Nele und Lukas zu. »Früher lebten hier jede Menge Schleiereulen-Pärchen. Aber nachdem der alte Zauberer gestorben war, verschwanden sie spurlos.«
Nele grinste überlegen. »Alles klar, der alte Zauberer … das glauben doch nur Kleinkinder, Draco«, rief sie übermütig zurück. Trotzdem sah sie sich respektvoll um. »Hier ist es aber viel finsterer als bei uns zuhause im Birkenwäldchen.« Sie spürte, wie sie urplötzlich eine dicke Gänsehaut bekam.
»Und da vorne links wohnen Hänsel und Gretel«, fuhr Draco unbeirrt fort. »Haltet euch von der Hütte fern.«
Nele stieß Lukas kichernd in die Seite. »Hey, cool. Das ist bestimmt die Eisdiele, von der die Frau im Zug erzählt hat. Da wandern wir morgen hin. Draco will nur nicht, dass wir der Hexe unser Taschengeld in den Rachen werfen. Hoffentlich gibt es bei Hänsel und Gretel lecker Schokoeis.«
Allein bei dem Gedanken lief ihr das Wasser im Mund zusammen.
»Feuer! Da vorne brennt es ja!«, rief Tanne plötzlich ängstlich und klammerte sich an Dracos Umhang.
Nele holte das zusammenklappbare Fernglas aus ihrem Rucksack, das sie Tante Adelheid noch im letzten Moment stibitzt hatte, und guckte angestrengt hindurch.
»Und?«, fragte Lukas beunruhigt. »Was ist da los?«
Nele setzte das Fernglas ab und grinste. »Ich vermute, das ist ein stinknormales Lagerfeuer. Allerdings ein ziemlich riesiges.«
Endlich fuhren sie mit der Kutsche durch das Tor des Zeltlagers.
»Wow!«, rief Lukas entgeistert. »Was geht denn hier ab?«
Vor Überraschung schlug Tanne die Hände vor den Mund und selbst Nele war für einen kurzen Augenblick sprachlos. Wo sie hinschaute, sah sie Kinder auf Besenstielen, die mit hohen Hüten und Sternenumhängen bekleidet waren. Manche hatten dicke Knollennasen im Gesicht, andere fette Warzen mitten auf der Stirn. Sie umrundeten die Neulinge auf ihren Besenstielen neugierig.
»Hexen«, keuchte Tanne.
»Und zwar jede Menge Hexen«, echote Lukas.
»Alter Schwede«, sagte Nele beeindruckt. »Hexen überall!«
Das siebte Kapitel
startet mit einem lauten Gongbewirkt einen gigantischen Lachanfallgeht mit zwei- und vierbeinigen Freunden
weiterund endet mit einem echten
Roc k ’n’Roll!
»Krass«, stöhnte Nele begeistert. »So verrückt habe ich mir unser Zeltlager nicht vorgestellt. Dürfen wir uns auch verkleiden? Ich hätte auch gerne so einen schicken Besen zum Reiten.« Sie gluckste wie Burgherr Plemplem, wenn er sich besonders freute.
»Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch gleich nach dem Abendessen eure Kostüme basteln«, antwortete eine Frau mit langen schwarzen Haaren, die ihr fast bis zum Po reichten. Sie trug einen dunkelroten Samtumhang mit bunten Glitzersteinchen. »Da vorne, das Zelt mit dem Lampionmond – das ist unser Kostümzelt. Darin findet ihr alles, was ihr zum Verkleiden braucht. Ich helfe euch auch gerne.« Sie reichte den drei Freunden die Hand. »Willkommen bei uns. Ich heiße Pantera und gehöre zu den Betreuern. Jetzt gibt es da drüben unser Hexensüppchen. Ich hoffe, ihr habt Hunger?«
Nele entdeckte einen dampfenden Kupferkessel, der über einer knisternden Feuerstelle an einer Stange aufgehängt war. Daneben war ein langer Holztisch aufgebaut, mit Bänken an beiden Seiten.
»Aber hallo. Hungrig wie ein Löwe«, strahlte Lukas. »Ich hab doch seit dem Frühstück nur Süßigkeiten gemampft.«
Pantera nickte zufrieden. »Super. Dann schnapp dir mal schnell einen Teller. Es geht gleich los.«
Sie musterte Tanne prüfend. Im Gegensatz zu Nele und Lukas machte diese ein ziemlich skeptisches Gesicht. »Hey, Tanne. Die Hexen jagen dir aber keine Angst ein. Oder?«
Tanne biss sich verlegen auf die Lippe. »Schon okay. Ich weiß ja, dass das alles nur Spaß ist«, antwortete sie. Aber sie sah nicht besonders belustigt aus.
»Spuk ist nicht so Tannes Ding«, erklärte Nele. »Bei mir zuhause wohnt ein echter Burggeist, Graf von Kuckuck. Der nervt uns alle manchmal ziemlich.«
Pantera pfiff beeindruckt. »Wow. Das klingt ja spannend. Dagegen sind unsere Hexen natürlich Kinderkram. Hast du Lust, den Gong für das Abendessen zu
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