Nele im Zeltlager
schmeckt richtig lecker.«
Hoffentlich nicht, dachte Nele heimlich. Die Frau war ja ganz nett, aber ihren Mann fand sie voll gemein. »Ja, vielleicht«, antwortete sie höflich.
»Ich hasse Ungeheuer, und Monster sowieso«, mischte sich Tanne ein. Sie machte plötzlich ein ganz besorgtes Gesicht.
»War doch nur Spaß«, beeilte sich der Schaffner, Tanne zu beruhigen. »Ihr habt bestimmt ganz tolle Ferien! Warte es ab. Du willst sicher gar nicht mehr von dort weg.«
Lukas nickte eifrig. »Das glaube ich auch. Und mit so einem Seemonster werden wir auch fertig. Schließlich wohnt unsere Freundin Nele auf einer Burg und wir sind alle mit einem echte Schlossgespenst befreundet. Bis auf Tanne jedenfalls …«
Der Schaffner lachte. »Na, dann ist ja alles paletti. Also macht es gut.« Er verschwand schmunzelnd ins nächste Abteil.
Den Rest der Fahrt vertrieben sich die drei damit, ihren Proviant ratzeputz aufzumampfen. Der fremde Mann schlief laut schnarchend, während seine Frau einen Krimi las.
»Wetten, der Typ ist das Seemonster höchstpersönlich?«, flüsterte Lukas Nele ins Ohr.
Nele kicherte zustimmend, während sie die Zeiger ihrer Uhr nicht aus den Augen ließ. Schließlich durfte sie das Aussteigen auf keinen Fall verpassen. Aber für jemanden, der wie Nele das Abenteuer im Blut hatte, war das eine ziemlich leichte Aufgabe, stellte sie zufrieden fest.
Das sechste Kapitel
Beginnt mit fünfundsiebzig Sekunden Verspätung
zeigt, dass Zauberer richtig gut drauf sindkutschiert Nele mit einem echten Pferdewagenund überrascht mit
Hexen überall!
»75 Sekunden zu spät!«, rief Nele und stoppte die Zeit. Sie kletterte als Erste aus dem Zug und sah sich neugierig um. Der Schaffner half den Freunden mit ihren Koffern. »Dann noch mal viel Spaß!«, wünschte er. »Ich glaube, ihr werdet schon erwartet.« Er zeigte zu der großen Anzeigetafel.
Tatsächlich! Direkt davor entdeckte Nele einen – echten Zauberer.
Jedenfalls sah der Typ, der ein Schild in die Höhe hielt, auf dem ihre Namen standen, haargenau so aus. Er trug einen langen Umhang, auf dem silberne Sterne aufgenäht waren, und hatte einen spitzen schwarzen Hut auf dem Kopf, der Nele an eine Schultüte erinnerte.
Augenblicklich begann Neles Herz vor Aufregung ganz doll zu schlagen. »Los, Leute«, befahl sie betont lässig und fummelte einen Zettel aus ihrem Brustbeutel hervor. »Wetten, das ist dieser Draco. Der soll uns abholen, hat mir Tante Adelheid hier aufgeschrieben.« Sie marschierte zielstrebig auf den Zauberer zu, obwohl ihr innerlich echt mulmig war.
»Hallo, ich bin Nele. Sind Sie Draco?«, sagte sie mit kratziger Stimme, als sie schließlich vor ihm stand. Sie räusperte sich nervös.
»Ach, die Nele!«, rief Draco. »Wie schön. Du kannst ruhig Du zu mir sagen.« Er begrüßte Nele so begeistert, als ob er sie schon ewig kennen würde, und lachte über das ganze Gesicht.
»Dann seid ihr zwei sicher Tanne und Lukas. Hattet ihr eine schöne Fahrt?«
Er schüttelte ihnen herzlich die Hand.
Nele atmete erleichtert durch. Der Zauberer war ja total nett.
»Dann wollen wir mal schnell los«, rief Draco. »Die Hexenschüler warten schon ganz ungeduldig mit einem leckeren Zaubersüppchen auf euch.«
Er ging mit großen Schritten voran. Auf dem Bahnhofsplatz standen neben einer Handvoll Taxis eine schöne alte Kutsche, vor die zwei Shetland-Ponys gespannt waren.
»Oh, guck mal, die süßen Shetties!«, rief Tanne. Seit sie mit Nele Ferien auf dem Ponyhof gemacht hatte, war sie total begeistert von Pferden. »Ich hätte so Lust, mal wieder zu reiten«, sagte sie sehnsüchtig.
»Würde es dir für heute auch reichen, kutschiert zu werden?«, fragte Draco.
Tanne stieß einen spitzen Schrei aus. »Suuuper! Ist das denn unsere Kutsche?«
Draco lächelte. »Erraten. Wenn du mutig genug bist, darfst du bei mir vorne auf dem Bock sitzen.«
Das ließ sich Tanne nicht zweimal sagen. Sie ließ ihren Koffer einfach fallen und stürmte hinüber, um die Shetties zu begrüßen.
»Ihr könnt euch ja mit Tanne abwechseln«, schlug Draco vor und hievte die Koffer in die Kutsche.
»Ich verzichte freiwillig. Tanne ist total verrückt nach Pferden«, grinste Nele.
»Ich auch«, sagte Lukas gutmütig. »Ich darf zuhause Trecker fahren, so viel ich will.«
Draco wollte die Kutsche gerade auf die Hauptstraße lenken, als ihnen von einem hupenden Taxi der Weg abgeschnitten wurde.
Eingeschüchtert warfen die Shetties ihre Köpfe hin und her und
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