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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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flüsterte sie.
    »Wir kriegen das hin.«
    »Wie denn? Es wird immer schlimmer …« Ihre Augen begannen zu glitzern. Eine Träne löste sich und rollte ihr über die Wange. Sie fiel hart und schwer auf das Laken. »Manchmal kann ich es in mir fühlen …«
    »Was denn?«
    Sie schloss die Augen. Ich drückte ihre Hand.
    »Ach komm, Süße, wir haben doch keine Geheimnisse voreinander, oder?«
    »Geheimnisse«, sagte sie, als bekäme sie nicht genug Luft. Ihr Körper spannte sich an. Ihre Augenlider zuckten. Ihre Züge wurden weich. »Papa sagt, es ist ein Geheimnis«, sagte die Kinderstimme von der Villa.
    Nele öffnete die Augen und musterte mich wie ein Kind, das etwas Wichtiges erklären wollte. »Ich hab Mama gesagt, dass es Monster gibt, und dann hat Papa Mama schlafen lassen.« Ich starrte sie an, unfähig etwas zu sagen. Sie nickte wieder mit dieser kindlichen Ernsthaftigkeit.
    »Nachts kommen Monster. Es ist ein Geheimnis, hat Papa gesagt, keiner darf es wissen.«
    Die Welt blieb stehen.
    Der Schock über die Leichtigkeit, mit der mir alles klarwurde, nahm mir den Atem. Papa. Geheimnis. O Gott … Nein … nein …
    Nele schloss die Augen. Ich spürte, wie ihre Hand aus meiner herauszugleiten drohte, und schloss meine Finger um ihre.
    »Nele …«, flüsterte ich. »Die Monster sind weg.«
    Ihre Lider flatterten.
    »Weg?«, fragte sie unsicher.
    »Ja. Hier bin nur ich, Paul, und ich passe auf dich auf. Hier – spürst du das?« Ich drückte ihre Hand leicht. »Ich bin viel stärker als die Monster.«
    Ihre Augenlider flackerten wieder. Plötzlich drückte ihre Hand zu, und als sie die Augen öffnete, brannte ihr Blick vor Zorn. Er wurde schlagartig von einer verzweifelten Hilflosigkeit ersetzt, die mein Herz erschütterte. Ihr Körper entspannte sich. Sie schloss die Augen. Ihre Hand wurde ruhig, und ihr Gesicht friedlich.
    Etwas stieg mir die Kehle hoch. Ich schluckte es runter und versuchte zu atmen. Ich wollte ihren Namen sagen, aber Tränen schossen mir in die Augen und erstickten alles. Ich schob einen schwachen Finger auf ihr Handgelenk. Ihr Puls raste. Gott …
    Mein Körper begann zu zittern. Ich atmete tief ein, behielt die Luft in den Lungen, zählte bis dreißig und ließ sie langsam wieder zwischen meinen Lippen hinausströmen. Ich wiederholte das ein paarmal, bis das Zittern nachließ. Die ganze Zeit lag sie regungslos da, ihre Hand schlapp in meiner.
    »Nele, weißt du noch, wie wir November bekommen haben? Weißt du noch, wie klein er war, als wir ihn vom Tierheim geholt haben? War er nicht süß?«
    Sie bewegte sich nicht. Ihr Gesicht blieb völlig regungslos. Ich wusste nicht, ob sie mich hörte. Ich fasste ihre Hand fester, beugte mich vor und legte ihr meine andere Hand auf die Wange.
    »Süße, weißt du noch, wie er auf uns zugehüpft kam und Mor meinte, November sei ein Känguru?«
    Ihre Pupillen bewegten sich leicht.
    »November …«, flüsterte sie.
    Ihre Stimme war zu leise, um sicher zu klingen.
    »Ja, November. Weißt du noch, wie lange es gedauert hat, bis wir ihn stubenrein hatten? Er hat immer ins Zimmer gemacht, und wenn ich sauer wurde, hast du mir gesagt, dass er nichts dafür kann, weil er noch so klein ist. Süße, das war die Wahrheit. Du hattest recht. Er war ein Welpe, und deswegen hatte er keine Schuld. Er wusste es einfach nicht besser, weil er noch so klein war.« Ich beugte mich weiter vor und nahm ihr Gesicht in meine Hände. »Baby, was auch immer passiert ist, du warst ein Kind, und Kinder haben keine Schuld.«
    Ihre Lippen begannen zu zucken und wurden schneeweiß, als sie sie zusammenpresste. Sie öffnete ihre Augen und musterte mich. In ihren Augen stand der blanke Schrecken. Ich legte alles, was ich hatte, in meinen Blick und beugte mich so weit vor, dass mein Mund fast ihre Lippen berührte. »Nele, du hast keine Schuld.«
    Sie schluchzte auf. Ihre Hände legten sich um meinen Nacken. Sie versteckte ihr Gesicht an meiner Brust und klammerte sich krampfhaft an mich, während ihr Körper bebte. Ich hielt sie, so fest ich konnte. In meiner Brust brannte ein Feuer.
    »Wir kriegen das hin«, flüsterte ich ihr ins Haar. »Ich verspreche dir, alles wird gut. Vielleicht kannst du das nicht glauben nach all der Zeit, aber ab heute wird alles besser. Du bist nicht mehr alleine. Es tut mir so leid, dass ich nichts gemerkt habe, aber jetzt weiß ich Bescheid, und du wirst nie wieder damit alleine sein, nie wieder …«
    Ich redete weiter, versprach Dinge, die man nicht

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