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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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strömte. Durch das Fenster drang frische Luft ins Zimmer. Es roch nach Spätherbst. Der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.

epilog
    »Polizeinotruf.«
»Ich hab da mal eine Frage«, sagte eine weibliche Stimme. »Vor zwei Wochen wurde in unseren Wagen eingebrochen, und jetzt laufen hier drei Typen über die Straße und grölen rum, und die gucken sich auch Autos an.«
    »Geht es um Ruhestörung oder um Autodiebe?«
    »Na, um Ruhestörung. Wir haben denen gesagt, die sollen mal ruhig sein, aber die reagieren nicht auf uns. Und wie gesagt: Unser Auto haben sie auch ganz komisch angeguckt.« »Komisch angeguckt?«
    »Ja, mehrmals!«
    »Verstehe. Wir haben da eine Militärübung in der Nähe, ist es in Ordnung, wenn wir Ihnen ein paar Panzer vorbeischicken?«
    In der Leitung wurde es still. Hinter mir wurde gekichert. »Und die Luftwaffe, natürlich«, fügte ich hinzu, was hinter mir neues Gekichere auslöste.
    »Ich würde gerne mit Ihrem Vorgesetzten sprechen.«
    »Und ich würde gerne mit Prince auftreten. Ist doch toll, wenn man Träume hat.«
    Die Frau legte auf. Hinter mir brach Gelächter aus. Ich nahm das Headset ab und stand auf. Rokko speicherte meinen letzten Notruf im Best-of-Ordner. Schröder, Mattes, Gernot, Karl-Heinz und Schmidtchen applaudierten. Die Neue stand neben der Tür an die Wand gelehnt und lächelte.
    Schröder schlug mir auf die Schulter.
    »Komm, einen noch.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das reicht.«
    Gestern war Vollmond gewesen. Zum Abschied hatten sich alle Verrückten noch mal zusammengerottet. Der Junge wollte immer noch ficken, Rastamann immer noch Halle Berry klarmachen, dazu die üblichen Verdächtigen. Die Weihnachts-CD war fast komplett, und das Frühjahr hatte erst begonnen.
    Ich sah mich ein letztes Mal im Kabuff um, dann verließen wir das Revier unter jeder Menge blöder Kommentare und gingen über den Parkplatz auf unser neues Büro zu. Als wir in den Streifenwagen einstiegen, sah Rokko mich über das Wagendach hinweg an.
    »Fast zehn verfluchte Jahre im Kabuff … Mann, wenn du was durchziehst, dann aber richtig.«
    »Danke.«
    Er verdrehte die Augen und stieg ein. Der Dienstwagen sprang erst beim zweiten Mal an und klang wie eine Nähmaschine. Rokko stöhnte angewidert, aber wir rollten vom Hof und fädelten uns in den Verkehr ein. Die Fahrzeuge vor und hinter uns passten sich sofort unserem Tempo an. Die erste Streife seit einem Jahrzehnt, aber ich spürte sofort das vertraute Gefühl des Asphalts unter meinem Hintern. Es fühlte sich gut an. Wir würden über die Straße rollen, Präsenz zeigen und den Bürgern signalisieren, dass sie nicht alleine waren. Wir würden Kaffeepausen einlegen, pädagogisch auf Radfahrer einwirken, Komatrucker aus dem Verkehr ziehen und verdächtige Personen kontrollieren. Das alles würden wir tun, während wir auf die Einsätze warteten, um die es wirklich ging. Wir würden warten und hinschauen.
    Rokko schob eine CD rein. Beim ersten Gitarrenriff musste ich lachen. Highway to Hell . Ich fuhr mein Fenster runter und hängte eine Hand raus. Eine verlockendeFrühlingsbrise strömte herein. Ein halbes Jahr war es her, seitdem die Villa abgebrannt war. Die Trümmer waren geräumt, das Grundstück wurde neu bebaut, wir hatten einen neuen Nachbarn. Benni war dabei, sich da oben ein Haus hinzustellen. Manchmal kamen die Kids zu uns runter, erstaunlicherweise oft dann, wenn Mor gerade zu viel gekocht hatte. Es war nicht die einzige Veränderung im Dorf. Nissen war seiner Marlies gefolgt. Man hatte ihn auf der Veranda gefunden. Im Stuhl sitzend, ein Glas Zitrone vor sich. Letzte Woche war ein junger Arzt vor Ort gewesen, um sich die Praxis anzuschauen. Er sah aus wie Brad Pitt. Die Bauersfrauen würden in Zukunft wahrscheinlich öfter schwächeln.
    Eine weitere Immobilie hatte den Besitzer gewechselt. Mor hatte Gunnar den Schaukelstuhl abgekauft und ihn in Rente geschickt. Wir hatten das Lokal renoviert, und zum ersten Mal seit Kriegsende konnte man auf die Toilette gehen, ohne sich vorher impfen zu lassen. Außerdem gab es kaltes Bier und warme Küche. Mors Kochkunst war zwar Perlen vor die Säue, aber sie ließ es sich nicht nehmen, den fleischfressenden Bauern persönlich ein Tofuomelett vorzusetzen. Ich wusste nicht, ob es schlau war, eine Alkoholikerin zur Kneipenbesitzerin zu machen, aber ein Blick in ihr Gesicht genügte. Ich hatte sie nie glücklicher gesehen.
    Vielleicht auch, weil ich mich mit meinem Vater getroffen

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