Nele und der Neue in der Klasse
richtige Satz, den Henry gesprochen hatte.
Barbara Winter lachte belustigt. »Unser Burgherr muss nicht in die Schule gehen. Der ist schon groß und bekommt Privatunterricht von Tante Adelheid.«
Zu Neles Verblüffung kletterte Henry wortlos wieder aus dem Auto, rannte ins Haus und kam Momente später mit Plemplem auf der Schulter zurück.
»Ohne Burgherr gehe ich nicht in die Schule«, erklärte er und kletterte mit dem Papagei auf den Rücksitz.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief Barbara Winter aufgebracht. »Kommt nicht infrage. Es kann doch nicht jedes Kind sein Haustier mitnehmen!«
Aber weder konnte sie Henry überreden, Vernunft anzunehmen, noch schaffte sie es, Plemplem aus dem Auto zu zerren. Er kreischte so laut, als wolle sie ihm jede Feder einzeln ausreißen.
Auch wenn Nele gar nicht wollte. Plötzlich kriegte sie den totalen Lachanfall. Dieser schottische Lord war dickköpfiger als Nele, Sammy und der Burgherr Plemplem zusammen. Alle Achtung!
Gleichzeitig tat ihr Mama aber ein wenig leid. Sie hatte vor Aufregung schon ganz rote Flecken auf dem Hals. Und darüber, wie Frau Kussmund den neuen gefiederten Schüler empfangen würde, wollte sie lieber nicht nachdenken. Zwar war ihre Klassenlehrerin tierlieb und hatte selber ein großes Aquarium – aber in ihren Augen gehörten Tiere einfach nicht in die Schule.
Das wusste Nele spätestens, seit sie Sammy mit auf den Klassenausflug geschmuggelt hatte. Deshalb rumorte es vor Aufregung ganz schön in ihrem Bauch, als Mama endlich vor dem Schultor anhielt.
Das Erste was Nele sah, waren Lukas und Tanne. Sie musste gleich wieder losprusten. Ihre Freunde guckten genauso verblüfft wie Mama, als sie Plemplem entdeckten. Im selben Augenblick kam Neles Klassenkameradin Josefine an.
Alle Kinder aus Neles Klasse gingen zu Fuß oder fuhren wie Lukas mit dem Fahrrad. Nur Josefine wurde jeden Morgen in einem riesigen Jeep zur Schule gebracht. Das war so affig wie alles andere an Josefine.
Henry und Josefine erblickten sich zufällig gleichzeitig.
Josefine war heute wieder einmal von oben bis unten in ihrer Lieblingsfarbe Pink gekleidet, sogar die Schleife auf ihren Schuhen hatte grellrosa Punkte.
Nele glaubte zu träumen. Das waren doch tatsächlich weiße Lackschuhe an Josefines Füßen.
Henry lächelte Josefine erfreut an. Josefine strahlte zuckersüß zurück.
»So sweet«, sagte Henry und zeigte auf ihre Lackschuhe.
Plemplem stieß einen begeisterten Schrei aus. »Sweet! Sweet! Sweet!«, krächzte er und gluckste wie eine Taube.
Josefine warf ihren Pferdeschwanz mit Schwung nach hinten und musterte Henry ausgiebig. Anscheinend gefiel ihr der unbekannte Junge genauso gut wie sie ihm, denn sie wurde plötzlich knallrot.
»Danke!«, quietschte sie so hoch wie eine ungeschmierte Gartentür. Sie schenkte Henry noch einen schmachtenden Blick und rannte, so schnell sie ihre Lackschuhe trugen, in das Schulgebäude hinein.
Das achte Kapitel
erzählt einiges über Josefinelässt die halbe Schule kopfstehenschiebt Graf Kuckuck die Schuld in die Schuheund macht Nele so wütend, dass sie den zickigen Lord in die Wüste wünscht:
Zum Kuckuck mit dir!
Nele spielte zusammen mit Josefine Handball in der Schulmannschaft. Sie waren die besten Spielerinnen und hatten in diesem Halbjahr haargenau gleich viele Treffer geschossen. Das war aber wirklich das Einzige, was die beiden vereinte. Die meiste Zeit konnten sie sich nämlich gar nicht leiden.
Nele fand, dass Josefine so eine richtig zickige Pferdetussi war, und Lukas nannte sie sogar Klassenpony .
Josefine machte sich über die Ruine Kuckuckstein lustig und riss dumme Witze über Neles durchgeknallten Papagei. Mit einem Wort: Sie hatten sich ständig in der Wolle. Nur beim Handball herrschte Frieden.
Dass ihre Lieblingsfeindin Henry total süß fand, hätte sich Nele gleich denken können. Josefine rannte ja selber wie ein Kleiderständer auf zwei Beinen herum.
Trotzdem regte Nele das gerade echt auf.
Seit Henry und Plemplem in der Schule aufgetaucht waren, wurden die beiden von einer Traube neugieriger Kinder umringt. In Windeseile hatte sich herum gesprochen, dass Henry ein Lord war und bisher auf einem richtigen Schloss gewohnt hatte. So jemand ließ sich schließlich nicht alle Tage in der Schule blicken. Die Kinder rannten Henry und dem Burgherrn Plemplem sogar bis ins Klassenzimmer hinterher.
Nele beobachtete das Treiben mit finsterer Miene. »Ich verstehe nicht, warum Plemplem so verrückt nach
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