Nele und die Geburtstagsparty - Nele ; [3]
Überraschung …«, sagte Nele feierlich. »Fällt mein Geburtstag aus.« Sie weidete sich an Tannes schockiertem Gesichtsausdruck.
»Waaaaas?«, brüllte Tanne. »Du bist ja doch verrückt geworden.«
Nele lächelte leidend. »Wenn du meinst. Aber daran sind dann nur meine Eltern schuld.«
Tanne wackelte unentwegt mit dem Kopf wie ein Spielzeughund. »Das kannst du doch nicht bringen«, sagte sie in Dauerschleife. »Das kannst du doch nicht bringen.«
Nele nickte zufrieden. »Kann ich wohl. Kein Geburtstag, kein Fesselballon. Keine Geschenke. Ihr habt es mir selber erzählt. Josefine hat ihren Geburtstag auch nicht gefeiert. Das mache ich jetzt einfach genauso.«
Tanne sah sich verzweifelt um. »Wo bleibt Lukas denn nur?«, murmelte sie. »Vielleicht kann der dich zur Vernunft bringen.«
Aber Lukas tauchte an diesem Vormittag gar nicht in der Schule auf. »Hoffentlich ist er nicht krank«, sagte Tanne in der großen Pause beunruhigt. »Wenn man ihn mal wirklich braucht, lässt er sich nicht blicken. Typisch Junge.«
Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Nele so eine schrecklich falsche Entscheidung getroffen hatte, ohne ihre besten Freunde vorher um Rat zu fragen.
»Hi, Tanne!« Florian kam quer über den Pausenhof auf sie zu. Er hatte so eine gesunde Gesichtsfarbe, als wäre er gerade tausend Meter Bestzeit um den Sportplatz gedüst. »Hast du heute Nachmittag zufällig Zeit? Du wolltest mir doch mal Otto, also – ich meine – ich wollte doch mal lernen, wie Otto …« Er verhedderte sich hoffnungslos in seinem eigenen Satz und sah Tanne erwartungsvoll an. »Vielleicht um drei Uhr in der Eisdiele?«
Tanne sah Florian so verwundert an, als hätte er chinesisch mit ihr gesprochen.
»Was soll ich in der Eisdiele?«, rief sie aufgelöst. »Ich muss zuerst herausfinden, warum Lukas heute nicht da ist, sonst wird das nichts mehr mit Nele. Es ist ja alles total durcheinander.«
Jetzt guckte Florian völlig verwirrt. »Ach so, ja dann … dann eben nicht«, sagte er verlegen und wurde gleichzeitig puterrot. »Tut mir leid.« Er rannte eilig davon.
Nele starrte Tanne aus großen Augen an. »Also, ich habe zwar gerade den schrecklichsten Tag meines Lebens hinter mir, aber sonst kriege ich alles mit. Florian hat dich gerade auf ein Eis eingeladen! Ich dachte, du findest ihn süß.«
Tanne schüttelte ungeduldig den Kopf. »Dafür habe ich jetzt echt keine Zeit, Nele. Erst einmal müssen Lukas und ich deinen Geburtstag retten, kapiert?«
Als Nele mittags nach Hause kam, wartete Großtante Adelheid bereits am Burgtor auf sie. »Liebes, ich habe schon gehört, was ihr gestern für einen entsetzlichen Streit hattet«, sagte sie mitfühlend. »Es tut mir ja so leid. Aber wenn du erst einmal eine zweite Nacht darüber geschlafen hast, siehst du das schon ganz anders. Wir machen uns heute einen gemütlichen Tag mit Eisessen oder so. Vielleicht hat ja auch Tanne Lust mitzukommen. Und morgen fangen wir mit den Einladungen an. Was hältst du davon?«
Nele sah ihre Großtante Adelheid mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck an. »Tante Adelheid. Es bleibt dabei. Mein Geburtstag fällt aus. Für immer und ewig.« Sie fühlte eine Spur schlechtes Gewissen hochkochen. Schließlich hatte sich ihre Großtante richtig viel Mühe gegeben. Aber Nele konnte einfach nicht mehr zurück. »Mir geht es sehr schlecht«, sagte sie theatralisch. »Aber meine hartherzigen Eltern lassen mir keine andere Wahl.« Ihre Stimme zitterte vor Selbstmitleid. »Und Hunger habe ich heute Mittag auch keinen. Ich mache jetzt die Hausaufgaben und übe noch für Mathe morgen.« Sie rannte eilig in ihr Zimmer, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen.
»Ich fasse es nicht«, murmelte Großtante Adelheid. »Ich fass es nicht. Ojemine. Das arme Kind ist ja total verwirrt. Ich muss mit Barbara dringend ein ernstes Wörtchen reden. So geht es ja nicht.« Sie ging tief in düstere Gedanken versunken ins Haus. Zum allerersten Mal war sie total ratlos.
Den ganzen Nachmittag blieb Nele auf ihrem Zimmer und ackerte die schweren Aufgaben in ihrem Mathebuch durch.
Schließlich geschah das Wunder: Sie kapierte die neuen Übungen, ohne dass Papa es ihr erklären musste. Leider konnte sie es ihm nicht erzählen, denn sie war ja sauer auf ihn. Das fand sie eigentlich ein bisschen schade.
Gerade als sie sich total erschöpft auf ihrem Bett ausstreckte und ein wenig mit der dicken Bertha kuschelte, polterte es lautstark an ihrer Tür.
Tanne stürzte in ihr
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