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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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nach und wartete, bis der Lift herunterkam und sie nach oben entführte. Als sie eine halbe Stunde später mit frischem Make-up das Haus verließ, wartete Herr Stiebeling, den sie telefonisch bei >Chez Charlott< erreicht hatte, bereits in seinem roten Porsche auf der anderen Straßenseite auf sie.
    »Ein stinklangweiliger Laden, dieses Charlott«, knurrte er ihr entgegen, »komm rein, Süße«, aber er überließ es ihr, den Schlag zu öffnen und mit dem sehr niedrigen Sportsitz fertig zu werden, »schlage vor, daß wir uns mal das neue Dingsbumms in der Adalbertstraße ansehen. Soll ein agronomischer Betrieb sein.« Er drückte auf den Gashebel, daß der Wagen in einem Satz davonschoß, der sie ins Polster drückte, als hätte sie einen Schlag vor den Magen bekommen, aber sie stieß nur einen wohligen Seufzer aus. Der Junge hatte ein atemberaubendes Tempo.
    In dieser Minute knipste Pforten die Leselampe über seinem Hotelbett an und griff in den Stapel von Treatments und Drehbüchern, die sich auf dem Lesetisch neben dem Bett auftürmten. Lieber Himmel, wie selten fand man in diesem Zeug eine Rosine. Wenn man schon Schauspieler war, dann hätte man wenigstens als Amerikaner auf die Welt kommen sollen. Hollywood... Da gab es Stoffe und die Rollen, die er gern gespielt — und die Gagen, die er gern bezogen hätte!
    >Der Hund des Herrn Bogumil<...
    Da hatte mal jemand einen guten Einfall gehabt, und jetzt quälten sich diese Kerle einen Herrn und einen Hund nach dem anderen ab.
    Zum Kotzen!
    Er lauschte plötzlich in sich hinein, als hätte er soeben ein Stichwort empfangen. Und er hörte die quäkende Stimme des Parkwächters: >Und wissense, was der junge Mann jefracht hat? Obse ‘nen Hund dabei hätten, einen schwarzen Hund mit einem buschigen Schweif?<
    Für Sekunden erstarrend, eine steile Falte zwischen den Augenbrauen, griff er nach dem Telefon und verlangte eine Verbindung mit Sachrang. Der Telefonist bat ihn, am Apparat zu bleiben, und eine halbe Minute später meldete sich Etienne, der auf Sachrang in der Halle mit Manfred vor dem Bildschirm saß und sich eine Kriminalkomödie ansah.
    »Hallo, Michael! Ich sitze mit Manfred beim Fernsehen. Heliane war müde und ist schon vor einer guten Stunde schlafen gegangen. Was gibt’s?«
    Manfred schaltete am Apparat den Ton ab, und die Handlung lief in gespenstischer Lautlosigkeit weiter.
    »Nichts Besonderes, Marcel, ich wollte nur einmal eure Stimmen hören. Ich bin auch schon seit einer Stunde im Bett und lese blödsinnige Manuskripte. Wie geht es euch? Hast du Heli inzwischen einmal ausgeführt?«
    Die Frage klang unverfänglich, aber Etienne wurde dabei sehr wach.
    »Nein, Heli hatte bis jetzt keine rechte Lust dazu. Sie kommt mir überhaupt ein wenig bedrückt vor. Vielleicht liegt’s am Wetter. Ziemlich schwül heute — und vorher tagelang die Kälte. Ich spüre es selbst in den Knochen...«
    »Ja, es scheint ein wenig föhnig zu sein. Zum Glück bin ich dagegen unempfindlich. Gibt es sonst etwas Neues?«
    »Toms >Roter Blitz< soll morgen zur Jungfernfahrt starten. Wir haben heute zu dritt an der Montage des Motors gearbeitet.«
    »Dieser Bengel!« Es klang zärtlich und stolz. »Paß bloß auf, Marcel, daß ihm das Ding nicht wieder um die Ohren fliegt wie im vergangenen Jahr das Motorrad.«
    »Ich möchte wissen, von wem der Bursche die technische Begabung hat...«
    »Von mir natürlich!« sagte Pforten. »Bei mir ist sie allerdings nur latent vorhanden. — Aber Schluß jetzt. Grüß Heliane und die Jungen. Ich will zusehen, daß ich meine Angelegenheiten in Frankfurt so rasch wie möglich erledige. Mir geht die gute Sachranger Luft ab. Auf Wiedersehen, Marcel!«
    »Ciao, Michael...«
    Etienne lauschte in den Apparat, bis ihm das Knacken in der Membrane anzeigte, daß Pforten aufgelegt hatte.
    Manfred schaltete am Fernsehgerät auch das Bild ab.
    »Käse!« sagte er, und damit war sein Urteil über das Kriminalstück gefällt. »Weshalb hast du ihn nicht gefragt, ob er was dagegen hat, wenn wir drei, Mutti, Tom und ich, für eine Woche oder zwei zu dir nach Kronbeuren kommen?«
    »Es war nicht der richtige Zeitpunkt...«, antwortete Etienne und griff nach seiner Pfeife, um sie auszuklopfen und neu zu füllen. Und mit einem Blick auf die Kaminuhr fragte er den Jungen, ob er die Zeit nicht für gekommen hielte, zu Bett zu gehen. Aber Manfred spielte weiter mit seinen Fingern.
    »Komischer Anruf, nicht wahr, Onkel Marcel?« Er schien das Gespräch Wort für

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