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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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»Ich finde selbst hinaus.« Wieder keine Antwort.
    Mir war klar, dass es ein anstrengender Morgen für ihr Gefühlsleben gewesen war - und auch für meines. Dass sie mir den wahren Grund dafür gestanden hatte, weshalb sie den Mann, den sie liebte, umgebracht hatte, war ein mentales Trauma, das für mehr als einen Tag reichte, und dann hatte ich auch noch das Thema Amir Nasim und iranische Attentäter zur Sprache gebracht und sie daran erinnert, dass Frank Bellarosas Sohn in der Nachbarschaft wohnte und sich nach ihr erkundigt hatte. Ich konnte nur vermuten, was ihr im Moment durch den Kopf ging.
    Sie half mir, ihre Seelenqualen zu verstehen, als sie sagte: »Hast du in England Lamm lieben gelernt?«
    »Wie bitte?«
    »Ich dachte an Lamm zum Abendessen, aber wenn du es noch immer nicht magst, mache ich vielleicht Kalb.«
    Ich räusperte mich und erwiderte: »Lamm ist prima.«
    »Gut.« Sie schaute mich an und schien überrascht zu sein, dass ich stand. »Wo willst du hin?«
    »Ich ... muss ein paar Sachen erledigen. Und ich wollte meine sonntäglichen Anrufe bei den Kindern machen.«
    Sie überlegte kurz, dann schlug sie vor: »Warum rufen wir sie nicht gemeinsam an?«
    »Nun ja ...«
    »Sie würden sich freuen.«
    »Vielleicht sollten wir sie nicht... überraschen. Und möglicherweise brauchst du jetzt ein bisschen Zeit für dich.«
    Sie ging nicht darauf ein, goss mir den letzten Schuss Wasser ein und fragte: »Kommst du mit, wenn ich Ethel besuche?«
    Ich nahm an, dass ich mich wieder setzen sollte, deshalb tat ich es und erwiderte: »Ich habe allerhand zu erledigen.« Und ich wollte Elizabeth im Fair Häven ebenso wenig in Begleitung von Susan über den Weg laufen, wie ich Susan in Begleitung von Elizabeth über den Weg laufen wollte. Und dann war da noch mein Essen mit den Bellarosas um vier, falls ich noch immer hingehen wollte. Ich dachte darüber
    nach und fragte mich, ob das eine gute Idee wäre. Sieh zu, dass du deine Feinde in der Nähe hast, und so weiter.
    Ich warf einen Blick zu Susan und sah, dass sie den Umschlag geöffnet hatte und die Fotos durchblätterte, die ich ihr gegeben hatte. Es waren hauptsächlich Familienaufnahmen, und offenbar war sie noch nicht zu den nur für Erwachsene bestimmten Bildern vorgestoßen, denn sie sagte: »Mir gefällt das hier, wo wir alle vier am Anlegesteg vom Seawanhaka das Boot beladen. Wer hat das geknipst?«
    »Weiß ich nicht mehr. Du kannst sie dir ja später angucken«, schlug ich vor. »Ich glaube, ich sollte jetzt wirklich gehen.«
    Sie hielt inne und konzentrierte sich auf ein Foto, dann blätterte sie langsam ein paar weitere durch, lächelte schließlich und sagte: »Ich habe mich schon gefragt, was aus denen hier geworden ist.«
    Ich ging nicht darauf ein.
    Die Fotos schienen ihr zu gefallen, sie grinste frech, als sie sagte: »Oje ... «, und schob mir eines zu.
    Ich schaute darauf und sah, dass es ein mit Stativ und Selbstauslöser aufgenommenes Bild von Susan und mir auf der hinteren Terrasse von Stanhope Hall war. Als die Stanhopes wegzogen, hatten sie ein paar Gartenmöbel auf der Terrasse stehenlassen, und ich erinnerte mich, dass Susan und ich uns manchmal mit ein paar Cocktails zum Sonnenuntergang dort hingesetzt hatten und einmal auch Kamera und Stativ aufbauten, um die Aussicht festzuhalten.
    Tja, es war ein warmer Sommertag gewesen, und nach ein paar Cocktails hatte Susan vorgeschlagen, dass wir eine Art Stripknobeln spielen sollten, bei dem der Verlierer den anderen mit Oralsex verwöhnen musste. Ich fand den Vorschlag ganz passabel, zumal es eigentlich nichts zu verlieren gab, deshalb fingen wir an, und Susan hatte eine Pechsträhne und war innerhalb von wenigen Minuten nackt.
    Auf dem Foto lehne ich an einer Säule, mit der Unterhose um die Knöchel, und kassiere meinen Gewinn.
    »Das können wir nicht mehr machen«, stellte Susan fest.
    Ich lächelte und erwiderte: »Nein, ich glaube nicht, dass Mr Nasim Cocktails auf seiner Terrasse billigt.« Sie lächelte ebenfalls.
    Mir wurde klar, dass Susan in einem anderen Gemütszustand war als noch vor fünf Minuten und dass ich nicht aufgepasst hatte.
    Sie schob mir ein paar Fotos zu, worauf ich ihr versicherte: »Ich habe sie mir angesehen.«
    »Hast du dir Abzüge machen lassen?« »Nein.«
    »Ich kann das für dich tun.« Sie wandte sich wieder den Bildern zu. »Ich habe kein Gramm zugelegt.« Sie warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie feststellte: »Du offensichtlich auch nicht.«
    Ich

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