Nelson DeMille
und fertig? Sauer?« »Das ist es. Aber ich war bereit, dir zu vergeben.« »Da gibt's nichts zu vergeben.« »Magst du sie?« »Durchaus.«
Sie schwieg ein paar Sekunden, bevor sie sagte: »Sie mag dich. Sie hat es mir beim Lunch erzählt. Nun, sie hat sich diesbezüglich geziert, aber in Anbetracht der Umstände konnte ich es erkennen.«
»Sie ist eine nette Frau.«
»Ganz meine Meinung. Dann können wir also alle Freunde bleiben.«
»Großartig.« In der letzten halben Stunde waren anscheinend allerhand Entscheidungen gefallen, von denen ich nichts wusste, aber das kommt manchmal vor, wenn man mit jemandem schläft. Gerade noch hat man sich höflich Hallo gesagt, und schon liegt man nackt im Bett und tauscht Intimitäten aus mit einer Person, die man möglicherweise kaum kennt, und anschließend - wenn man nicht unter Zeitdruck steht - kommt man zwangsläufig ins Gespräch. Und beim Reden gerät man für gewöhnlich in die Bredouille, manchmal ohne es zu wissen.
In diesem Fall allerdings hatte das Schicksal schon vor langem entschieden, dass ich hier sein würde, daher konnte ich mich einfach fügen. »Ich habe nie gedacht, dass wir den Rest unseres Lebens voneinander getrennt sein würden«, sagte ich zu ihr.
»Ich wusste, dass wir es nicht sein würden.«
»Ich habe dich am Dienstag in Locust Valley gesehen«, gestand ich. »Aha? Wo?«
»Bei dem Feinkostladen, ein paar Häuser neben Rolfs.« »Ach, richtig. Ich war mit Charlie Frick zum Lunch verabredet.« »Ich dachte, es wäre eine Frau.« »Charlene. Charlie Frick. Sie ist eine der Fricks.«
»Offenbar, wenn sie so heißt.«
»John, du hast gerade mit mir geschlafen. Kannst du dich mit deinem Sarkasmus ein bisschen mäßigen?«
Mir war der Zusammenhang nicht ganz klar, aber ich war mir sicher, dass noch mehr von diesen postkoitalen Ungereimtheiten kommen würden. »Tut mir leid«, sagte ich.
»Wo warst du?«, fragte sie mich. »Ich hoffe doch, du wolltest dir nicht eines dieser scheußlichen Sandwiches bei Rolfs holen?«
Und dann ist da noch die postkoitale Kritik an meiner Lebensweise.
»Ich habe mir bei Rolfs nur einen Kaffee geholt, bin rausgekommen und habe dich und Mitzi gesehen.«
»Charlie. Wieso hast du nicht Hallo gesagt?«
»Weil ich dir so nicht zum ersten Mal nach vier Jahren begegnen wollte.« Sie drückte meine Hand und sagte: »Ich auch nicht. Wie war dir zumute? Was hast du gedacht?«
»Ich war ... traurig, glaube ich. Und ich fand, dass du so schön wie nie zuvor aussiehst.«
Sie kuschelte sich an mich und schlang die Arme um mich. »Ich liebe dich«, sagte sie, »und wir werden uns nie wieder trennen und nie wieder traurig sein.« Sie küsste mich. »Kannst du das fassen? Kannst du fassen, dass wir wieder zusammen sind?«
»Es ist kaum zu glauben.« »Heiratest du mich wieder?«
Ich war auf diese Frage vorbereitet, daher erwiderte ich, ohne zu zögern: »Wenn du das möchtest.«
Das war vermutlich nicht die richtige Antwort, denn sie rückte von mir ab, bevor sie fragte: »Was möchtest du denn?« Ich versuchte es noch mal und fragte sie: »Willst du mich heiraten?«
»Lass mich darüber nachdenken. Okay, ich heirate dich.« »Du hast mich zum glücklichsten Mann auf der Welt gemacht.«
»Das weiß ich. Aber lass uns ein Jahr zusammenleben, nur um sicherzugehen.«
»Na schön. Nein, ich meine, lass uns so schnell wie möglich heiraten.«
»Wenn du das möchtest. Was machst du morgen?«
Susan war eindeutig glücklich, und wenn sie glücklich ist, ist sie lustig. Ich war auch glücklich, aber das Ganze kam ein bisschen plötzlich, und ich konnte es nicht so schnell verarbeiten, wie es geschah, und wollte eigentlich mindestens zehn Minuten darüber nachdenken, inwieweit sich mein ganzes Leben verändern würde. Aber dann fiel mir ein, was ich zu Elizabeth gesagt hatte - dass man mehr auf sein Herz als auf seinen Verstand hören und manchmal ein Risiko eingehen sollte. An diesem Punkt meines Lebens hatte ich nicht viel zu verlieren, wenn ich meine Exfrau heiratete. Vermutlich konnte mir Schlimmeres widerfahren. Besser gesagt, ich war in sie verliebt und bekam eine zweite Chance, mit ihr glücklich zu werden.
Susan, die mich kennt, fragte: »Redest du dir aus oder ein, mich zu heiraten?«
»Nichts wäre mir lieber, als dass wir heiraten und wieder eine Familie sind«, erwiderte ich.
Sie lehnte sich ans Kopfteil, und ich sah, wie ihr die Tränen in die Augen traten. »Es tut mir so leid«, sagte sie. »Alles, was
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