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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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vorgefallen ist.« »Ich weiß. Mir auch.«
    Wir saßen eine Weile da, und ich betrachtete den Ventilator und spürte den Luftzug auf meinem Körper. Hier in unserem Schlafzimmer zu sein, mit unseren alten Möbeln, weckte schöne Erinnerungen an Liebesspiele und träge Sonntagvormittage, wenn die Kinder kamen und mit uns kuschelten, an Vater- und Muttertage mit Frühstück im Bett und an Abende, an denen wir lange aufblieben
    und bis spät in die Nacht miteinander redeten. Ich erinnerte mich an die Karte, die sie zum Hochzeitstag für mich geschrieben hatte: John, du weißt gar nicht, wie oft ich morgens aufwache und dich einfach anschaue. Und das werde ich bis ans Ende meines Lebens tun.
    Ich hätte mich weiter mit der Vergangenheit beschäftigen können und mit der zehnjährigen Kluft zwischen heute und dem letzten Mal, als wir miteinander geschlafen hatten, aber das hatte ich schon getan, und es hatte mir nichts als Wut, Verbitterung und Unrast eingebracht. Deshalb nahm ich ihre Hand, schaute sie an und sagte: »Ich vergebe dir.«
    Sie nickte und sagte: »Ich wusste es.«
    Ich auch.
    Sie rutschte näher zu mir und legte den Kopf an meine Schulter, und wir saßen da, genossen den Moment und dachten an die Zukunft. Es war höchste Zeit, dass wir vorankamen.
    Leider war die Vergangenheit nicht gänzlich tot und begraben; sie war am Leben, wohnte auf Alhambra und war im Begriff, uns einzuholen.
    27
    Sex unter der Dusche ist meine Art und Weise, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun.
    Hinterher zogen wir uns an und gingen hinunter in die Küche, wo Susan mich fragte: »Hast du Hunger?«
    Ich schaute auf die Uhr, sah, dass es kurz nach eins war, und erinnerte mich an meine Sonntagsspaghetti mit Fleischklößchen bei den Bellarosas. Außerdem fiel mir ein, dass ich Elizabeth um sieben wegen eines möglichen Rendezvous anrufen sollte. Vor dieser unerwarteten Wende der Ereignisse war eine Menge in Bewegung gesetzt worden, und ich wünschte jetzt, ich hätte Susan letzte Woche angerufen. Aber wer weiß, was passiert wäre, wenn wir uns letzte Woche getroffen hätten? Ich war noch nicht bereit gewesen für das, was soeben geschehen war, und genau genommen war ich mir auch nicht sicher, ob ich jetzt dazu bereit war. Aber schlaue Leute wie ich können ihre Pläne ändern, wenn sich die Situation ändert. Was meine Pläne mit Elizabeth anging, war ich der Meinung, dass sich Leute, die heiraten wollen, mit Verabredungen zurückhalten sollten. Was das Essen mit den Bellarosas betraf, war die Entscheidung einfach. »John? Hallo?«
    Ich blickte zu Susan und sagte: »Weißt du, ich könnte eine Bloody Mary gebrauchen.«
    »Ich glaube, ich habe keinen Tomatensaft.« »Noch besser. Wodka auf Eis.«
    Sie öffnete den Kühlschrank, holte eine Flasche Grey Goose heraus und goss ein Glas ein, gab Eis dazu, füllte das Glas mit Orangensaft auf und sagte: »Du kannst so früh noch keinen Wodka pur trinken.«
    Meiner Meinung nach schon. Allmählich fielen mir wieder Dinge aus meiner ersten und einzigen Ehe ein.
    Susan goss sich Orangensaft ein und reichte mir meinen Drink. Wir stießen an, und ich sagte: »Auf uns.«
    »Auf uns.«
    Ich trank einen Schluck und schmeckte den Wodka nicht. »Möchtest du etwas essen?«, fragte sie erneut. »Nein, das ist bestens.« »Was hattest du zum Frühstück?«
    »Äh ... lass mich nachdenken ...« Ich hätte beinahe Elizabeth auf dem Tisch gehabt, aber das sollte ich lieber nicht erwähnen. »Ein englisches Muffln.« »Ist das alles?« »Holzapfelgelee. Kaffee.« »Und du hast allein gefrühstückt?« »Nein, habe ich nicht.«
    »Wie kommt es, dass du und sie im gleichen Haus übernachtet habt und nichts passiert ist?«
    Allmählich wurde ich ein bisschen ungehalten über die Elizabeth-Fragen und sagte: »Es spielt keine Rolle, warum oder weshalb nichts passiert ist. Es kommt nur darauf an, dass nichts passiert ist.«
    Sie bemerkte meinen gereizten Ton und sagte: »Tut mir leid. Ich fasse es nicht, dass ich so eifersüchtig bin. Ich werde es nicht mehr ansprechen.«
    »Danke.«
    »Vielleicht verlierst du dein Gespür.«
    »Susan -« »Oder wolltest du Samantha treu bleiben?«
    Das klang nach einer Fangfrage, deshalb erklärte ich: »Elizabeth ist, wie du dir sicher vorstellen kannst, sehr betroffen wegen ihrer Mutter. Wir waren den ganzen Tag zusammen und sind Ethels Papiere und persönlichen Besitz durchgegangen, und am Ende war sie erschöpft, trank zu viel Wein und ging zeitig zu Bett. Ich habe auf der

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