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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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war nicht blöde. »Ja. Anthony Bellarosa.«
    »Ich hatte gehört, dass er auf dem Grund und Boden von Alhambra wohnt, bevor ich mein Angebot gemacht habe, das Haus zurückzukaufen«, entgegnete sie. »Er hat seinerzeit keine Rolle in meinen Plänen gespielt, und er spielt auch jetzt keine.«
    »Na schön, aber ... « Tolkiens berühmter Satz zu dem Thema ging mir durch den Kopf, und ich zitierte: »Wer in der Nähe eines Drachen lebt, tut gut daran, ihn in seine Überlegungen mit einzubeziehen.«
    Sie zuckte die Achseln. »Solange du mir nichts Genaueres zu diesem Drachen zu sagen hast, möchte ich nicht darüber sprechen. Vielen Dank, dass du dir Sorgen um mich machst.« Dann lächelte sie. »Nun, ich nehme doch an, dass du besorgt bist und nicht deiner klammheimlichen Freude Ausdruck verleihen wolltest.«
    Weil ich ihr klarmachen wollte, dass es ernst war, erwiderte ich das Lächeln nicht, sondern sagte: »Ich mache mir große Sorgen.«
    Das drang offenbar zu ihr durch, denn sie fragte: »Wie hast du herausgefunden, dass er nebenan wohnt?«
    »Er hat letzten Montag bei mir geklingelt.«
    Die Nachricht, dass Anthony Bellarosa auf dem Grundstück gewesen war, ließ sie aufhorchen. »Weshalb?«
    »Es war ein unangekündigter Höflichkeitsbesuch. Er hat mich hier willkommen geheißen.«
    Susan wollte zwar nicht darüber sprechen, wusste aber, dass sie sich wahrscheinlich anhören musste, was ich zu sagen hatte. Und während sie noch überlegte, wofür sie sich entscheiden sollte, fuhr ich fort: »Er wollte mit mir über seinen Vater sprechen. «
    Sie ging nicht darauf ein.
    »Er hat sich nach dir erkundigt.«
    Susan warf mir einen Blick zu, verfiel dann in ihre Lady-Stanhope-Tour und sagte: »Wenn er irgendetwas über mich wissen will, sollte er mich fragen, nicht dich.«
    Susans Mut, basierte, wie ich schon andeutete, auf ihrer herrschaftlichen Erziehung und ließ sich am ehesten als eine Mischung aus arroganter
    Gleichgültigkeit gegenüber jedweder Gefahr und einem naiven, an Größenwahn grenzenden Glauben, dass man nicht zur Klasse der Opfer gehören konnte, beschreiben. Man kann das am besten erklären, wenn man sich vorstellt, dass Susan einen Einbrecher auffordern würde, sich die Füße abzutreten, bevor er ins Haus einsteigt. Damit sie sich ihre Hochnäsigkeit abschminkte und auf den Boden der Tatsachen zurückkehrte, sagte ich zu ihr: »Er ist wie sein Vater - wichtige Sachen bespricht er nicht mit Frauen.«
    Das erregte ihren Unmut und erinnerte sie zugleich daran, dass sie dieses Problem in die Welt gesetzt hatte. »John, das ist nicht dein Problem. Es ist meines. Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, und ich bin sehr gerührt, wirklich, aber solange er dir gegenüber nichts Genaueres gesagt hat, über das ich Bescheid wissen sollte, musst du dich nicht in -«
    »Susan. Komm von deinem hohen Ross runter.«
    Sie lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und starrte in den Garten.
    »Nur zu deiner Erinnerung, du hast seinen Vater umgebracht. Darüber wird er nicht mit dir sprechen. Aber er hat mit mir darüber gesprochen.« Meine anschließenden Gespräche mit Anthony erwähnte ich nicht, ich sagte nur: »Er hat zwar keine direkten Drohungen ausgesprochen und wird es auch nicht tun, doch ich hatte den Eindruck, dass er auf Rache aus ist.«
    Sie starrte weiter auf eine bestimmte Stelle im Garten und dachte wahrscheinlich an Rosenfäule. So geht sie immer mit großen Problemen um, mit denen sie nicht klarkommt; sie stellt sich einfach kleinere Probleme vor. Genau das hatte sie nach dem Mord an Frank Bellarosa getan - als sein Leichnam am Boden lag und ein halbes Dutzend Kriminalpolizisten darauf wartete, sie ins Gefängnis zu bringen, machte sie sich Sorgen um ihr Pferd und wahrscheinlich auch darüber, wie Anna die Blutflecken vom Boden wegkriegen würde.
    Ich beschloss, dieses Gespräch zu beenden, wusste ich doch, dass ich alles getan hatte, was ich tun konnte, und jedes weitere Wort als Mutmaßung, persönliche Meinung und unerwünschter Rat aufgefasst werden würde. Ich sagte allerdings: »Du solltest zur Polizei gehen und eine eidesstattliche Aussage machen.« Für den Fall, dass irgendetwas passiert. Aber das sagte ich nicht.
    Sie erwiderte nichts, und so saßen wir einfach da, bis sie schließlich fragte: »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Danke.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr: »Ich sollte gehen.« Anscheinend hörte sie mich nicht.
    Ich stand auf, sie aber nicht, deshalb sagte ich:

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