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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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hatte einen trockenen Mund, daher trank ich mein Wasser aus und warf wieder einen Blick auf die Uhr, aber Susan starrte auf sechs, sieben Fotos, die sie auf dem Tisch ausgebreitet hatte. Dann blickte sie auf und sagte: »Die bringen ein paar schöne Erinnerungen zurück.«
    Ich nickte.
    Sie stand auf, starrte mich an und sagte in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, was sie meinte: »Ich würde dir gern zeigen, was ich mit dem Haus gemacht habe.«
    Nun ja ... warum nicht? Ich meine, warum nicht? Bevor mir etwas einfiel, das dagegen sprach, standen wir auf, griffen über den Tisch und hielten Händchen, dann gingen wir gemeinsam ins Haus.
    Die Besichtigungstour begann und endete im Schlafzimmer.
    26
    Im großen Schlafzimmer im ersten Stock war es warm, und Susan lag nackt auf dem Laken und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Sie war wach, hielt die Augen aber geschlossen. Das Fenster und die Vorhänge waren offen, und Tageslicht fiel ins Zimmer. Ein Standventilator surrte neben dem Bett, und der Luftzug kühlte den Schweiß auf unseren Leibern und spielte mit Susans langen roten Haaren.
    Ich setzte mich auf und betrachtete sie. Ihre Haut hatte eine hübsche Frühsommerbräune, die Brüste eingeschlossen, aber dort, wo sie ein Bikinihöschen getragen hatte, das kaum die leuchtend roten Schamhaare bedeckte, war sie milchig weiß.
    Mit noch immer geschlossenen Augen fragte sie: »Schaust du mich an?« »Ja.«
    »Wie sehe ich aus?«
    »Wie an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal mit dir geschlafen habe.« Was stimmte.
    »Danke. Ich habe gute Gene.«
    William und Charlotte waren in der Tat ein schmuckes Paar, aber leider meschugge.
    Susan schlug die Augen auf und drehte sich zu mir. »Ich hatte noch nie jemanden hier oben.«
    »Das ist deine Sache.«
    Sie blickte mich an und sagte: »Ich wollte nur, dass du es weißt.« Sie lächelte. »Ich hatte so lange keinen Sex, dass ich vergessen habe, wer wen fesselt.«
    Ich lächelte ebenfalls, aber weil ich ihr keine Hilfe zu dem Thema anbot, fragte sie: »Und du?«
    »Naja...«
    »Ist schon gut. Ich will es gar nicht wissen.«
    Natürlich wollte sie, und damit es aus der Welt war, sagte ich: »Es gibt eine Frau in London.« Und ich dachte sogar daran, hinzuzufügen: »Aber es ist nichts Ernstes.«
    »Wie heißt sie?«
    »Samantha.«
    »Hübscher Name. Sieh zu, dass du sie loswirst.« »Nun ja ... na schön. Aber ... «
    Susan setzte sich auf, nahm meine Hand und schaute mich an. »Wir haben zehn Jahre vergeudet, John. Ich möchte keine weitere Minute vergeuden.« »Ich weiß ... aber ... « »Geht es dir zu schnell?« »Na ja, es kommt etwas plötzlich.« »Liebst du mich?« »Ja. Seit jeher.«
    »Ich dich auch. Auf ewig. Also?« »Bist du dir dessen sicher?« »Bin ich. Und du ebenfalls.«
    Offenbar war das beschlossene Sache. Aber ehrlich gesagt, glaube ich, dass ich es, zwei Minuten nachdem ich in dieses Haus gegangen war, bereits gewusst hatte. Ungeachtet all meiner üblen Gedanken über Susan und trotz allem, was an diesem Morgen geschehen war, spürte ich in dem Moment, als wir einander anschauten, diese ungemeine sexuelle Spannung, die schon früher zwischen uns geherrscht hatte, und mir war klar, dass es ihr genauso ging. Sex ist natürlich nicht Liebe, obwohl er's zur Not auch tut, aber in diesem Fall war die Liebe bereits da und seit jeher da gewesen, deshalb mussten wir es nur machen. Und wir machten es.
    Nach zehn Jahren hätte es unangenehm sein können, war es aber nicht; wir gingen ganz unbefangen miteinander um, was das Gute dabei ist, wenn man mit einem Partner zusammen ist, mit dem man jede Menge Übung hat. Außerdem war nach all den Jahren natürlich auch etwas Neues mit im Spiel und vielleicht das leichte Gefühl, dass die Sache irgendwie tabu war. Diese Mischung ist unschlagbar.
    »Ich habe daran gedacht«, sagte ich zu Susan.
    »Ich auch. Oft. Wieso hat es so lange gedauert, bis du mich angerufen hast?«
    »Ich hatte ... nun ja, Angst.«
    »Wovor?«
    »Vor ... na ja, ich hatte Angst, dass es dazu kommen könnte, und auch vor dem Gegenteil.«
    »Ich auch. Jetzt brauchen wir keine Angst mehr zu haben.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich dachte, du würdest mich anrufen.«
    »Ich wollte so tun, als wäre ich schwer zu kriegen.« Sie fügte hinzu: »Ich wollte noch achtundvierzig Stunden warten, bevor ich dich anrufe. Dann habe ich Elizabeths Auto über Nacht dort stehen sehen und war ... wie lautet das treffende Wort?«
    »Am Boden zerstört? Fix

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