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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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»Was ist, wenn seine Sicherheitsbedenken berechtigt sind?«
    »Dann hätte er sich an die Behörden wenden müssen. Und vielleicht hat er das auch getan, auch wenn er mir gegenüber nichts davon gesagt hat. Aber wenn er sich an die Behörden gewandt hat, hätte sich jemand vom FBI oder der hiesigen Polizei bei dir gemeldet. War das der Fall?«
    »Nein.«
    »Und ich habe auch nichts von ihnen gehört. Daraus muss ich schließen, dass sich Nasim nicht mit den Behörden in Verbindung gesetzt hat, und ich frage mich, was es mit seinen Sicherheitsbedenken auf sich hat.«
    Sie überlegte kurz, bevor sie erwiderte: »Tja, du bist der Anwalt, und du solltest denken wie ein Anwalt. Doch er stammt aus einem anderen Kulturkreis und hat eine andere Einstellung, was die Polizei angeht.«
    »Das ist ein berechtigter Einwand. Aber er hat lange genug hier und in London gelebt, um zu wissen, dass er zur Polizei gehen kann, ohne ausgenommen oder verprügelt zu werden, weil er sie gestört hat.«
    Sie nickte und sagte: »Tja, selbst wenn seine Sorgen berechtigt sind, ist das sein Problem, nicht meines.«
    »Nasim hat mich gebeten, ihn anzurufen, wenn mir irgendwas Verdächtiges auffällt.«
    Wieder nickte Susan. »Soheila hat das Gleiche gesagt.« »Du kannst auch mich anrufen«, bot ich an.
    Sie schaute mich an, lächelte, erwiderte aber nichts.
    Mir kam natürlich der Gedanke, dass Amir Nasims Sorgen, er könnte auf einer Abschussliste stehen, ob berechtigt oder eingebildet, nebenbei bewirkten, dass jeder auf diesem Grundstück wachsam war, was hinsichtlich der weitaus wahrscheinlicheren Gefahr, die von Anthony Bellarosa ausging, seine Vorteile hatte.
    Dazu fiel mir Ms Posts Rat an mich ein, und ich wollte Susan fragen, ob sie eine Schusswaffe besaß. In Anbetracht dessen, was sie das letzte Mal mit einer Schusswaffe getan hatte, könnte das vielleicht ein etwas heikles Thema sein, vor allem, wenn ich sie fragte, ob sie damit umgehen könne. Also verkniff ich mir diese Frage vorerst.
    Ich dachte eher an Anthony Bellarosa als an Amir Nasim, als ich zu ihr sagte: »Jedenfalls werde ich vorsichtshalber zur Polizei gehen und vorschlagen, dass sie beim FBI anrufen. Du solltest das Gleiche tun.«
    Sie ging nicht darauf ein, warf mir einen Blick zu und sagte: »Das ist ja unglaublich ... das wir auch nur an so etwas denken müssen wie ... ausländische Terroristen.«
    Für den Fall, dass sie es vergessen haben sollte, erklärte ich ihr: »Die Welt, einschließlich der Welt hier, hat sich verändert. Deshalb müssen wir an solche Sachen denken.«
    Sie verfiel in ein nachdenkliches Schweigen und erinnerte sich, dessen bin ich mir sicher, an die Welt, in der sie aufgewachsen war, in der die größte Gefahr von außerhalb im nuklearen Armageddon bestanden hatte, das wiederum so unvorstellbar schien, dass niemand auch nur daran dachte. Der einzige ausländische Einfall in unsere heile und sichere Welt war der alljährliche sowjetische Ansturm auf unsere Strände gewesen, der jeden Sommer von dem in russischem Besitz befindlichen Anwesen in Glen Cove ausging. Unser persönlicher Kontakt zum Feind hatte sich auf eine Handvoll mürrischer Russen beschränkt, die leere Wodkaflaschen am öffentlichen Strand zurückließen. Ich war davon überzeugt, dass Susan und jeder andere hier in der Gegend wehmütig an diese Zeiten zurückdachte. Jetzt dachten wir leider alle an den 11. September und warteten auf den nächsten Schlag.
    »Nasim hat gesagt, er zahlt mir eine zehnprozentige Provision, wenn ich dich zum Verkauf überreden kann.«
    Das riss sie aus ihren Gedanken, und sie erwiderte: »Das ist unmoralisch.« »Genau genommen ist es ein gutes Geschäft.« »Was hast du ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll mir fünfzehn Prozent geben, dann sage ich zu dir, ich hätte iranische Attentäter gesehen, die sich in deinen Hecken verstecken.«
    Sie lächelte und versicherte mir: »Ich lasse mich weder unter Druck setzen noch einschüchtern. Das ist mein Grund und Boden, und er gehört meiner Familie seit über hundert Jahren. Wenn Nasim vor irgendetwas Angst hat, kann er wegziehen.«
    »Ich verstehe.« Außerdem wurde mir klar, dass sie auch nicht wegen Anthony Bellarosa ihre Sachen packen und abhauen würde. Nichtsdestotrotz sagte ich: »Es gibt noch eine andere wichtige Sache, die ich mit dir besprechen muss.«
    Sie schaute mich an und sagte: »Anthony Bellarosa.«
    Das überraschte mich zwar, jedoch nur kurz. Susan mochte verrückt sein, aber sie

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