Nelson DeMille
mit den Worten: »Wir haben dieses Jobangebot also in der Schwebe gelassen.«
Sie schaute mich an und erwiderte: »Für mich klingt das nicht so. Bist du verrückf?«
»Susan, wir müssen uns darüber im Klaren sein -«
»Mir ist alles klar, John. Du glaubst, dass du dieses sogenannte Jobangebot in Erwägung ziehen solltest, um mich zu beschützen, aber -«
»Warum sollte ich sonst mit diesem Mann auch nur sprechen?« »Diese Frage solltest du dir stellen, nicht mir.«
»Susan, lassen wir die Laienanalyse. Wenn ich nicht gedacht hätte, dass Anthony Bellarosa wegen dem, was vorgefallen ist, auf Rache aus wäre ... na schön, ich hätte mir auch vorstellen können, dass ich in einer legalen Funktion für ihn arbeiten -«
»Er ist ein Mafia-Don.«
»Das weiß ich nicht.«
»John, du weißt es. Und ich will dir noch etwas sagen, was du weißt. Er hat dich bei deinem Ego gepackt, und du hast dich geschmeichelt gefühlt. Und er hat auch gespürt, dass du für seine Avancen empfänglich warst, wegen dem, was in der Vergangenheit vorgefallen ist, und weil du mit deinem Leben nicht ganz zufrieden warst. Du wirst diesen Fehler nicht wiederholen -«
»Moment. Muss ich dich daran erinnern, dass du diese Beziehung zu - du weißt schon, wem - gefördert hast und warum du sie gefördert hast?«
»Hör auf!« Sie holte tief Luft, dann bekam sie sich wieder in den Griff und sagte: »Du musst mich nicht daran erinnern. Ich sollte mich selbst erinnern.«
Wir schwiegen eine Weile, dann sagte sie. »Er ist möglicherweise klüger, als du es ihm zutraust.«
»Das weiß ich.«
»Aber du bist viel klüger.«
»Auch das weiß ich.«
»Was hast du also vor, John?«
Ich dachte darüber nach und erwiderte schließlich: »Naja, für mich hat sich die Lage natürlich geändert.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Ich bin seit ein paar Stunden verliebt und verlobt, deshalb habe ich es nicht nötig, mir von jemand anders schmeicheln zu lassen, und alle Bedürfnisse meines Egos sind gestillt, und ich bin nicht mehr empfänglich für die Versuchungen des Teufels.«
Susan warf mir einen weiteren Blick zu und meinte: »Sag dem Teufel, er soll zur Hölle fahren.«
»Mach ich ... aber ich sorge mich trotzdem um dich.«
»Lass es sein« Sie griff erneut nach meiner Hand. »Ich bin tief berührt, dass du mich beschützen wolltest, obwohl du mich gehasst hast.«
»Ich habe dich nicht gehasst. Ich habe dich geliebt.«
»Das ist mir klar.« Sie fand ein Taschentuch in ihrer Tasche, tupfte sich die Augen ab und sagte: »Das ist mir doch klar.«
Wir saßen eine Weile schweigend da, dann fragte mich Susan: »Hast du vor, ihn wiederzusehen oder noch mal mit ihm zu sprechen?«
Ich warf einen Blick auf meine Uhr und erwiderte: »Ja, in etwa fünf Minuten.«
»Wo?«
»Bei ihm zu Hause. Ich bin zum Sonntagsessen eingeladen.« »Geh nicht hin.« »Mein Instinkt sagt mir, dass ich gehen soll. Und du musst mir diesbezüglich vertrauen.«
Sie schwieg eine Zeitlang, bevor sie fragte: »Was ist der Grund dafür, dass du hingehst?«
»Ich habe das Gefühl, wenn ich nicht hingehe, könnte ich mir eine Gelegenheit entgehen lassen, etwas zu erfahren ... den Mann besser verstehen zu lernen und rauszukriegen, was er, nun ja, über dich denkt.« Ich erklärte es ihr. »Wenn ich ihn dazu bringen kann, dass er eine Drohung ausstößt, kann ich zur Polizei gehen, und ich bin mir sicher, dass man die Sache ernst nimmt, wegen dem, was Anthony Bellarosa gesagt hat und was vor zehn Jahren passiert ist.«
Diesmal schwieg Susan eine ganze Weile. Schließlich sagte sie: »Wenn ich diesen Moment erneut durchleben müsste, würde ich nicht noch einmal abdrücken.«
Dreimal, genau genommen. Das erinnerte mich daran, zu fragen: »Hast du eine Schusswaffe?«
»Ich habe auf Hilton Head auf Tontauben und Enten geschossen. Ich besitze eine Schrotflinte.«
Ich war froh, dass sie eine Schrotflinte besaß und damit umgehen konnte, aber ich erinnerte mich an Emily Posts Rat zum Thema Schusswaffen und dachte daran, dass ich demnächst bei Susan einziehen wollte ... aber na ja, ich würde sie beim Wort nehmen, dass sie den Augenblick bereute, als sie vor Wut über ihren Geliebten explodiert war, und außerdem glaubte ich ihr, dass sie inzwischen besser mit ihrem Jähzorn umgehen konnte. »Wo bewahrst du die Schrotflinte auf?«
»Ich weiß es nicht... Ich glaube, sie ist im Keller.«
»Du musst sie suchen.« Ich stand auf. »Ich sollte aufbrechen. «
Susan stand ebenfalls
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