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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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nach Ethels Beerdigung nach London.«
    »Und mach mit deiner Freundin Schluss. Bevor du hinfliegst.«
    »Wird gemacht, meine Süße.« Es sei denn, sie flog vorher unverhofft hierher. Ich musste sie so bald wie möglich anrufen.
    »Ich fliege mit dir nach London«, gab Susan bekannt. »Großartig. Wir steigen im Berkely ab.«
    »Wir steigen in deiner Wohnung ab.«
    Das hatte ich befürchtet. Ich habe eine hübsche, ordentliche Bleibe, jedenfalls für einen Junggesellen, und Samantha besitzt keinen Schlüssel, aber dort könnten ein paar Sachen sein, darunter ein bisschen Krimskrams von Samantha, über den sich Susan aufregen würde.
    Sie hatte das Thema persönlicher Freiraum und Privatsphäre zur Sprache gebracht, daher sagte ich: »Bevor ich zu dir ziehe, lasse ich dir die Zeit, die du brauchst, um alles auszuräumen, dass du mich nicht -«
    »Du kannst und wirst heute Nachmittag einziehen, und du kannst herumschnüffeln, so viel du möchtest. Ich habe vor dir nichts zu verbergen.« Sie dachte noch mal darüber nach und sagte: »Naja, ich brauche vielleicht eine Stunde.«
    Ich lächelte. »Länger brauche ich in London auch nicht.« »Ich lasse dir zehn Minuten Zeit, während ich im Taxi warte.«
    Ich sah mich regelrecht dabei, wie ich Briefe, Rolodexkarten, interessante Fotos von meinem dreijährigen Segeltörn und Samanthas Unterwäsche in einen Kissenbezug stopfte - das Pendant zum Notkoffer einer Botschaft, der hektisch mit allem, was verbrannt werden soll, gefüllt wird, während der randalierende Mob das Tor der Umfriedungsmauer stürmt. Aber ich konnte das Zeug nicht verbrennen, folglich musste ich es aus dem Fenster werfen und das Beste hoffen. »John?«
    »Abgemacht«, erwiderte ich.
    Ich spürte, dass ich die Herrschaft über den Ablauf der Ereignisse und mein Leben verlor. Susan war alles andere als eine eifer- oder herrschsüchtige Frau gewesen, soweit ich mich entsann, wenn man mal von den Anfängen unserer jungen Liebe und Ehe absah. Folglich war das hier nur eine Phase. Sie würde vorübergehen.
    Sie blickte sich im Zimmer um, bemerkte, dass das Porträtfoto von Ethel und George nicht mehr über dem Kamin hing, und sagte: »Es ist kaum zu glauben ... sie waren hier, bevor ich geboren wurde.«
    »Weißt du, Susan, dieses Anwesen war eines der letzten, die von Anfang an im Besitz der gleichen Familie waren, und es sind nicht mehr so viele davon übrig. Wenn du das bedenkst, war diese Ära vorbei, bevor du geboren bist.« Und ich fügte hinzu: »Unser aller Tage hier waren gezählt.«
    Sie dachte darüber nach und nickte. »Nostalgie ist auch nicht mehr das, was sie mal war.« Sie ging durch das Esszimmer in die Küche und blickte sich um. »Als ich noch ein kleines Mädchen war, hat George mich nach der Schule hierher gefahren, und Ethel gab mir frischgebackene Plätzchen und heiße Schokolode.«
    Ich war mir sicher, dass sie das in Stanhope Hall nie bekommen hatte, und falls doch, dann war es nicht ihre Mutter gewesen, die die Plätzchen gebacken und die Schokolade heiß gemacht oder sie ihr auch nur vorgesetzt hatte. Susan war, soweit ich das den Worten von Ethel, George und den anderen Dienstboten entnehmen konnte, das klassische einsame reiche Mädchen gewesen. Ihre Eltern, so vermutete ich, hatten sich bis zur Debütantinnenparty nicht groß für sie interessiert und sich wahrscheinlich erst dann Gedanken über eine passende Erziehung und Heirat gemacht - das hatten sie vermasselt. Außerdem schienen sie zu jener Zeit zum ersten Mal darüber nachgedacht zu haben, inwieweit der gesellschaftliche Erfolg oder Misserfolg ihrer Tochter auf sie zurückfallen würde.
    Ich nehme an, ich könnte in meiner Einstellung zu William und Charlotte etwas freundlicher sein und einen Teil ihrer vielen Fehler und Schwächen auf ihre Erziehung schieben - aber ich habe eine Menge Angehörige des alten Geldadels gekannt, und viele von ihnen waren gute, anständige Menschen, die ihre Kinder liebten und sich großzügig gegenüber ihren Freunden und den Leuten verhielten, die weniger vom Glück begünstigt waren als sie. Ein paar waren absolute Schweine, aber wenn die vierhundert im Gesellschaftsregister verzeichneten Familien zusammenkämen, um einen Preis für das größte Schwein zu verleihen, würde William Stanhope das Blaue Band gewinnen und Charlotte eine ehrenhafte Erwähnung bekommen.
    Susan öffnete den Kühlschrank und stellte fest: »Da ist nichts drin.«
    »Weniger zu schleppen.«
    »Wir sollten die Fotos

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