Nelson DeMille
allem, nachdem ich dich in deinem Auto gesehen hatte. Ich kann es nicht erklären, aber auch ohne zu wissen, wie du zu mir stehst, konnte ich so was einfach nicht machen, ohne mit dir gesprochen zu haben.«
Ich dachte, damit sollte es erledigt sein, aber Frauen überprüfen solche Sachen auf Ebenen, an die Männer nicht einmal denken, und Susan sagte zu mir: »Sie hat dich also gereizt?«
»Ganz und gar nicht. Männer brauchen keinen Grund - sie brauchen nur einen Ort.«
»Glaube mir, das weiß ich. Aber du reizt sie offenbar.« »Das geht allen so.« »Du bist ein Vollidiot.«
»Das weiß ich. Können wir -?«
»Tja, vielleicht war sie so betrunken, dass du in ihren Augen gut ausgesehen hast.«
»Dessen bin ich mir sicher. Also -« »Ich dachte, sie wäre meine Freundin.« »Das ist sie auch, Susan. Deswegen hat sie -«
»Und ich nehme an, sie hat sich sehr einsam und bedürftig gefühlt, weil ihre Mutter im Sterben liegt.« »Genau.«
Ich wartete auf eine weitere Analyse, aber Susan nahm meine Hand und sagte: »In Ordnung. Thema beendet.«
Das bezweifelte ich, deshalb wartete ich ein paar Sekunden, bevor ich erneut ansetzte: »Wie ich dir schon sagte -«
»Ich liebe dich.«
»Und ich liebe dich.«
»Ich weiß, dass du mir während unserer ganzen Ehe treu warst, und ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen.« Ich auch.
»Ich möchte dir nur klarmachen, John, dass er der Einzige war.« »Das weiß ich.«
»So viele Frauen waren hinter dir her, und ich war nie eifersüchtig. Ich habe dir völlig vertraut.«
»Das weiß ich, und du kannst mir noch immer vertrauen.« »Aber wenn du eine Affäre gehabt hättest, als ich ... als wir uns entfremdet hatten, hätte ich Verständnis dafür.«
»Gut. Ich meine -«
»Hattest du eine?«
»Natürlich nicht.« Ich hatte ein kurzes Techtelmechtel. »Ich war zu verzweifelt, um auch nur daran zu denken.«
»Es tut mir leid, dass ich dich hintergangen habe.«
»Das ist alles Vergangenheit.« Ein abgedroschener, aber passender Spruch kam mir in den Sinn, und ich sagte: »Heute ist der erste Tag vom Rest unseres gemeinsamen Lebens.«
Sie lächelte, beugte sich vor und küsste mich, dann lehnte sie sich zurück und fragte: »Wolltest du mit mir über etwas Bestimmtes sprechen?«
»Ja. Und hör bitte zu, ohne einen Kommentar abzugeben. Wie schon gesagt, hat Antony Bellarosa letzten Montag hier vorbeigeschaut.« Ich gab ihr einen kurzen Abriss des Besuchs, erwähnte Anthonys Erkundigungen nach ihr, und Susan hörte zu, ohne ein Wort zu sagen. Ich schloss mit: »Er bat mich, mit ihm zu Abend zu essen.«
»Und, hast du es getan?«
»Ja.«
»Weshalb?«
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Abgesehen davon, dass ich mir Sorgen um dich gemacht habe.«
Sie erwiderte nichts, deshalb fuhr ich fort: »Und ich nehme an, dass ich auf eine verquere Art neugierig war -« »Das verstehe ich. Erzähl weiter.«
»Na schön. Daher habe ich mich im Wong Lee's mit ihm getroffen. Ich hielt es für besser, ein italienisches Restaurant zu meiden, wenn man bedenkt, was geschehen ist... na ja, jedenfalls ist Anthony nicht so charmant oder so hell wie sein Vater, aber -«
»John, ich möchte wirklich nichts über seinen Vater hören. Ob gut oder schlecht. Sag mir einfach, was zwischen dir und Anthony vorgefallen ist.«
»Na schön.« Ich erwähnte Tony, den Fahrer, der sich nach ihr erkundigt hatte, dann erzählte ich ihr die relevanten Teile des Gesprächs mit Anthony Bellarosa und berichtete kurz von meinem Telefongespräch mit seiner Mutter. Ich schloss mit: »Ich bin aufgestanden und gegangen.«
Susan dachte über all das nach, bevor sie sagte: »Ich hoffe doch, das ist nicht das Jobangebot, das du erwähnt hast.«
»Hmm ... lass mich fortfahren.« Ich erzählte ihr von meiner zufälligen Begegnung mit Tony und Anthony auf der Grace Lane, nach der sie mich nach Oyster Bay mitgenommen hatten. Ich vermittelte ihr einen Eindruck von dem, was in Teddy Roosevelts ehemaligem Büro gesagt wurde, und versuchte ihr nicht nur klarzumachen, was über sie gesagt wurde, sondern auch, was nicht gesagt wurde. Außerdem erwähnte ich den schwarzen Cadillac Escalade und riet ihr, Ausschau danach zu halten. Ich spielte vieles von dem herunter, was besprochen worden war und was ich dachte, weil ich sie nicht beunruhigen wollte, aber ich wollte auch nicht, dass sie meinte, das Ganze würde sich von selbst erledigen, oder dass sie die Sache mit ihrer üblichen Gleichgültigkeit behandelte. Ich endete
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