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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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schauten ein zweites Mal her, und manche winkten, worauf wir zurückwinkten, aber niemand stand auf, um mit uns zu plaudern. Ich nahm an, sie waren überrascht, mich zu sehen beziehungsweise Susan und mich zusammen, und niemand wollte der Erste sein, der herkam und fragte: »Und, was soll das Ganze?« Ich wusste, dass sie sich den Mund zerreißen würden, nachdem wir durch den Raum gegangen waren, und möglicherweise würde einer damit beauftragt werden, die Sutters anzusprechen und für Aufklärung zu sorgen.
    Tatsächlich tauchte eine Frau vor uns auf, noch ehe wir durch die Doppeltür gingen, die auf die Veranda führte, und ich erkannte, dass es sich um Mrs Althea Gwynn handelte, eine der großen Damen des alten Ordens, die sich, wenn ich mich richtig erinnerte, für eine Schiedsinstanz in Sachen gute Manieren und ordentliches Benehmen hielt. Ihr Mann Dwight war, wie ich mich ebenfalls entsann, ein anständiger Mann, der entweder einen Schlaganfall erlitten hatte oder nur so tat, damit er nicht mit ihr sprechen musste.
    Jedenfalls lächelte Mrs Gwynn mich und Susan verkniffen an und sagte zu mir: »Ich hatte gehört, dass Sie zurück sind, John.« »Bin ich auch.«
    »Wie wunderbar. Und wo wohnen Sie?« »Zu Hause.« »Aha ...«
    »John und ich sind wieder zusammen«, teilte Susan ihr mit. »Das ist ja wunderbar. Ich freue mich so für Sie beide.«
    Das glaubte ich zwar nicht, aber ich erwiderte: »Danke.« Mrs Gwynn schaute mich an und sagte: »Als ich Sie das letzte Mal gesehen habe, John - es muss etwa zehn Jahre her sein -, haben Sie und Susan im Creek mit... einem anderen Paar gespeist, das, glaube ich, neu in der Gegend war.«
    »O ja, ich erinnere mich daran. Ich glaube, das waren Mr Frank Bellarosa und seine Frau Anna, vormals in Brooklyn wohnhaft.«
    Mrs Gwynn schien ein bisschen überrascht zu sein, dass ich so offen war - ich hätte bloß sagen sollen: »Ist das schon so lange her?«
    Susan sagte zu mir: »Es waren Frank und Anna. Ich kann mich daran erinnern.«
    »Das stimmt«, erwiderte ich, an Susan gewandt. »Wir haben sie in der Nachbarschaft willkommen geheißen. Aber sie sind nicht lange geblieben.«
    Mrs Gwynn wusste nicht recht, was sie sagen sollte, deshalb entschuldigte sie sich und ließ uns allein.
    Susan hakte sich bei mir unter, und wir schlenderten weiter. »Das war sehr nett von Althea, dass sie uns begrüßt hat«, sagte sie.
    »Sie ist eine wunderbare Frau«, pflichtete ich ihr bei, »setzt ihren fetten Arsch in Bewegung, um uns auszuhorchen.«
    »Na, na, John. Sie wollte bloß anmerken, dass es zehn Jahre her ist, seit sie dich zum letzten Mal gesehen hat.«
    »Richtig. Wir waren im Creek zum Essen mit... wer war das noch mal?«
    »Die Bellarosas, mein Schatz, vormals in Brooklyn wohnhaft.« Wir lachten.
    Nun ja, es war ein bisschen komisch, und Mrs Gwynn gehörte einer aussterbenden Art an und war nicht so wichtig, wie sie dachte. Aber in ihrer Welt hatte sie das getan, wozu sie auf Erden da war. Und ich war beeindruckt von ihrer unerschütterlichen Hochnäsigkeit und ihrem Snobismus, zumal Susan eine Stanhope war.
    Susan wechselte das Thema und sagte: »Ich habe deinen Wimpel, und wenn wir ein Boot kaufen, lasse ich ihn wieder aufhängen.«
    Ich hatte keine Ahnung, was aus meinem Bootswimpel geworden war; was aus meinem Boot geworden war, wusste ich sehr gut, deshalb sagte ich: »Ich bin mir nicht sicher, wie mein Status hier ist.«
    Sie dachte darüber nach und erwiderte: »Du darfst alle zehn Jahre dein eigenes Boot versenken.«
    Ich lächelte, fragte mich aber, wie viele Liebhaber man umbringen durfte, bevor man für immer ausgestoßen wurde. Ich gab mir in Gedanken eine Ohrfeige dafür.
    »Wenn wir verheiratet sind, wirst du Mitglied, und ich kaufe uns eine hübsche Zwölfmeteryacht, mit der wir in den Flitterwochen in die Karibik segeln.«
    »Der Deal wird immer besser«, stellte ich fest, fragte mich aber, ob sie sich darüber im Klaren war, dass ihre sechsstelligen Unterhaltszahlungen infolge dieser Flitterwochen ernsthaft gefährdet waren.
    Wir gingen hinaus auf die lange, rundum durch eine Plane geschützte Veranda, fanden zwei Sessel und setzten uns der Bucht zugewandt hin.
    Es war Punkt neunzehn Uhr, und die Sonne ging über dem Land im Südwesten unter. Draußen auf dem Rasen, der zum Wasser hin abfiel, bauschte sich die an einem hohen Mast hängende amerikanische Flagge in einer sanften südlichen Brise, und das Grillfest war in vollem Gang. Ich bemerkte eine Menge

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