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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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dich daran erinnerst«, sagte Susan, meinte dann aber: »Ich glaube, es war näher bei der Terrasse hier. Ich kam gerade aus dem Clubhaus, und du wolltest hineingehen.«
    »Ganz recht. Ich musste auf die Toilette.«
    »Das ist ja so romantisch.«
    »Naja ...jedenfalls habe ich dich gesehen - eigentlich hatte ich dich schon vorher gesehen und wollte rausfinden, ob du mit jemandem zusammen warst oder ob jemand wusste, wer du bist. Aber ich nehme an, das habe ich dir schon erzählt.«
    »Erzähl's mir noch mal.«
    Also gab ich die Geschichte zum Besten, wie ich ihr nachgestellt und herausgefunden hatte, dass sie nicht von einem Freund begleitet wurde, dass sie eine Stanhope und sagenhaft reich war, was mir natürlich nichts bedeutete, weil ich so gebannt war von ihrer Schönheit, ihrer Selbstsicherheit und so weiter und so fort. Jemand hätte mir einen Tipp geben und mich vor ihren Eltern warnen sollen, aber ich hatte ja nicht vor, zu heiraten; ich wollte ... nun ja, vögeln.
    Das jedenfalls haute hin, außerdem heiratete ich, und zur Strafe für meine ursprünglich ehrlosen Absichten bekam ich ihre Eltern.
    »Wenn ich daran zurückdenke, war der Spruch, den ich benutzt habe, eine göttliche Eingebung.«
    »Und was für ein Spruch war das, John?«
    »Das weißt du doch. Ich habe in Bezug auf die Braut gesagt... wie war doch gleich ihr Vorname? Jedenfalls habe ich gesagt, sie sei ein Gast bei ihrer eigenen Hochzeit. Erinnerst du dich?«
    Susan saß einen Moment lang schweigend da, bevor sie mir mitteilte: »Das war das dritte Mal, dass ich den Spruch an diesem Abend gehört habe.«
    »Nein.«
    »Und ich habe mir geschworen, dass ich dem nächsten Mann, der das zu mir sagt, erklären würde, dass er ein Idiot sei.« »Wirklich?« »Wirklich. Und das warst du.« »Naja ... ich fand das lustig. Und du hast gelacht.«
    »Ich habe gelacht. Und deshalb wusste ich, dass du etwas Besonderes warst.« »Ich bin froh, dass du gelacht hast. Du warst die erste Frau an diesem Abend, die das getan hat.«
    Die Bedienung kam mit zwei weiteren Dunklen und Stürmischen vorbei, außerdem brachte sie eine Platte Crudites und eine Platte Shrimps, die, wie ich vermutete, Susan bestellt hatte.
    Und so saßen wir da, tranken, redeten und sahen zu, wie die Sonne unterging.
    Bei Sonnenuntergang ertönte der Zapfenstreich, die Kanone auf dem Rasen donnerte los, und alle standen schweigend da und schauten zur Flagge, als sie eingeholt wurde.
    Der Fahnenjunker faltete sie zusammen und trug sie fort, und Susan sagte zu mir: »Erinnere dich an diesen Tag.« »Bis zu meinem Tod.« »Ich auch.«
    36
    Susan und ich wachten im selben Bett auf, und nach zehn Jahren dauerte es ein paar Minuten, bis wir uns wieder darauf eingestellt hatten. Gott sei Dank hatte ich sie nicht mit einem anderen Frauennamen angeredet, und sie hatte auch meinen Namen auf Anhieb hinbekommen, aber um sechs Uhr morgens war es trotzdem ein bisschen irritierend.
    Binnen einer halben Stunde jedoch kehrten wir wieder zu unserer alten Morgenroutine zurück, zogen uns an und gingen hinunter.
    Nach einem herzhaften Holzfällerfrühstück, bestehend aus Joghurt, Müsli und Fischölkapseln, teilte ich Susan mit: »Wir fahren zum Polizeirevier, und du erstattest eine Anzeige.«
    Sie ging nicht darauf ein, deshalb stand ich auf und sagte: »Lass es uns gleich machen.«
    Sie blieb sitzen. »Er hat mir eigentlich gar nicht gedroht.« »Hat er doch.«
    Sie warf mir einen kurzen Blick zu, erhob sich und griff nach ihrer Handtasche. Ich zog meinen blauen Blazer an, dann verließen wir das Haus und stiegen in ihren Lexus.
    Ich fuhr nach Süden, zum Zweiten Revier des Nassau County Police Department, das etwa eine halbstündige Autofahrt von Stanhope Hall entfernt war - und eine halbe Welt.
    Die Kriminalpolizisten dieses Reviers waren es gewesen, die vor zehn Jahren zuerst auf die Meldung des FBI reagiert hatten, dass es in Alhambra eine Schießerei gegeben habe, und ich vermutete, dass es dort noch Leute gab, die sich an den Vorfall erinnerten. Wie könnten sie so etwas vergessen? Daher würde uns die nötige Aufmerksamkeit zuteilwerden, wenn auch nicht die Aufmerksamkeit, die wir wollten, was daran lag, dass das FBI dem Staat den Fall entrissen und das Justizministerium Susan trotz des Mordes freigesprochen hatte.
    Vielleicht war die Bezirkspolizei inzwischen darüber hinweg, zumal sie durch unsere Anzeige die Gelegenheit bekam, Mr Anthony Bellarosa, dem Erben des bösen väterlichen Imperiums, ein

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