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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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schön ... aber ich möchte, dass du sie anrufst und ihr sagst, dass wir wieder beisammen sind.«
    »Wird gemacht, aber dann ruft sie dich an und versucht es dir auszureden.« »John -«
    Ich unterbrach sie: »Es war nett von dir, dass du Elizabeth zum Essen eingeladen hast.«
    »Ich mag sie.«
    Wenn sie ja gesagt hätte, hätte sie sie nicht mehr gemocht. Nichtsdestotrotz war es eine nette Geste. Susan war immer liebenswürdig zu ihren Freundinnen. »Elizabeth ist eine der Letzten aus der alten Clique.«
    Ich nickte und dachte an all die anderen Leute, die wir gekannt hatten und die gestorben waren, und an diejenigen, die weggezogen waren. »Das ist sie in der Tat«, erwiderte ich.
    Susan fügte hinzu: »Wie ich feststellen musste, sind nicht mehr allzu viele übrig.« »Nun ja, ich bin wieder da, und du bist wieder da. Wir werden in den Wohnanlagen neue Freunde finden.« »Das glaube ich nicht.«
    Wir hielten Händchen, als wir zum Auto liefen. Und das Glück war mir hold, denn wir erreichten den Wagen, ohne jemandem über den Weg zu laufen, den ich nicht treffen wollte. Aber mir war klar, dass ich sie spätestens bei Ethels Beerdigung alle sehen würde. Ironischerweise war Susan einer der Menschen, denen ich gestern noch ungern begegnet wäre. Und jetzt... tja, es stimmt - das Leben bietet eine Überraschung nach der anderen. Ein paar angenehme, ein paar nicht so angenehme.
    Wir fuhren zur Centre Island, die eigentlich eine Halbinsel ist, aber wenn man in einem zehn oder zwanzig Millionen Dollar teuren Herrenhaus an der Oyster Bay oder dem Sund lebt, kann man sie nennen, wie man will.
    Wir fuhren auf den Parkplatz vor dem Seawanhaka Corinthian Yacht Club, und wie erwartet sah das Clubhaus genauso aus wie bei meinem letzten Besuch und noch fast genauso wie im Jahr 1892, als es gebaut wurde. William Swan, ein guter Freund von Teddy Roosevelt, war einer der Gründer des Clubs und sein erster Kommodore gewesen, und wenn er heute in den Hafen segeln würde, könnte er das große, zweistöckige Clubhaus mit dem spitzen Giebel, den mit Schindeln verkleideten Wänden, den weißen Fensterrahmen und den schwarzen Fensterläden mühelos wiedererkennen. Und falls sich in meiner Abwesenheit nichts verändert hatte, würde er sich auch drin sofort wie zu Hause fühlen. Die Bekleidungsvorschriften hatten sich natürlich geändert, aber die Herren trugen noch immer Sakkos, auch wenn Krawatten nicht mehr grundsätzlich erforderlich waren. Und was die Damen anging, so kleideten sie sich zwar konservativ, aber die alten Jungs wären trotzdem schockiert darüber, wie viel Haut sie zeigten.
    Der Club war bereits 1871 gegründet worden, womit er einer der ältesten Corinthian Yacht Clubs in Amerika war - »Corinthian« bedeutete, dass die Yachtbesitzer mit ihren eigenen Booten segelten und Regatten fuhren, ohne Hilfe von professionellen Seemännern, ganz im Geist der alten Korinther, die offenbar die ersten Menschen gewesen sind, die aus Spaß bei Amateurregatten miteinander wetteiferten. Den größten Spaß, den ich jemals beim Segeln hatte, erlebte ich eher zufällig, als ich William und Charlotte dabei zusah, wie sie sich bei einem Sturm auf dem Sund an Bord der Paumanok die Eingeweide aus dem Leib kotzten. Ich erinnere mich gern an diesen Tag.
    »Worüber lächelst du?«, fragte Susan.
    »Über dich, mein Schatz.«
    Ich parkte auf dem mit Schotter bestreuten Platz und bemerkte, dass an diesem schönen Sommerabend eine Menge Autos - größtenteils SUV - dort standen, und Susan erklärte mir: »Heute Abend ist Salty Dog.«
    Das ist ein Grillfest im Freien, und weil ich mir nicht sicher bin, woher der Name kommt, aß ich vorsichtshalber nie die Spareribs.
    »Aber ich habe uns einen Tisch im Speisesaal reservieren lassen, damit wir allein sind.«
    »Gut.« Als wir zum Clubhaus gingen, fragte ich: »Besitzen wir eine Yacht?«
    Susan lächelte. »Nein. Ich wollte nur wieder in den Club eintreten. Aus gesellschaftlichen Gründen.«
    Das konnte so viel heißen wie Leuten begegnen, manchmal auch Männer genannt. »In der guten alten Zeit wurden alleinstehende Frauen nicht aufgenommen«, erinnerte ich sie.
    »Tja, Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei. Was würdet ihr ohne uns machen?«
    »Ich kann es mir nicht mal vorstellen.«
    Als wir uns dem Clubhaus näherten, kamen mir mit einem Mal Bedenken. Immerhin hatte man mich höflich, aber ohne genauere Angabe von Gründen aufgefordert, meine Mitgliedschaft aufzugeben, möglicherweise weil ich

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