Nelson DeMille
junger Paare und Kinder - mehr, als ich von früher in Erinnerung hatte. Das Einheitsvillenvolk.
Susan und ich waren als Teenager mit unseren Eltern hierhergekommen, aber die Stanhopes und die Sutters kannten einander nicht, und weder Susan noch ich konnten uns entsinnen, uns jemals begegnet zu sein, und wenn, dann war es nicht erinnernswert.
Mein Vater hatte eine wunderschöne, fünf Meter lange Thistle besessen, und er brachte mir das Segeln bei, was eine meiner schönsten Erinnerungen an ihn ist.
William alias Kommodore Kotzbrocken, mein einstiger und künftiger Schwiegervater, hatte nicht mal ein eigenes Segelboot besessen; er konnte nicht segeln, besaß aber eine Reihe von Motoryachten, obwohl man hier im Club nicht gerade begeistert von Motoryachten war. William und Charlotte waren vor allem aus gesellschaftlichen Gründen Mitglied im Seawanhaka Corinthian, aber davon verstand er ebenso wenig.
Ich schaute auf die drei Bootsanleger des Clubs, die etwa dreißig Meter weit in die Bucht hinausragten. Auf dem Anleger des Junior Clubs tummelten sich lauter Halbwüchsige, Männlein wie Weiblein, die froh waren, ihren Eltern entronnen zu sein, und sich allem Anschein nach in Balzritualen ergingen. Ich entsann mich, dass ich das Gleiche gemacht hatte, als ich jung war, und ich entsann mich auch, dass die Jungs und sogar ein paar Mädchen jede Menge Blödsinn auf dem Steg machten und für gewöhnlich irgendjemand im Wasser landete. Ich fragte Susan: »Bist du jemals ins Wasser geworfen worden?«
»Mindestens einmal pro Woche. James Nelson, dieser garstige Junge, wollte mir immer seine pubertäre Zuneigung beweisen, indem er mich vom Steg warf.«
»Du hättest ihn heiraten sollen.«
»Hätte ich ja, aber ich habe befürchtet, dass er da nie raus wachsen wird. Hast du Mädchen vom Steg geworfen?«, fragte sie mich.« »Schon möglich.«
»Hat dich jemand vom Steg geworfen?«
»Nur meine Mutter, und auch nur dann, wenn sie einen Anker gefunden hat, den sie mir an die Knöchel binden konnte.« »John. Sei nicht so ekelhaft.«
Wir hielten Händchen und schauten nach Süden über das Wasser. Ich sah die Lichter von Oyster Bay, wo ich beinahe einen neuen Arbeitsplatz gehabt hätte, und fragte mich, ob Anthony dieses Haus immer noch kaufen wollte. Ich ärgerte mich natürlich, dass dieser Mann, dessen Vermögen so eng mit kriminellen Umtrieben verbunden war, so viel Geld besaß. Bei seinem Vater war es mir genauso gegangen. Aber ich sagte mir auch, dass solche Menschen nachts nicht gut schliefen. Und falls doch, wurden sie von Angst und Bangen heimgesucht, wenn sie wach waren. Und für gewöhnlich ereilte sie früher oder später das Gesetz oder eine Kugel. Ich hoffte, dass Anthony möglichst bald von einer Kugel ereilt wurde. »Es ist so schön hier«, sagte Susan.
»Das ist es.« Die Sonne funkelte auf dem Wasser, ein paar Dutzend Segel- und Motorboote waren draußen in der Bucht, und Schönwetterwolken zogen langsam über den blauen Himmel. Ich schaute nach Südwesten, in Richtung Cove Neck, wo Teddy Roosevelts Haus Sagamore Hill jetzt eine nationale Gedenkstätte war und wo noch immer ein paar Roosevelts lebten, darunter auch alte Freunde von uns. Ich fragte Susan: »Hast du noch Kontakt mit Jim und Sally?«
»Bis vor ein paar Jahren«, erwiderte sie, »aber sie sind nach San Diego gezogen.«
»Was machen sie in Mexiko?«
»Südkalifornien. Hör auf, den Ostküstensnob zu geben.« »Guck mal, wer da spricht.«
»Ich habe eine Entschuldigung - ich wurde als Snob geboren. Du musstest Nachhilfe nehmen.«
»Da ist was dran.«
»Wir sollten hineingehen.«
»Lass uns das Essen absagen und hier sitzen bleiben.« »In Ordnung. Ich bin gleich wieder da.«
Susan stand auf und verschwand im Clubhaus. Ich betrachtete eine zwölf Meter lange Yacht, die mit vom Wind geblähten Segeln einlief, und konnte regelrecht das Ruder in meiner Hand und das sich krängende Deck unter meinen Füßen spüren.
Susan kehrte zurück und sagte: »Die Sutters trinken heute Abend nur.«
»Die Sutters sind Leute nach meinem Geschmack.«
Wir saßen da, blickten auf das funkelnde Wasser und das Land rund um die Bucht, auf den Himmel und die Boote, die jetzt ihre Positionslichter gesetzt hatten und ihre Liegeplätze ansteuerten, während der Himmel dunkler wurde.
Ich schaute hinaus auf den östlichen Rasen und sagte: »Dort haben wir uns kennengelernt. Genau da, wo das Hochzeitszelt aufgestellt war.«
»Ich finde es so süß, dass du
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